Umwelt und Wohnungen Sorge um Klima- und Artenschutz

Krefeld · 120 Bürger informieren sich über die Änderung des Regionalplans und mögliche Baugebiete in Krefeld.

Die Pläne der Bezirksregierung, für Krefeld neben den jetzt bereits festgelegten Flächenreserven für etwa 8400 Wohnungen weiteres mögliches Bauland in einer Größe von knapp 71 Hektar verteilt auf sechs Flächen auszuweisen, stößt bei den meisten Besuchern der Informationsveranstaltung im Gemeindehaus St. Hubertus auf Ablehnung. Während die Stadt Krefeld selber nicht zu der geplanten Änderung des Regionalplans einlädt, ist es die Grünen-Fraktion, die am vergangenen Dienstag ausführlich zu dem Thema informiert. Mehr als 120 Bürger drängen sich zu der Veranstaltung „Neue Baugebiete in Krefeld – Ade Klimaschutz“ in den Gemeinderaum.

Die Flächen in einem gültigen Regionalplan sind bindend

Ute Sickelmann, als Grüne seit über 20 Jahren Mitglied im Regionalrat Düsseldorf, erklärt zunächst die Gründe für die erste Überarbeitung des Regionalplans, der 2017 in Kraft getreten ist. „Um den Großraum Düsseldorf zu entlasten; dort ist die Nachfrage nach Wohnraum größer als das Angebot.“ Verbunden mit einer gestiegenen Bevölkerungsprognose habe die Bezirksregierung Kommunen aufgefordert, weitere mögliche Flächen für Bauland vorzuschlagen. Zwischen der SPD und den Grünen war vor einigen Wochen ein verbaler Streit ausgebrochen, in dem den Grünen vorgeworfen worden wurde, das sie Wahlkampf betrieben und falsche Behauptungen in die Welt setzten. Schließlich seien die vorgeschlagenen Flächen nicht beschlossen, sondern nur Vorschläge.

„Der für das Bauen verbindliche Flächennutzungsplan der Stadt Krefeld wird anhand des Regionalplans entwickelt; was darin steht, ist bindend“, sagt Ute Sickelmann zur Erklärung, weshalb eine Betrachtung der vorgeschlagenen Flächen zum jetzigen Zeitpunkt wichtig sei. „Jeder Einzelne von ihnen kann noch bis zum 30. September bei der Bezirksregierung Düsseldorf seine Bedenken gegen die Flächen einreichen.“ Ebenso wie die Stadt Krefeld. „Keine Fläche, die nicht die Zustimmung der Kommune findet, wird von der Bezirksregierung zum Bauland ausgewiesen. Das Votum der Städte gilt“, betont Sickelmann.

Bei der Bewertung sind ökologische Belange nachrangig

Nach einem vorgegebenen Punkte-Ranking der Bezirksregierung sind die vorgeschlagenen Flächen geprüft worden. „Eine hohe Punktzahl von 40 erreichen Wohnraumflächen an bestehenden oder zukünftigen ÖPNV-Haltestellen, die ökologische Bedeutung hingegen wird nur mit maximal 15 Punkten bewertet“, so Sickelmann. Eine Vorgehensweise, die mehrmals an diesem Abend von Besuchern scharf kritisiert wird. Die für das Stadtklima so wichtigen Frischluftschneisen sind laut Theo Malschützky, jahrzehntelang Mitarbeiter im städtischen Fachbereich Umwelt, in Gefahr, zugebaut zu werden. Aber auch wichtige, immer selten werdendere Lebensräume für die heimische Tier- und Pflanzenwelt könnten durch die Versiegelung für immer verloren gehen.

150 Flächen im gesamten Regierungsbezirk sind für die geplante Änderung untersucht worden. 99 davon wurden ausgewählt, 14 in Krefeld. Acht davon sind mit Rot gekennzeichnet, das heißt, ablehnend beschieden worden. Die restlichen sechs hingegen hätten nach dem Punkte-Ranking das Potenzial als Bauland. Dazu gehören eine 5,5 Hektar große Ackerfläche am Hökendyk sowie eine 5,3 Hektar große Weidefläche an der Kliedbruchstraße. In Krefeld-Ost eine 8,2 Hektar große Ackerfläche gegenüber des Elfrather Friedhofs mit „Wegfall besonders schützenswerter fruchtbarer Böden“. In Krefeld-Hüls eine 3,1 Hektar große Fläche an der Von-Harff-Straße, mit Nähe zur Flöthbachniederung sowie zum Biotopkataster Hülser Bruch sowie der Jagdfläche für den benachbart brütenden Steinkauz.

Eine Besonderheit sind die vorgeschlagenen Flächen an der Otto-Straße im Kempener Feld mit 30,5 Hektar und an der Hauptstraße in Oppum-Süd mit 18,2 Hektar. Diese möglichen neuen Wohngebiete sind gekoppelt an den Bau von Bahnhöfen für die Deutsche Bahn und den VRR. Bereits jetzt gibt es massive Proteste aus der Bürgerschaft gegen die Pläne an der Ottostraße (unter anderem wegen des Mitmach-Bauernhofs Mallewupp) und gegen die Bebauung am Hülser Bruch. Nach dem Infoabend der Grünen werden das nicht die Letzten gewesen sein.

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