Hilfsbereitschaft weiter groß Flüchtlinge aus der Ukraine: Krefeld richtet eigenes Spendenkonto ein

Krefeld · Die Hilfsbereitschaft in Krefeld für Flüchtlinge aus der Ukraine bleibt groß - nun gibt es ein eigenes Spendenkonto. Kritik gibt es hingegen an Bund und Ländern.

 Flüchtlinge am Krefelder Hauptbahnhof. Fotograf: Dirk Jochmann

Flüchtlinge am Krefelder Hauptbahnhof. Fotograf: Dirk Jochmann

Foto: dpa/Henning Kaiser

Die Hilfsbereitschaft in Krefeld für Flüchtlinge aus der Ukraine bleibt hoch. Viele Anfragen kommen von Menschen, die dafür hier vor Ort spenden möchten. Weshalb es jetzt ein zentrales Spendenkonto für Menschen aus der Ukraine in Krefeld gibt.

Wie Stadtdirektor Markus Schön am Mittwoch berichtete, sind bislang 2022 Flüchtlinge aus dem von russischen Truppen überfallenen Land in Krefeld erfasst worden. 653 davon sind in städtischen Unterkünften untergebracht worden, viele wohnen aber auch privat – darunter 40, die in insgesamt 13 Wohnungen ein Mietverhältnis abgeschlossen haben.

„Bund und Länder überlassen die Kommunen sich selbst“, kritisierte Schön. Wer bisher nach Krefeld komme, werde nicht etwa über einen offiziellen Schlüssel zugeteilt, sondern reise privat an. Nur 98 Flüchtlinge seien bisher von der dafür eigentlich zuständigen Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen worden.

„Es liegt an Bund und Ländern, für eine gerechte Verteilung zu sorgen“, sagte Schön. Da sei man sich im Städtetag NRW einig. Es fehle auch an einer Gesamtstrategie. „Warme Worte“ des Ministerpräsidenten zur Finanzierungszusage reichen dem Stadtdirektor nicht. Er erinnerte daran, dass Krefeld auf Kosten in Höhe von 40 Millionen Euro nach der Fluchtbewegung von 2015/16 sitzen geblieben sei.

Aktuell kostet allein die Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Kasernengelände im Forstwald 2,6 Millionen Euro. 1000 Plätze in Leichtbauhallen werden hier geschaffen, am 19. April soll die Eröffnung sein. Weitere 100 Plätze sind in Wohncontainern am Hülser Reepenweg geplant – je 50 werden am 19. Mai und 2. Juni bereitstehen. 50 bis 70 Plätze werden auf die gleiche Weise im Kaiser-Wilhelm-Park geschaffen. Ob dies ausreicht oder zu groß dimensioniert ist, kann Schön angesichts der Unklarheiten bei der Zuweisung nicht sagen. „Das ist Kaffeesatz-Leserei, denn das Land hat hier keine Vorgaben gemacht.“ Zuletzt waren weniger Menschen aus der Ukraine in Krefeld erfasst worden – am Mittwoch waren es nur 13, am Dienstag 74.

Die Stadt Krefeld bereitet sich auch schon darauf vor, Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Ausgebildete Erzieher/-innen aus der Ukraine könne man etwa bei der Betreuung geflüchteter Kinder gut einsetzen. Ein Problem sei hier die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Die Verantwortung dafür liege bei der Bezirksregierung Detmold, „die weiß aber offenbar noch nichts davon“, kritisierte Schön. Er hoffe darauf, dass auf der bevorstehenden Runde der Ministerpräsidenten mehr Klarheit geschaffen werde.

Strukturen von 2015/16 werden reaktiviert

Wie die Leiterin der Krefelder Koordinierungsstelle für Gemeinwesenarbeit, Sabrina Lesch, berichtete, können zur Betreuung der Geflüchteten viele Strukturen reaktiviert werden, die schon bei der Fluchtbewegung 2015/2016 geschaffen wurden. „Wir müssen nicht bei null anfangen.“ Darunter sind Koordinierungskreise, wie der im Bereich Innenstadt-Süd. In Vorbereitung sind Sprachkurse mit Kinderbetreuung und Begegnungscafés, auch soll es Bedarfsabfragen in den Unterkünften geben. Mit den Mitteln, die über das eingerichtete Spendenkonto gesammelt werden, können Hilfen unterstützt werden – von der Theateraufführung für Flüchtlinge bis zur Willkommensmappe. Vereine, Organisationen und Gruppen planen schon erste Projekte, die das Ankommen der Ukrainer erleichtern sollen, in Kürze werde die ersten umgesetzt.

Das Spendenkonto bei der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände ist ebenfalls auf der letzten Flüchtlingswelle eingerichtet und nun reaktiviert worden. Betreut wird es von der Caritas, berichtete Ludger Firneburg, Sprecher der AG und Diakonie-Geschäftsführer. Sach- und Schulungskosten können über die Spenden finanziert werden, ebenso Anschaffungen – zum Beispiel für Begegnungscafés. Ein Vergabeausschuss entscheidet innerhalb weniger Tage über die Zuteilung der Mittel. Er ist besetzt mit Vertretern von Caritas, Flüchtlingsrat und der AG der Wohlfahrtsverbände. Projektanträge sind an den Caritasverband zu richten: Am Hauptbahnhof 2, 47798 Krefeld oder per Mail an [email protected].

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