Straßenkarneval Amazonencorps führt den Rosenmontagszug an

Krefeld · Die elf Reiterinnen sind alle erfahren, die Pferde sind eigens für Umzüge, Musik und Trubel geschult. Dennoch gilt es einiges zu beachten.

 Das 1. Amazonencoprs führt den Rosenmontagszug an. Doch um Pferde im Karneval gibt es eine Debatte.

Das 1. Amazonencoprs führt den Rosenmontagszug an. Doch um Pferde im Karneval gibt es eine Debatte.

Foto: NN

Birgit Esters und ihr Pferd sind ein Team, genauso wie die weiteren Reiterinnen des 1. Amazonencorps der Stadt Krefeld 1977. Sie führen traditionell den Rosenmontagszug an - und sehen dem gelassen entgegen. Das Land NRW hat auf Debatten über Pferde in Karnevalsumzügen reagiert und vom Umweltministerium Leitlinien für Behörden und Vereine erstellen lassen. Die sollen nach Unfällen in Umzügen in Köln und Bonn „einen größtmöglichen Schutz der Pferde und die Sicherheit von Beteiligten und Zuschauern“ gewährleisten. Noch ist es nur ein Entwurf. Doch schon heute sind etliche Vorkehrungen zur Sicherheit im Zug getroffen.

Das Amazonencorps wird am Montag den Umzug mit elf Pferden anführen. „Wir sind zwar 20 Reiterinnen, aber einige sind derzeit in Mutterschaft oder Krankheit verhindert“, erzählt Birgit Esters. Die Aufgabe hatten die Frauen von der Reiterstaffel der Polizei übernommen, als diese aufgelöst wurde. „Vor Pferden weichen Menschen zurück, damit bilden wir die notwendige Gasse für die nachfolgenden Gruppen und Wagen.“ Dennoch müssten alle vor allem Kinder im Auge haben. „Wir werfen extra kein leichtes Poppcorn, das unter uns am Boden liegenbleiben könnte und Kinder animiert, unter die Pferde zu springen“, erzählt Birgit Esters. Ein Risiko, was bei einem vielleicht auch mal austretenden Pferd gefährlich werden könnte. Dennoch würden einzelne Eltern ihre Kinder immer wieder losschicken, um Süßes aufzusammeln, berichtet Volker Thürnau vom Comitée Crefelder Carneval, der einst selbst als Reiter und heute als stellvertretender Zugleiter diese Beobachtung macht.

„Unsere Pferde sind alle sehr sicher und umzugserprobt“, sagt die Geschäftsführerin der Amazonen, die selber seit 35 Jahren reitet. Denn entgegen der Annahme, dass sie alle Hobby-Reiterinnen wären, die ein- zweimal im Jahr mit ihrem Pferd am Zug teilnehmen, fahren alle Amazoen alle zwei Wochen ins niederrheinische Haldern zu Alois Schweckhorst zum Reiten. Der Pferdewirt und -trainer hat dort ein Gestüt, auf dem schon in zweiter Generation Pferde für ihren Einsatz im Karneval oder auf Schützenfesten, zu Martinszügen oder auch für Filmaufnahmen trainiert werden. „Wir sind durch unsere regelmäßigen Besuche vertraut mit den Tieren.“ Und umgekehrt.

Polizei achtet auch auf die Sicherheit der Tiere

Die Pferde sind an Musik, Menschenmengen, plötzlich auftretende laute Störgeräusche und Trubel gewöhnt. Ihre mentale Stärke und ihr Charakter ebenso wie eine intensive, aufeinander aufbauende Gewöhnung an all das lässt sie in ihrer Herde die sieben Kilometer lange Zugstrecke ruhig abgehen. „Beruhigungsmittel jeglicher Art kriegen sie nicht“, betont Birgit Esters. Die sind ein „absolutes Tabu“ für die Reiterin. Das könne dazu führen, dass im Einzelfall ein solch sediertes Tier völlig apathisch stehen bleiben und nicht mehr bewegt werden könnte; ein anderes mit der gleichen Dosis behandeltes Tier könnte hingegen unkontrollierbar werden.

Dass die Tiere dennoch nicht in eine kritische Situation kommen, wenn beispielsweise ein Betrunkener – wie im vergangenen Jahr geschehen – eine Dose auf ein Pferd wirft, dafür sorgen neben den Reitern jeweils eine weitere Person, die daneben hergeht, aber auch die Polizei. Im vergangenen Jahr hat Birgit Esters ihr Tier in dem Fall gewendet und ist mit einem Polizisten zu dem Dosenwerfer hin geritten. Der bekam eine Ordnungsstrafe.

Von den geplanten Richtlinien des Umweltministeriums hält Birgit Esters nicht so viel. Das verstehe sich doch von ganz allein, dass im Zug wie auch auf dem Pferd nicht geraucht, getrunken oder telefoniert werde. „Das gilt doch weitestgehend auch am Steuer.“ Dass Reiter selber künftig nur noch 15 Prozent des Körpergewichtes eines Pferdes auf die Waage bringen dürfen, hält sie für unrealistisch. Bei 500 Kilo an Gewicht eines Pferdes dürfte der Reiter nicht mehr als 75 Kilo wiegen. Diese Vorschläge würden derzeit in der Deutschen reiterlichen Vereinigung beraten.

Schon heute fährt im Rosenmontagszug eine Tierärzin am Ende des Zuges mit, um bei einer unerwarteten Verletzung eines Tieres rasch zur Stelle zu sein. Jedes von ihnen besitze einen Pferdepass und eine eingetragene Chip-Nummer sowie einen Versicherungsschein – soweit die Regularien. Die Amazonen planen außerdem, alle den Pferdeführerschein Reiten noch zusätzlich zu machen. Das ist ein Kompetenznachweis für den richtigen und artgerechten Umgang mit dem Pferd sowie für das sichere Reiten. Der Rosenmontag kann für Pferde und Reiterinnen kommen.

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