Krefeld verliert einen Experten für Suchtfragen

Nach fast 37 Jahren bei der Caritas ist Ende Juli Schluss: Wolfgang Bach wechselt in die Altersteilzeit.

Krefeld. Die Augen von Wolfgang Bach leuchten, wenn er über seine Arbeit in den vergangenen 37 Jahren bei der Caritas spricht. Dabei hat er in seinem Berufsleben auch viel Leid und Not gesehen, wenn Menschen durch die Abhängigkeit von Alkohol und Drogen den Boden unter den Füßen und im schlimmsten Falle ihr Leben verloren haben. "Auch wenn ich sicherlich in einem anderen Beruf als dem des Sozialarbeiters das zigfache verdient hätte, so viel gemeinsam mit anderen Menschen bewegt und Richtungsweisendes auf den Weg gebracht hätte ich an anderer Stelle bei weitem nicht", sagt er dankbar.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Ellen Karrenberg-Bach, Psychologin und Leiterin der Beratungsstelle für Alkohol- und Drogenfragen, hat er in den vergangenen Jahrzehnten die Strukturen der Suchthilfe in Krefeld organisiert, vorangetrieben und geprägt. "Unser Vorteil war es noch, experimentieren zu dürfen", erzählt der 61-Jährige rückblickend.

So beispielsweise, als sie in der Anlaufstelle an der Südstraße mit Drogenabhängigen gemeinsam kochten, um ihnen zumindest hin und wieder eine Verschnaufpause vom rauhen Leben auf der Platte und eine warme Mahlzeit anzubieten. Als sich einer der süchtigen Männer dabei allerdings heftig in den Finger schnitt und blutete, erinnerten sich die Mitarbeiter schlagartig daran, dass er ja auch an Hepatitis C und Aids erkrankt sein könnte - und damit jedermann anstecken konnte. "Daraus ist dann die Idee für das Café Pause entstanden", erzählt Bach. Die zentrale Anlaufstelle für Konsumenten illegaler Drogen gibt es nunmehr seit 1991, seit 2006 ist sie am Westwall67 beheimatet.

Die von ihm in Krefeld aufgebaute Suchthilfe hat Ende der 80er Jahre bundesweit bereits eine Vorreiterrolle eingenommen. Damals gab es noch eine Trennung zwischen der Beratung von Konsumenten legaler Drogen wie Alkohol und Medikamente sowie der Beratung von Konsumenten illegaler Drogen. 1979 wurden diese beiden Bereiche an der Südstraße 43 zusammengelegt.

"Wir hatten festgestellt, dass Leute, die LSD oder Alkohol exzessiv konsumierten, eher bei der Gruppenarbeit zusammenpassen, als junge und ältere Alkoholiker", erklärt der gebürtige Düsseldorfer. Die 18-Jährigen litten eher unter Ablöseschwierigkeiten aus dem Elternhaus, 35 Jährige hingegen unter dem drohenden Verlust ihrer Arbeitsstelle und ihrer Familien. "Mit diesem neuen Ansatz in der Gruppenarbeit waren wir in NRW richtungsweisend."

Seither ist Vieles in Krefeld entstanden. Längst gibt es die Supervision für Mitarbeiter, Selbsthilfegruppen, die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft mit Vertretern verschiedener Einrichtungen und Institutionen als starkes Netzwerk, die Notschlafstelle, die "Ambulante Rehabilitation Sucht" in Zusammenarbeit mit dem Alexianer Krankenhaus, den Einsatz von zwei Streetworkern und seit einigen Jahren auch Betreutes Wohnen gemeinsam mit dem Katholischen Verein für soziale Dienste.

Mit alledem ist für Bach jetzt bald Schluss. Gemeinsam mit seiner zwei Jahre jüngeren Frau wechselt er in die Altersteilzeit und will nichts mehr tun, was ihn dauerhaft zu bestimmten Zeiten verpflichtet. "Wir werden viel reisen", erzählt er, während seine Augen noch einen Deut stärker leuchten.

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