Konzert Rock’n’Roll-Feeling auf der Bierbank

Krefeld · „Dede Priest & John Clarks Outlaws“ trauen sich im Schlachtgarten an Crossover zwischen eingefahrenen Musikgenres.

 Etwa 100 Besucher waren zum Konzert von „Dede Priest & Johnny Clarks Outlaws“ in den Schlachtgarten gekommen.

Etwa 100 Besucher waren zum Konzert von „Dede Priest & Johnny Clarks Outlaws“ in den Schlachtgarten gekommen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Zwar kommt der Großmarkt für die Veranstaltungen der Kulturrampe immer noch nicht in Frage, doch das ist kein Grund, die Konzerte gleich ganz ausfallen zu lassen: „Kein Rock’n’Roll ist auch keine Lösung“ ist das Motto für diesen Konzertsommer, für den als Ausweichort der Schlachtgarten, der Hinterhof des Clubs Schlachthof, dient.

Die Bedingungen sind zwar nicht ideal - die improvisierte Bühne ist so klein, dass die Bands gemütlich beieinander stehen müssen – der etwas versteckte Hinterhof hat aber auch seinen Charme. Die bis zu 100 Besucher haben reichlich Gelegenheiten, es sich bequem zu machen. Neben aufgestellten Bänken gibt es Strandkörbe auf Sandboden und mit Kissen gepolsterte Europaletten an den Bambusrohren. Durch die vielen Pflanzen und den wie wild wachsenden Bäumen ist allerdings auch nicht von jedem Platz die ideale Sicht auf die Bühne gegeben. Es ist eben alles etwas improvisiert.

Am Donnerstag gab sich die niederländisch-texanische Band „Dede Priest & Johnny Clarks Outlaws“ die Ehre und präsentierte ihren Genremix aus Blues Rock, Hard Rock und Country.  Mit den in Gold eingerahmten Naturgemälden im Hintergrund war die Bühne geschmückt wie ein Wild-West-Saloon. Die Bandmitglieder waren mit schwarzen Lederjacken und Lederschuhen stilsicher für einen Countryabend eingekleidet, ohne mit übertriebener Verkleidung und Cowboy-Hut alle Klischees zu bedienen.

Dede Priest macht das Crossover zu etwas wirklich Besonderem

Dabei nahmen sie sich gerade Musikstile zur Brust, die eigentlich als sehr eingefahren gelten. Sowohl in der Country-, als auch in der Hard-Rock-Szene wird man vor allem dann akzeptiert, wenn man sich möglichst nah an den Originalen orientiert. Die Band ist aber auch nicht zu experimentell, dass es hartgesottene Genrefans abschrecken würde. Die Zutat, die diesen Genremix so besonders macht ist ohnehin die Stimme von Frontfrau Dede Priest. Ihr mag zwar das Kernige fehlen, was die Stimmen ihrer männlichen Kollegen auszeichnet, doch sie wusste mit ihrer kräftigen Soulstimme genauso gut, wie sie die Energie von der Bühne ins Publikum transportiert bekommt. Vor allem konnte sie trotz ihrer souligen Art die positiv gestimmte Atmosphäre im Publikum erhalten, anstatt zu schwerfällig oder melancholisch zu werden.

Musikstile wurden auf
interessante Weise kombiniert

So gab es immer wieder Songs, bei denen die Stile auf sehr interessante Art und Weise kombiniert wurden. Bei einer Coverversion von Jimi Hendrix’ „Hey Joe“ spielten die Outlaws mit ihren Wah-Wah-Pedalen den verzerrten Klang der 68er, als Dede Priest unter erwartungsvollem Jubel im Publikum ihre Fiddle-Geige aus dem Koffer holte und Jimi Hendrix’ Klassiker einen Hauch Country hinzufügte. Besonders lauten Applaus gab es auch bei den schnelleren energiereichen Hard-Rock-Songs, zu denen die kräftige Stimme von Dede Priest perfekt passte und doch ungewohnt klang.

Das Konzert war ungefähr zwei Stunden lang und neben den aufregenden Songs war bei aller handwerklichen Sorgfalt auch viel Füllmaterial dabei. Bei langsameren und Bluessongs, bei denen vor allem die Bassgitarre und der Gesang dominierten, widmeten sich die Zuschauer mehr ihren Getränken und ihren Gesprächen untereinander und ließen die Musik im Hintergrund laufen.

Besucher können sich nur eingeschränkt zur Musik bewegen

Bei den Sitzplatzkonzerten dieser Tage fällt es den Musikern deutlich schwerer, über die gesamte Zeit die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. Man kann sich nur eingeschränkt zur Musik bewegen und an einer Bank sitzend will kaum die richtige Atmosphäre für ein Rockkonzert aufkommen. Damit hatten auch Dede Priest und die Outlaws zu kämpfen. Doch auch wenn die Konzerte mit Bierbank und Strandkorb kein Ersatz sind zum gemeinsamen Tanzen und Feiern: Kein Rock’n’Roll ist eben auch keine Lösung.

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