Religion Spender finanzieren den Bau der 7-Millionen-Euro-Moschee

Krefeld · Auf der Baustelle an der Gladbacher Straße wird gearbeitet, der Bau soll 2023/24 fertig sein.

 Halide Özkurt, stellvertretende Vorsitzende der Türkisch-Islamischen Gemeinde Krefeld, auf der Baustelle an der Gladbacher Straße.

Halide Özkurt, stellvertretende Vorsitzende der Türkisch-Islamischen Gemeinde Krefeld, auf der Baustelle an der Gladbacher Straße.

Foto: abi/Andreas Bischof

Auf der Baustelle Gladbacher Straße/Ecke Deutscher Ring herrscht reger Betrieb. Der 40 Meter hohe Kran steht mitten in der Grube, an seinem Hubseil hängt ein Kübel voll mit Beton für das Fundament. Ein Lkw-Betonmischer wartet in der Einfahrt zur künftigen Tiefgarage. Hier baut die Fatih-Camii-Gemeinde ihre neue Moschee samt Gemeindezentrum. „Wir hatten schon fast mit den Bauarbeiten begonnen, 7000 Kubikmeter Erde waren schon ausgehoben und entsorgt, dann kam Corona und der Lockdown“, sagt Halide Özkurt, stellvertretende Vorsitzende der Türkisch-Islamischen Gemeinde Krefeld mit Sitz an der Saumstraße. Dennoch sind sie und Achmet Bardakci als Koordinator der Gemeinde für die Baustelle zuversichtlich, dass die neue Moschee 2023/2024 feierlich eröffnet wird.

Die Kosten sind bereits um
zwei Millionen Euro gestiegen

Trotz des Lockdown sind die Arbeiten auf der Baustelle langsam weitergegangen. „Ein Baustopp wäre ein Problem geworden, denn dann hätten wir nicht gewusst, was nächstes Jahr wird“, sagt Bardakci. Die Verträge mit den Baufirmen sind abgeschlossen und der zeitliche Rahmen steht fest. Jede Verzögerung bringt die folgenden Gewerke möglicherweise ins Wanken.

Bereits jetzt sind die kalkulierten Kosten für Moschee samt Begegnungszentrum von fünf Millionen auf etwa sieben Millionen Euro gestiegen. Geld aus der Türkei oder vom Ditib-Dachverband, wie immer wieder gemutmaßt, gebe es nicht, hatte der Sekretär der Türkisch-Islamischen Gemeinde in Krefeld, Veysel Arsoy, in der Vergangenheit unserer Redaktion gegenüber betont. „Wir arbeiten peu á peu, mit neuen Spenden folgt der nächste Bauabschnitt und so weiter“, erklärt Bardakci.

Die Gemeinde will den Bau ohne Zinsen bauen. Das heißt, sie setzt auf die Unterstützung ihrer Gemeinde und weiterer Muslime. Bis zum ersten Spatenstich im vergangenen Oktober hatten sie schon 1,2 Milllionen Euro gesammelt. „Damit haben wir unter anderem den Kauf des 2500 Quadratmeter großen Grundstücks für etwa 350 000 Euro bezahlt und allein 100 000 Euro für den Statiker“, sagt Halide Özkurt.

Bei den geplanten Spendenaktionen musste die 450 Mitglieder zählende Gemeinde nun umdenken. Während des Lockdowns war auch ihre jetzige Moschee geschlossen und derzeit wird nur einer begrenzten Anzahl Menschen der Zugang gewährt. „Wir hatten als Einnahmen nur die Mitgliedsbeiträge von jeweils zehn Euro sowie die Fördermitgliedschaften“, erzählt Halide Özkurt. Deshalb habe die Gemeinde jetzt jemanden beauftragt, der das Sponsoring über die sozialen Netzwerke übernimmt.

Mit Videos von der Baustelle und dem Baufortschritt, ihrer deutsch-türkischen Internetseite, einem Animationsvideo (siehe https://.ditib-krefeld.de/die-neue-moschee) und nun verschiedenen Spendenaktionen werben sie für die Unterstützung ihres kulturen und religiösen Bauprojektes. „Am Tag der ,Offenen Moschee’ am 3. Oktober bieten wir Führungen durch die Baustelle und unsere Räume gegen Entgelt an“, erklärt Halide Özkurt. Für eine Spende von 550 Euro kann eine Lkw-Ladung Beton gekauft werden, für 250 Euro Armierungsstahl für die Verstärkung der Betonteile. „Eine Influencerin hat uns mit 10 000 Euro unterstützt“, sagt Halide Özkurt freudestrahlend. Und Bardakci ergänzt: „Durch Corona haben die Menschen noch einmal mehr gemerkt, wie wichtig Glauben ist, der Halt gegeben hat.“

Mit Fertigstellung der neuen Moschee sollen die bisherigen Räume an der Saumstraße verkauft werden. „Für die erste Generation der Gastarbeiter war das ein wichtiger Ort“, sagt Halide Özkurt, „doch die heutige, dritte Generation wünsche sich, ihre religiösen Dienste würdevoll verrichten zu können.“ Raus aus dem Hinterhof sei das Motto gewesen. Und die stumme Moschee, ohne die Rufe des Muezzins, werde mit ihrer architektonischen Anmutung und den kulturellen und religiösen Veranstaltungen den gesamten Südbezirk aufwerten.

Bereits in der Vergangenheit hat sich die Gemeinde geöffnet für die Menschen im Viertel. „Wir wollen hier eine offene Moschee sein, jeder ist willkommen. Wer Fragen hat, soll sie stellen und wir beantworten sie“, betont Halide Özkurt, der Transparenz sehr wichtig ist. Der neue Imam werde künftig freitags in Deutsch und Türkisch predigen. Auch beteilige sich die Gemeinde demnächst an dem Projekt „Moscheen für Integration“ der Deutschen Islam-Konferenz.

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