Hilfsangebot Sozialbericht über die Auswirkungen der Corona-Krise

Krefeld · Ein 116 Seiten starker Sozialbericht über die Auswirkungen der Corona-Krise soll in Krefeld etwas bewegen.

 Vielen Kindern und Jugendlichen fehlten während der Lockdowns vor allem die sozialen Kontakte in der Schule und in Freizeiteinrichtungen.

Vielen Kindern und Jugendlichen fehlten während der Lockdowns vor allem die sozialen Kontakte in der Schule und in Freizeiteinrichtungen.

Foto: dpa/Tobias Hase

Der Katholikenrat Krefeld hat am Mittwoch einen 116 Seiten starken Sozialbericht vorgelegt, der in der Form im Bistum einmalig ist. In dem dreht sich alles um Kinder und Jugendliche in der Corona-Zeit. Während des ersten Lockdowns im Frühling 2020 stand die Sorge im Vordergrund, ob Kinder „Virusschleudern“ und „Pandemietreiber“ seien. Ein Jahr später richtete sich durch eine Studie der Uni Hildesheim, der Goethe-Universität Frankfurt und der Bertelsmannstiftung erstmals der Blick verstärkt auf die Nöte, Bedürfnisse und Wünsche von Kindern und Jugendlichen. „Deren Leben und Entwicklung durch die verschiedenen Lockdowns mit Kita- und Schulschließungen hat empfindlich gelitten“, lautet das Fazit von Georg Nuno Meyer, Geschäftsführer des Krefelder Katholikenrates. Und Vorstandsmitglied Carmen Pelmter ergänzt: „Sie brauchen jetzt Hilfen zur Überwindung der Krise.“

Das psychische und physische Wohlbefinden gerät aus dem Lot

„Wenn das noch lange so weiter geht, wissen wir bald nicht mehr, wie man mit anderen Menschen umgeht“, fassen es Grundschulkinder der Buchenschule in einem der 16 Beiträge im Sozialbericht 2021 zusammen. Noch deutlicher formulieren es zwei Gymnasiastinnen der Marienschule: „Die Waage zwischen dem psychischen und physischen Wohlbefinden droht immer wieder aus der Balance zu geraten, denn Orientierung im Leben ist schon zu ‚normalen’ Zeiten schwierig. Es bleibt das Gefühl: Wir verpassen einen unbeschwerten Teil unserer Jugendzeit.“

„Wir wollen mit den Kindern und Jugendlichen über die Folgen und Ungleichheiten nach Corona reden und nicht nur über sie“, beschreibt Hans-Joachim Hofer als Vorsitzender die Intention des Katholikenrats. Im vergangenen Sommer hatte der Katholikenrat das Projekt beschlossen, mit Unterstützung von Bischof Helmut Dieser. Ganz im Sinne des klassischen Dreischritts der katholischen Kirche: Sehen – Urteilen – Handeln, oder wie Papst Franziskus vorschlägt: Zuhören – Unterscheiden – Begleiten.

Unter dem Aspekt Sehen (Zuhören) beschreiben Schüler des Gymnasiums Marienschule, der Erich-Kästner-Schule, der LVR-Gerd-Jansen-Schule sowie der Buchenschule ihre alltägliche Situation. „In allen Berichten sind die Ängste zu spüren“, erläutert Carmen Pelmter. Und Nuño Mayer ergänzt: „Die Schule als Lebensmittelpunkt der Kinder wird klar erkennbar.“

Der Sozialmediziner Dr. Helmut Devos und Prof. Michael Noack vom So.Con-Institut der Hochschule Niederrhein vertiefen fachlich das Thema. Das European Youth Forum verweist auf die soziale Isolation, wachsende Depressionen bei Kindern, Jugendarbeitslosigkeit und Zukunftsängste. Und auch Stadtdirektor Markus Schön meldet sich im Sozialbericht ausführlich zu Wort. „Er zeichnet einen Zehn-Punkte-Plan auf, um Folgen der Covid-19-Pandemie bei jungen Menschen bestmöglich zu bewältigen und für die nächste Krise besser gewappnet zu sein. Das Krefelder Zukunftsbündnis für Kinder und Jugendliche soll dabei eine Schlüsselrolle einnehmen“, so Hofer. 

Ein Ziel ist der Schulabschluss für alle Kinder

„Kinder und Jugendliche haben enormes geleistet, das müssen wir hervorheben“, zitiert Nuño Mayer aus dem Beitrag von Dr. Ulrike Kostka, Sozialethikerin und Diözesan-Ccaritasdirektorin Berlin (unter dem Aspekt Handeln). Handlungsstränge daraus sollen die Stärkung der Kinder- und Jugendrechte, des Gemeinwohls, Partizipation, Subsidiarität, Nachhaltigkeit und Wertschätzung sein.

Wie das schon im Ansatz gelebt wird (unter dem Aspekt Handeln), zeigen Beiträge vom Sozialdienst katholischer Frauen, vom Sozialwerk Krefelder Christen, des Trägerwerks für kirchliche Jugendarbeit und Carmen Pelter, die in verschiedenen sozialen Einrichtungen arbeitet. Sie schlägt pragmatisch paritätisch besetzte Schulbeiräte an jeder Schule vor, die bestimmen, welche Mittel dort gebraucht und wofür sie verwendet werden. „Das Ziel ist allen klar, allen Schüler und Schülerinnen zu einem Abschluss zu bringen, zumindest zu einem Hauptschulabschluss“, betont sie. Die Bildungslücken sind immens, die sich nach dem vergangenen Jahr bei den Schülern aufgetan haben.

„Wir haben mit dem Sozialbericht eine Grundlage geschaffen, auf der wir aufbauen und mit den Verantwortlichen für Kinder- und Jugendarbeit ins Gespräch kommen können“, sagt Hofer. In einem Jahr werde man schauen, was davon konkret in Krefeld schon umgesetzt worden ist.

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