Öffentliche Bibliotheken Sonntags in die Mediothek? Nur mit mehr Personal

Krefeld · Öffentliche Bibliotheken in NRW dürfen nach einer Gesetzesänderung auch an Sonn- und an Feiertagen öffnen. Auch in Krefeld könnte sich das lohnen – es müssten aber noch Voraussetzungen geschaffen werden.

 Die Leiterin der Mediothek, Evelyn Buchholtz, sieht aktuell noch keine Möglichkeit für eine Sonntagsöffnung.

Die Leiterin der Mediothek, Evelyn Buchholtz, sieht aktuell noch keine Möglichkeit für eine Sonntagsöffnung.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Ein typischer Sonntag im Herbst, eine graue Wolkendecke hängt über der Stadt, immer wieder prasseln Regenschauer nieder – eigentlich genau der richtige Anlass, in die Mediothek zu gehen, ein bisschen hier, ein bisschen da schmökern oder den Nachwuchs die bunte Bücherwelt und andere Angebote entdecken lassen. Noch geht das nicht. Am Wochenende hat die Bibliothek am Theaterplatz bislang nur am Samstag zwischen 11 und 14 Uhr geöffnet. Es wäre aber möglich. Öffentliche Bibliotheken sollen in Nordrhein-Westfalen auch an Sonn- und Feiertagen öffnen können.

Ein Gesetz, das dies ermöglichen soll, hat der Düsseldorfer Landtag Anfang Oktober einstimmig verabschiedet. Ob die Mediothek auch sonntags öffnen wird? In naher Zukunft ist das eher unwahrscheinlich, erklärt Evelyn Buchholtz, Leiterin des Hauses am Theaterplatz. Das Thema müsse noch intern und in der Verwaltung besprochen werden. Aber: „Rein personaltechnisch sehe ich im Moment gar keine Möglichkeit der Sonntagsöffnung“, macht auch ihr Stellvertreter, Simon Hoffmann, klar.

Der Sonntag könnte
Potential haben

Die Mediothek nähert sich dem Thema durch vereinzelte Aktionstage an – für den Play-it-Tag, bei dem neue Spiele aller Art vorgestellt wurden, ist das Gebäude ebenso sonntags geöffnet worden wie für eine Mundart-Veranstaltung. Dass der Sonntag Potential haben könnte – wie auch jetzt schon der Samstag – kann sich die Leiterin der Mediothek vorstellen. Viele Menschen würden sich in dem Gebäude treffen, um zum Beispiel zu arbeiten. Sie würden die Atmosphäre schätzen, die eine Mischung aus privaten Bereichen und öffentlichem Treffpunkt ausmache. Das Problem an einer Sonntagsöffnung: Einfach nur öffnen, ohne kompetente Ansprechpartner, das können sich die Verantwortlichen in Krefeld nicht vorstellen. Mit einem Sicherheitsmitarbeiter, der das Haus öffnet, wäre es nicht getan, erklärt Buchholtz. Denn in Krefeld müsste das gesamte Gebäude beaufsichtigt werden. Einzelne Bereiche könnten nicht gesperrt werden. Weil sich die Drogenszene „vor der Haustür“ befinde, gebe es immer wieder Fälle der Beschaffungskriminalität. Deswegen seien unter anderem Konsolenspiele unter Verschluss. „Wir versuchen, die Quote so gering wie möglich zu halten“, so Buchholtz. Zudem: „De Facto“ gebe es noch keine Sonntagsarbeit für das Fachpersonal im öffentlichen Dienst. Die Bibliotheken, die angefangen haben, hätten das mit externem Wachpersonal gemacht. Eine Sonntagsöffnung komme daher zunächst nicht in Frage, es sei denn, es würde Personal-Verstärkung „vom Himmel fallen“.

Grundsätzlich dürften Bibliotheken sonntags auch mit Fachpersonal öffnen, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW unserer Redaktion. Aber: „In der Regel müsste dafür aber noch eine zusätzliche Dienstvereinbarung in der Kommune erforderlich sein.“

In Mönchengladbach gibt es
das Modell schon seit Jahren

In Mönchengladbach ist eine öffentliche Bibliothek im Rahmen der Stadtteilentwicklung in Rheydt bereits vor acht Jahren an Sonntagen geöffnet worden. Mit positiven Rückmeldungen, erklärt Brigitte Behrendt, Leiterin der dortigen Stadtbibliothek. Laut Behrendt bietet das Bibliotheksstärkungsgesetz eine „rechtsichere Lösung“, um Sonntagsöffnungen auch mit Fachpersonal zu ermöglichen.

Es sei längst überfällig, dass öffentliche Bibliotheken mit Theatern, Museen und wissenschaftlichen Präsenzbibliotheken in dem Bereich gleichziehen, die bereits sonntags öffnen durften.

Die Stadtteilbibliothek in Rheydt öffnet sonntags von 13 bis 17 Uhr. Dazu ist ein externer Dienstleister beauftragt worden. Zwei Mitarbeiter kümmern sich um die Öffnung und Beaufsichtigung. Sie können laut Behrendt bei „Orientierungsfragen“ helfen, aber keine Anmeldungen entgegennehmen oder Fachfragen beantworten. Samstags gebe es – wie auch in Krefeld – hingegen eine Lösung mit Bibliothekspersonal.

Die Sonntagsöffnung sei positiv aufgenommen worden. Das Publikum sei bunt gemischt. Dabei gebe es einen hohen Anteil an jungen Leuten, die die Ruhe zum Arbeiten oder Lernen am Wochenende nutzen. Das bilde ein Stück Lebenswirklichkeit ab. In der Woche hätten eben viele nur wenig Zeit. In Zukunft werde man auch Überlegungen anstellen, wie weiter mit der Sonntagsöffnung umgegangen wird, ob beispielsweise auch Fachpersonal eingesetzt werden könnte.

In Krefeld hat beispielsweise auch die katholische Bücherei im Forstwald (Hermann-Schumacher-Straße 52) sonntags von 10 bis 12.30 Uhr geöffnet. Das sei dort unkompliziert möglich, weil dort ausschließlich Ehrenamtliche tätig sind. Eine andere Möglichkeit für Sonntagsöffnungen: Die Zentralbibliothek in Berlin hätte mit Programmmachern und Angeboten aus der kreativen Szene zusammengearbeitet, um am Sonntag etwas bieten und öffnen zu können. Eine Möglichkeit für die Mediothek, falls genügend Kreative ihr Interesse bekunden würden, erklärt Buchholtz.

Laut der Leiterin der Mediothek wäre es zumindest vorerst naheliegender, die Öffnungszeiten an Samstagen auszuweiten. Das wäre „großartig“, betont Buchholtz. Aber: Im Rahmen der Haushaltssicherung sei die auch dafür „unbedingt nötige Erhöhung des Personals“ nicht so einfach zu realisieren. Die Krefelder FDP erwarte von Seiten der Landesregierung die Erstellung eines Fördertopfes, um die nötigen Mittel aufzubringen, hieß es in einer Mitteilung der Partei. Das NRW-Kulturministerium beschäftige sich mit der Frage der Finanzierbarkeit. Man sei guter Dinge, „eine sinnvolle Lösung zu erhalten“, wird Alexander Schmitz, Vorstandsmitglied der Liberalen, zitiert.

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