Verkehr Kommunalbetrieb sucht 120 Test-Autofahrer

Krefeld · Krefeld beteiligt sich am Forschungsprojekt Citram für eine bessere Verkehrssteuerung. Teilnehmer sollten häufig die Uerdinger und Cracauer Straße nutzen.

Der Kommunalbetrieb Krefeld (KBK) sucht ab sofort 120 Test-Autofahrer, die über einen Zeitraum von acht Wochen regelmäßig auf der Uerdinger Straße sowie der Cracauer Straße/Bismarckplatz/Friedrich-Ebert-Straße und entsprechenden Querverbindungen unterwegs sind.

Die Messperiode der „Bürger-Flotte“ dauert vom 30. März bis 25. Mai, soll Erkenntnisse über den Einfluss der Ampelschaltung auf den Verkehrsfluss liefern und Autofahrer direkt informieren, wie sie per Grüner Welle am besten vorwärts kommen. Voraussetzungen für die Teilnahme: Ein eigenes Auto und ein Smartphone (siehe Kasten).

Damit werden die Bürger direkt an dem Forschungsprojekt Citram beteiligt, nach dem die Stadt bereits im April 2018 die Fühler ausgestreckt und später dann auch entsprechende Förderzusagen in Höhe von knapp 56 000 Euro erhalten hat. Auch Hamm und Chemnitz nehmen daran teil.

Abgewickelt wird die Testphase vom KBK, der als Wirtschaftsbetrieb der Stadt unter anderem für deren Straßen und damit auch Ampeln zuständig ist. „Väter der Technik“ sind Herwig Wulffius (Beratende Ingenieure für Verkehrswesen) und Jürgen Mück (Urban Institute). „Wir haben das Projekt entwickelt“, erklärt der Diplom-Mathematiker Wulffius. Die Teilnahme Krefelds habe wie bei den anderen Städten mit der unbefriedigenden Situation auf den Straßen ihren Ursprung. „Alle drei Städte sind mit Verkehrsproblemen behaftet.“


Ziel Durch den freiwilligen Einsatz der Autofahrer selbst und die spätere Auswertung der Daten, die über die Software gewonnen werden könne, soll die Stadt exakte Informationen über die Qualität der Ampelsteuerungen auf wichtigen Straßenzügen in der Stadt bekommen. Dass dafür der Bereich von der Cracauer Straße über den Bismarckplatz und der Friedrich-Ebert-Straße bis zur Sollbrüggenstraße gewählt wurde, hat laut Christian Eilers, Leiter der Verkehrstechnik beim Kommunalbetrieb, technische Gründe: „Dort sind für Krefeld relativ neue Ampelanlagen installiert.“ Nur die könnten in eine „Kommunikation“ mit der auf dem Smartphone installierten App (enviroCar) treten.

Ziel ist es aber auch, dass dem Autofahrer Informationen ins Auto geliefert werden, wie sie möglichst ohne Stopps bei der Grünen Welle vorwärts kommen. Hierzu dient der Ampelphasen-Assistent (Ecomat), der ebenfalls als App installiert werden muss.
Ecomat
Der Ecomat ist ein Ampelphasen-Assistent, der Autofahrer bei der Fahrt durch eine Stadt unterstützt. Das Smartphone wird dafür sichtbar auf dem Armaturenbrett oder an der Windschutzscheibe montiert, so dass der Bildschirm während der Fahrt betrachtet werden kann. Eine Bedienung findet nicht statt. Abhängig von der Position, der Geschwindigkeit und dem voraussichtlichen Fahrweg des Fahrzeugs werden Fahrempfehlungen berechnet und über die App ausgegeben. Unter einem roten Pfeil für die nächste Ampel steht beispielsweise der Hinweis 20 Sekunden für die Zeit, bevor die Ampel auf Grün umschlägt. Auch Wartezeiten werden gezeigt. Der Autofahrer kann mit diesen Daten seine Fahrweise anpassen.


EnviroCar Die EnviroCar-App zeichnet dagegen die Fahr- und Verbrauchsdaten aus den Fahrzeugen auf. Hierzu muss das Fahrzeug mit einem so genannten OBD-Adapter gekoppelt werden, der vom Kommunalbetrieb kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Diese (anonymisierten) Daten sollen später dem Kommunalbetrieb dazu dienen, die Steuerung der Ampelanlagen zu verbessern. Für sich könne zudem jeder Teilnehmer der Testphase entscheiden, ob er persönlich seine Fahrten auswerten möchte. Beispielsweise könne ausgewertet werden: „Wie war mein Kraftstoffverbrauch auf der Strecke und wie wäre er auf einer Alternativroute gewesen?

Zukunft Laut Herwig Wulffius sei das insgesamt 1,84 Millionen Euro teure Citram-Projekt auch ein Zwischenschritt zu komplexeren Software-Lösungen in künftigen Fahrzeugen: Autonom fahrende Autos könnten womöglich mit dieser Technik selbstständig „entscheiden“, welche Motorleistung die wirtschaftlichste ist, um rational von A nach B zu kommen.

Realität Erstmal allerdings geht der Blick nicht in die Zukunft sondern ist aktuelle Realität: Einen Strich durch die exakte Rechnung der Messung auf Krefelds Straßen könne nämlich das Coronavirus machen: Denn es werden nach den Vermutungen des Kommunalbetriebs möglicherweise auch im Testzeitraum zwischen dem 30. März und 25. Mai noch deutlich weniger Autos auf den Straßen unterwegs sein. Und das würde dann die Untersuchung verfälschen können.


Info Ursprünglich für die kommende und übernächste Woche geplante Infoveranstaltungen für Interessenten werden auf jeden Fall schon mal nicht im Rathaus stattfinden.

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