Krefeld, Rom, Halle an der Saale

Ursula Bongaerts, ehemalige Leiterin der „Casa di Goethe“ in Rom, ist jetzt im Osten für die Kulturstiftung des Bundes tätig.

Krefeld, Rom, Halle an der Saale
Foto: A. Novelli/AsKI

Krefeld. Nicht jeder kann von sich behaupten, auf den Spuren von Johann Wolfgang von Goethe gewandelt zu sein. Ursula Bongaerts wohl schon. Eigentlich wollte die ehemalige Leiterin des Museums „Casa di Goethe“ Lehrerin werden. Mit Fächern wie Geschichte und Germanistik eine passable Fächer-Kombination. Doch als sie ihr Studium beendet, gibt es keine freien Stellen. Deshalb promoviert die gebürtige St. Töniserin, die ihr Abitur an der Krefelder Marienschule absolviert hat. Sie arbeitet beim „Haus der Geschichte“ in Bonn und hilft im Arbeitskreis selbstständiger Kultur-Institute acht Jahre lang bei der Aufbauarbeit der „Casa di Goethe“ in Rom. Dort wird sie durch ihren Einsatz Leiterin des Hauses. Dafür erhielt sie im vergangenen Jahr das Bundesverdienstkreuz.

Krefeld, Rom, Halle an der Saale
Foto: Daniel Boss

Seit 1997 befindet sich in einem großen, historischen Mietshaus an der Via del Corso 18 „Deutschlands einziges Museum im Ausland“. Hier soll Johann Wolfgang von Goethe, der Schöpfer des „Faust“, während seiner Italienreise, zwischen 1786 und 1788, mit dem Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein sowie anderen kreativen Köpfen in einer Wohngemeinschaft gelebt haben.

Im Jahr 2012 schafft es Bongaerts, dass der Deutsche Bundestag Mittel zur Vergrößerung des Museums bereitstellte. So wurde der zweite Stock ausgebaut. Es war sozusagen ein Abschiedsgeschenk von Ursula Bongaerts. Denn 2013 wechselte sie den Arbeitsplatz. Vom Tiber ging es an die Saale oder — wie Ursula Bongaerts es ausdrückt — „vom Katholizismus ins Zentrum des Pietismus“.

Ursula Bongaerts

Ihr Schreibtisch steht seitdem in Halle, wo sie für die Kulturstiftung des Bundes tätig ist (siehe Info-Kasten). Es ist der zweite große Abschnitt ihrer Karriere im deutsch-europäischen Kulturleben. Als Leiterin der Abteilung Programm-Management und Evaluation ist sie für die Auswertung der Fördertätigkeit der Stiftung zuständig. „Wir prüfen, ob die Strukturen und Förderinstrumente unserer Programme funktionieren“, erklärt die 56-Jährige. „Wir betrachten Evaluation als ein Lern- und Steuerungsinstrument, wollen aber natürlich auch Rechenschaft abgeben.“ Es geht um 35 Millionen Euro jährlich, die aus dem Haushalt der Staatsministerin für Kultur und Medien, und damit vom Steuerzahler, bereitgestellt werden.

Der Wechsel von Rom nach Halle geschah freiwillig, wie Bongaerts betont. „Ich wollte etwas anderes machen und auch wieder zurück nach Deutschland — so schön Rom auch ist“, sagt sie. Halle gefalle ihr sehr gut. „Es ist von der Größe und der universitären Prägung ein wenig mit Bonn vergleichbar.“

Den Osten Deutschlands kannte sie vorher kaum. Das hat sich gründlich geändert, vor allem durch die vielen Reisen mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Friedrich Christian Delius. „Ich habe jetzt ein vollständigeres Deutschlandbild“, sagt sie und freut sich auf die Aufgaben, die die Zukunft für sie noch bereit hält.

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