Oppum Bauverein sorgt sich um die Zukunft der Geismühle

Oppum · Im Zuge des Ausbaus der Autobahn wird es keinen Zugang von der A57 zur Mühle mehr geben. Die Ehrenamtlichen, die sich um das Denkmal kümmern, haben aber noch ein anderes Problem.

 Hans Winter und Willi Hanenberg vom Bauverein Geismühle kümmern sich um das Denkmal im Hintergrund.

Hans Winter und Willi Hanenberg vom Bauverein Geismühle kümmern sich um das Denkmal im Hintergrund.

Foto: Dirk Jochmann

Schon vor Jahren ist der Geismühle der Tod erklärt worden, wenn von der A57 kein Zugang mehr besteht. Irgendwann im Jahr 2022 soll laut Landesbetrieb Straßen.NRW der Ausbau der Raststätte beginnen – „wenn überhaupt“, erklärt ein Sprecher unserer Redaktion. Trotz des jahrelangen Protests des Mühlen-Bauvereins wird es dann keinen Zugang von der Autobahn mehr geben. Planer von Straßen.NRW haben immer wieder betont, dass sie das bedauern, es habe aber keine andere umsetzbare Möglichkeit gegeben. Auch die Autobahnkapelle wird nicht mehr von der A57 erreichbar sein. Der Lärmschutz der Anwohner gehe vor. Die Planungen – mit einer Brücke, die von der Westseite (Geismühle) auf die Ostseite (Neuer Standort der Raststätte) führen soll – ließen keine andere Möglichkeit zu.

Aber bedeutet das wirklich den Tod des Denkmals? Ganz so drastisch drücken es zwei der sogenannten „Mühlenspechte“ nicht aus. Ein anderes Thema bereitet den Ehrenamtlern aber noch zusätzlich Sorgen. Was für Hans Winter, erster Vorsitzender des Bauvereins, und Willi Hanenberg sicher ist: Es wird einen drastischen Rückgang bei den Besucherzahlen geben. Die Hälfte der Sonntagsgäste komme direkt von der A57 zum Bauwerk – teilweise ganze Reisegruppen, wenn ein Bus Halt mache.

Das Bauwerk sei vor rund 700 Jahren noch ein vorgelagerter Wachturm der Burg Linn gewesen. Drohte Gefahr, sei ein Signal gegeben worden. Als Mühle werde das denkmalgeschützte Bauwerk seit circa 500 Jahren genutzt. Bis 1945 sei sie noch in Betrieb gewesen, dann habe eine Luftmine das Anwesen des Müllers getroffen, erklärt Willi Hanenberg. Der scheint zumindest einen Teil seines Herzens an das Bauwerk verschenkt zu haben. Schon mit fünf Jahren habe er dort Hefe für den Wochenendstuten geholt, erzählt der 87-Jährige. Auf einem alten Schwarz-Weiß-Foto ist das Anwesen samt Mühle noch zu sehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg holten Anwohner immer wieder Holzelemente aus der Mühle, für den eigenen Bedarf, erklärt Hanenberg.

Schwere Teile seien aber verschont geblieben. In dem alten Bauwerk ist es auch an sonnigen Tagen kühl. Das Innenleben gleicht einem tonnenschweren Bausatz aus Holz. Dabei wirkt es für Außenstehende wie ein Wunder, dass die Haube mitsamt Flügeln theoretisch mithilfe einer Winde von außen von einer Person in die gewünschte Windrichtung gedreht werden kann. „Wir machen es aber zu zweit“, erklärt Winter. Das mechanische Prinzip sei seit 500 Jahren unverändert geblieben.

Circa 4000 Stunden Eigenleistung habe der 2004 gegründete Verein investiert, um das Bauwerk in wenigen Jahren restaurieren zu können und wieder zugänglich zu machen. Heute schwingt Zähneknirschen mit, wenn die Mühlenspechte ihre Geschichte erzählen: Die Stadt sei zwar Eigentümer, ihre Haftpflichtversicherung müssten die Ehrenamtlichen aber selber bezahlen, so Winter. Eine Fußnote in Anbetracht eines anderen Problems: Beim engeren Kreis der Ehrenamtlichen stehe die acht vorne, Winter selbst werde bald 70 — „wir brauchen dringend Nachwuchs“, sagt er. Es gebe zwar auch jüngere im Verein, aber die hätten auch viel mit Arbeit und Familie zu tun.

So wächst der Druck auf die Mühlenspechte von zwei Seiten. Der Besucherfluss von der Autobahn droht zu versiegen und dem Verein fehlt der Nachwuchs. Und trotzdem geben sie nicht auf. Jeden ersten und dritten Sonntag zwischen Mai und Oktober ist geöffnet. Und zu Pfingsten wird über Wochen gemahlen, damit es am Mühlentag das passende Brot gibt.

 Diese alte Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt das Anwesen des Müllers vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.

Diese alte Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt das Anwesen des Müllers vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Und dann wird Willi Hannenberg doch noch drastisch: Es sei, als würde eine Käseglocke über das Denkmal gestülpt, „wenn die Lärmschutzwand den Wind nimmt“. Auch die geplante Transparenz im oberen Bereich der teilweise mehr als sieben Meter hohen Lärmschutzwand sei da nur ein schwacher Trost: Man könne sie zwar von der Autobahn sehen, komme aber nicht hin. Hanenberg glaube nicht daran, dass Reisende abfahren und einen kilometerlangen Umweg nehmen: „Das macht kein Mensch.“

Aber drehen sich die Flügel der Mühle dann gar nicht mehr? Zumindest bleibe der Ostwind aus. Und nur der sei laut Müllersweisheit konstant und kraftvoll. Aber: Auch mit Westwind können sich die Flügel noch drehen, so Hanenberg. Der Lärmschutz bringt also nicht den Tod. Es müssen aber wohl neue Wege gefunden werden.

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