Junges Krefeld : Wie junge Leute Krefeld prägen
Krefeld Es gibt einige Gründe, den Krefelder Hauptbahnhof scheußlich zu finden. Unser Autor erklärt, warum er trotzdem ein ganz besonderer Ort ist.
Guten Morgen,
würden Sie Krefeld als junge Stadt bezeichnen? Ja? Nein? Ich vermute, dass wir bei einer Abstimmung ein eindeutiges Bild hätten. Ein Mini-Winz-Bruchteil würde wohl für „Ja“ stimmen, eine Mehrheit vermutlich für „Nein“. Unter junger Stadt versteht man doch etwas anderes. Münster zum Beispiel – die Stadt von Fahrrädern und Studierenden, Studierenden und Fahrrädern. Oder Würzburg, wo die jungen Leute an Sommerabenden entlang des Main sitzen.
Aber Krefeld? Bei uns ist es gefühlt nicht so jung. Klar, da ist die Hochschule irgendwo im Krefelder Süden. Aber viele, die dort studieren, studieren eben dort – und pendeln dann schnell wieder weg. Das Freizeitangebot in der Stadt ist schließlich begrenzt, was etwa Bars und Kneipen für junge Erwachsene angeht. Hier gibt es Kneipen, die Klause heißen, und oft so altertümlich anmuten wie ihr Name. Klar, das hat sein Publikum und seine Berechtigung. Nur macht es die Stadt eben nicht jünger.
Junge Städte stehen oft auch für Fortschritt. Was war der letzte Trend, bei dem Krefeld vorne dabei war? Was kommt Ihnen da in den Sinn? Mir fällt, überspitzt gesagt, nach Samt und Seide nicht mehr viel ein. Danach kam vielleicht noch Bubble Tea. Sie erinnern sich an diese süße Plörre mit den kleinen Gelee-Kugeln unten drin? Vor ein paar Jahren war das Zeug ziemlich hip – und für kaum mehr als ein Jahr tauchten in Ladenlokalen in der Innenstadt Bubble-Tea-Fachhändler auf. Es waren nie da gewesene Werte auf der Bubble-Tea-Skala. Womöglich kommt der Trend nun sogar mit Neueröffnungen in die Innenstadt zurück – naja.
Kurz um: So sonderlich jung, innovativ und frisch kommt Krefeld oft nicht daher. Das könnten wir hinnehmen oder darüber meckern. Ich möchte mit Ihnen einen anderen Weg gehen. Denn ich bin überzeugt, dass Krefeld das Zeug zu einer jungen Stadt hat. Ich gehe sogar weiter: Schon heute ist Krefeld deutlich vitaler als eine Aktionärsversammlung bei der Deutschen Post.
Während meiner Arbeit hier in Krefeld habe ich immer wieder junge Leute im Sport, im Geschäftsleben oder beim gesellschaftlichen Engagement kennengelernt. Mal sind das junge Menschen, die gerade aus der Schule raus sind, mal sind sie Mitte zwanzig oder fast 30 Jahre alt. Alle haben sie eins gemeinsam: Sie verfolgen hier in Krefeld ihre Ideen und Ideale. Krefeld ist dabei für sie alles andere als eine Strafe.