Krefeld Stadt kehrt auf Ober- und Untergath zu Tempo 70 zurück

Krefeld · Stadt plant für Ober- und Untergath die Rückkehr zu Tempo 70. Noch fehlt Zustimmung aus Düsseldorf.

 Auf der Untergath ist derzeit noch Tempo 50 vorgeschrieben.

Auf der Untergath ist derzeit noch Tempo 50 vorgeschrieben.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Viele Krefelder Autofahrer werden es mit Freude hören: Bereits im nächsten Jahr soll auf Ober- und Untergath der Verkehr wieder mit Tempo 70 fließen. Denn die Reduzierung auf Tempo 50, die 2010 als eine von mehreren Maßnahmen im Rahmen des Luftreinhalteplans (LRP) durch die Bezirksregierung Düsseldorf festgelegt worden war, hat sich als Schuss in den Ofen erwiesen.

Thomas Visser, Umweltdezernent der Stadt Krefeld, drückt es allerdings gewählter aus: Die Temporeduzierung habe einen „Webfehler“ gehabt, da sie mit der Taktung der Ampeln nicht in Übereinstimmung gebracht werden konnte. Im Klartext: Nur wer mit überhöhter Geschwindigkeit fuhr, schaffte auf der Gath die „grüne Welle“. Gesetzestreue Bürger, die sich an Tempo 50 orientierten, standen dagegen vor jeder roten Ampel – und schädigten ohnehin noch die Umwelt. Denn es ist erwiesen, dass das ständige Anfahren, Bremsen, Anhalten und wieder Anfahren den Spritverbrauch, den Kohlendioxid-Ausstoß und die Belastung durch Stickoxide und Feinstaub erhöhen.

Alte Ampelanlagen ließen
sich nicht steuern

Dieser Zustand hält seit der Umstellung auf Tempo 50 an. Die Luftreinhaltung habe nicht wie beabsichtigt funktioniert, es sei lediglich leiser geworden, stellt Visser dazu fest. „Wir haben versucht, an den Ampelanlagen etwas zu machen“, berichtet der Beigeordnete. Doch die waren zu alt, um sich auf die im doppelten Sinne „grüne Welle“ für Tempo 50 einstellen zu lassen. Da nun aber eine Teil-Erneuerung anstehe, sei man an die Bezirksregierung herangetreten, um wieder Tempo 70 einführen zu können.

Zuvor hatte die Stadt durch ein Gutachten mögliche Auswirkungen prüfen lassen. Ergebnis: Eine grüne Welle in Kombination mit Tempo 70 kann die Luftqualität verbessern.

Schon 2015 hatte die Verwaltung auf Anfrage der Grünen erklärt, dass durch Tempo 50 die Stickstoffdioxidwerte nicht gesenkt werden konnten. Durch die Verkehrsmenge und die Rückstaus an den Ampeln sei die Stickstoffdioxid-Belastung nach wie vor zu hoch, hieß es damals.

Die Feinstaubbelastung in Krefeld liegt allerdings seit drei Jahren unter den Grenzwerten – teilweise aber nur knapp, berichtet Visser. Verbesserungen habe es vor allem im Bereich Hafen gegeben, ohne dass sich dies ganz genau erklären ließ. Fahrverbote sind in der Stadt auf jeden Fall kein Thema.

Störungsfreier Verkehrsfluss
soll hergestellt werden

Nun also strebt die Verwaltung zur weiteren Verbesserung einen „störungsfreien Verkehrsfluss“ an, wie Visser es formuliert. Dazu beitragen sollen intelligente Ampeln, die sich am jeweiligen Verkehrsaufkommen orientieren. Wobei ein beauftragtes Ingenieurbüro 2018 festgestellt hatte, dass am Knotenpunkt Ober-/Untergath/Kölner Straße aufgrund  der hohen Verkehrsbelastung die „grüne Welle“ nicht immer erreicht werden könne.

Der kreuzende Öffentliche Personennahverkehr (also Busse und Bahnen) soll zugunsten einer besseren Durchfahrt auf dem vierspurigen Autobahnzubringer Untergath/Obergath benachteiligt werden. 273 000 Euro wurden dafür schon 2018 bereitgestellt.

Die Erneuerung eines Teils der Ampelanlagen und die Umstellung auf moderne LED-Technik ist auf jeden Fall vorher notwendig, um das Ziel „besserer Verkehrsfluss“ überhaupt schaffen zu können. So wird etwa an der Ecke Bäkerpfad/Untergath eine neue Ampel installiert. Die Maßnahme ist in der zweiten Jahreshälfte geplant.

Bezirksregierung muss
noch zustimmen

Im Laufe des nächsten Jahres soll es dann auf der Ober- und Untergath wieder Tempo 70 geben. Die Düsseldorfer Bezirksregierung muss dafür den Luftreinhalteplan ändern. Wie schnell ist damit zu rechnen? „Fakt ist, dass auf Antrag der betroffenen Stadt einzelne Maßnahmen bei Vorliegen einer fachlich schlüssigen Begründung abgeändert werden können. Ein entsprechender Antrag der Stadt Krefeld liegt der Bezirksregierung jedoch noch nicht vor. Eine Einschätzung, ob der Argumentation der Stadt Krefeld gefolgt werden kann, ist daher derzeit nicht möglich“, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung dazu aus Düsseldorf. Der Beigeordnete Visser ist deshalb aber nicht beunruhigt. Man habe zuvor in längeren Gesprächen abgeklopft, dass dem Krefelder Wunsch auf Änderung des Luftreinhalteplans entsprochen werden könne und dazu positive Signale bekommen. „Der formale schriftliche Antrag wird nun noch nachgezogen.“

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