Impfauffrischung zum Schutz vor Corona Warum die Booster-Impfung notwendig ist

Krefeld · Der Ärztliche Leiter des ehemaligen Krefelder Impfzentrums auf dem Sprödentalplatz erklärt, was es mit den Booster-Imfungen auf sich hat. Weihnachtsmärkte würde Dr. Wilhelm Stutzinger derzeit absagen.

 Wilhelm Stutzinger war Ärztlicher Leiter des Impfzentrums auf dem Sprödentalplatz. 

Wilhelm Stutzinger war Ärztlicher Leiter des Impfzentrums auf dem Sprödentalplatz. 

Foto: Dirk Jochmann

Seit September wird in Deutschland die sogenannten Booster-Impfung empfohlen. Mit dieser dritten Impfung soll der Impfschutz gegen Corona aufgefrischt werden. Wie notwendig dies ist, erläutert Dr. Wilhelm Stutzinger, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und Ärztlicher Leiter des (seit einigen Wochen geschlossenen) Krefelder Impfzentrums auf dem Sprödentalplatz.

Warum ist eine  Booster-Impfung überhaupt notwendig?

Laut Wilhelm Stutzinger ist sie insbesondere bei älteren Personen erforderlich, deren Impfschutz mittlerweile nachgelassen hat. Je länger die ersten beiden Impfungen zurückliegen, desto größer sei die Gefahr einer Infektion.

Wann sollte die dritte Impfung gegen Corona erfolgen?

„Frühestens sechs Monate nach der Komplettimpfung“, sagt Dr. Stutzinger. Empfohlen werde dies vor allem für gefährdete Gruppen (Alte, Vorerkrankte). Aber ebenso für Personen, die einmal mit Johnson & Johnson und zweimal mit Astrazeneka geimpft worden sind.

Wie stark werden Booster-Impfungen schon nachgefragt?

Dank schlechter politischer Kommunikation durch Bund und Land, so kritisiert Dr. Stutzinger, erlebe seine Praxis sowie die seiner Krefelder Kollegen jetzt schon einen großen Ansturm von jüngeren Personen, die sich zum dritten Mal impfen lassen möchten, obwohl die sechs Monate noch nicht vorbei sind. „Auch die kleine Impfstation am Stadthaus wird deshalb überlaufen.“ Für eine Drittimpfung aller Personengruppe zum jetzigen Zeitpunkt seien die organisatorischen Voraussetzungen aber gar nicht geschaffen worden. Im Gegenteil: Impfzentren wie das auf dem Sprödentalplatz seien auf Veranlassung des Landes geschlossen worden. Selbst einen Stand-by-Betrieb habe man abgelehnt – und jetzt müsse man wieder neue eröffnen. „Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.“

Ab wann sollte man sich um einen Impftermin bemühen?

Dr. Stutzinger empfiehlt, sich schon sechs bis acht Wochen vor dem Zeitpunkt, an dem die Booster-Impfung notwendig wird, in den Praxen um einen Termin zu bemühen. Denn wegen des großen Ansturms muss mit Wartezeiten gerechnet werden. Impfstoff sei jedoch ausreichend vorhanden. Dieser wird nach einer Bestellung mit zweiwöchigem Vorlauf vom Bund zugeteilt, wie Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen am Dienstag informierte.

Welche Impfungen werden im neuen Zentrum möglich sein?

Am kommenden Montag öffnet die Stadt Krefeld ein neues Impfzentrum im Seidenweberhaus. Bis zu fünf Impfstraßen könnten dort eingerichtet werden. Neben Booster- werden auch Erst- und Zweitimpfungen möglich sein.

Sollten auch geimpfte Personen weiter eine Maske tragen?

Wilhelm Stutzinger empfiehlt die Mund-Nasen-Bedeckung unbedingt auch für vollständig Geimpfte. Diese seien oft viel zu sorglos. „Impfdurchbrüche“ seien häufig auf ungeschützten Kontakte mit Personen zurückzuführen, die eine hohe Virenlast tragen – etwa Kinder.

Was ist derzeit von Weihnachtsmärkten und Karneval zu halten?

Großveranstaltungen wie Weihnachtsmärkte und Karnevals­trubel wie vor einigen Tagen in Köln („Da wird mir ganz anders“) würde Stutzinger zum jetzigen Zeitpunkt absagen, wenn er zu entscheiden hätte. Bayern sei hier schon weiter als NRW. „Ich bin definitiv für einen Lockdown für Ungeimpfte“, ergänzt der Mediziner. Das sei aber im Land wohl nicht durchsetzbar. Die Zeit der Aufklärungskampagnen für eine Erstimpfung ist aus seiner Sicht dagegen vorbei.

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