Geruchsbelästigung Rätselraten über Gestank Krefeld - Anwohner im Stadtteil Gellep-Stratum klagen

Krefeld · Messungen im Krefelder Stadtteil Gellep-Stratum bestätigen den unangenehmen Geruch – Anwohner beschreiben die Geruchsbelästigung als beißend, unangenehm, chemisch, scharf und süßlich ätzend.

 Das Werk des Düngemittel-Herstellers Compo. Auf ihn hatten sich vor allem die Ermittlungen konzentriert

Das Werk des Düngemittel-Herstellers Compo. Auf ihn hatten sich vor allem die Ermittlungen konzentriert

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Seit Monaten sorgen sich die Anwohner in Gellep-Stratum um seltsame Gerüche in ihrem Stadtteil. Beißend, unangenehm, chemisch, scharf, süßlich ätzend oder einfach undefinierbar: Die Beschreibungen der Geruchsbelästigung, die bei Stadt und Bezirksregierung seit Juni vergangenen Jahres aktenkundig ist, gehen dabei weit auseinander. Und sie stellen sowohl die untere Umweltbehörde sowie das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) NRW vor eine Herausforderung. Bis heute konnte die Ursache für den Gestank nicht ermittelt werden.

„Es ist nicht bekannt, welcher Stoff für den Geruch verantwortlich ist“, fasste Stefan Galke, Vorsitzender des Umweltausschusses in der Sitzung am Dienstagabend die Kernaussage eines sieben Seiten langen Berichts der Bezirksregierung vom 25. Januar, das unserer Redaktion vorliegt, zusammen. Darin heißt es: „Die Ermittlungen dauern weiter an.“ Eine Überprüfung der Emissionsquellen der Firmen Alberdingk Boley, Cargill und Dreiring-Werk sei „ohne jeglichen Befund“ geblieben. Auffällig dagegen seien die Werte im Nasskamin der Anlage zur Erzeugung von Mehrnährstoffdünger der Firma Compo am Rheinhafen gewesen, was nun weiter überprüft werden solle.

Das Problem tritt vor allem im Sommer auf

Allerdings: Bei den Streifendiensten „wurden bis zum heutigen Tage in Gellep-Stratum keine ekelerregenden und zum Teil Atemweg und Augen reizenden Gerüche festgestellt“, heißt es weiter im Bericht der Bezirksregierung. Andere Erfahrungen haben Mitarbeiter der Stadt gemacht. Bei unangemeldeten Kontrollfahrten durch den Stadtteil, habe man festgestellt, dass es „eine Geruchsbildung gibt, aber die Quelle bisher nicht nachweisen können“, sagte Bernhard Plenker vom Fachbereich Umwelt und Verbraucherschutz jetzt im Ausschuss.

Eine Antwort, die die betroffenen Anwohner wohl kaum zufriedenstellen wird. Auf Facebook und auf der Website des Bürgervereins Gellep-Stratum dokumentieren sie regelmäßig die Geruchsentwicklung vor Ort. „Zur Zeit riecht man nur selten etwas“, sagt etwa Klaus Jagusch. Dass die Quelle für den Gestank noch immer nicht gefunden ist, beunruhigt den Ehrenvorsitzenden des Bürgervereins dennoch. „Das Problem besteht hauptsächlich in der warmen Jahreszeit – und es wird ja wieder Frühjahr und Sommer...“ Besonders schlimm sei es im vergangenen August gewesen. Damals lag ein immer wiederkehrender, stechender Geruch über dem Dorf, besonders im nordöstlichen Teil Gellep-Stratums, berichtete Jagusch damals: „Das kommt schlagartig, ist dann für ein, zwei Stunden da, dann riecht man nichts mehr. Es stinkt nach Gummi oder Ammoniak, so stark, dass meine Augen davon tränen.“

Anfang und Mitte August rückte das LANUV mit Messwagen nach Gellep-Stratum aus. Die Messungen bestätigten den Verdacht auf einen Austritt von Ammoniak, einer gasförmigen Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff, in der Luft. „Allerdings in so geringen Mengen, dass kein Grenzwert überschritten wird und keine Gefährdung für die Gesundheit, etwa in Form von Schleimhautreizungen besteht“, erklärte eine LANUV-Sprecherin damals. Nach dem Beschwerdeaufkommen im August, hat die Bezirksregierung bis heute noch vier weitere Beschwerden aus der Nachbarschaft registriert.

Die Ermittlungen hätten sich vor allem auf Compo konzentriert, heißt es im Bericht der Bezirksregierung. Derzeit geht man in Düsseldorf davon aus, „dass es sich bei der Geruchssituation in Gellep-Stratum um eine Gemengelage handeln muss und es mindestens zwei Verursacher gibt“ und die Gerüche „nicht eindeutig einer Firma oder Anlage zugeordnet werden“ können. Eine „abschließende Bewertung über akute und chronische Wirkung auf die Umwelt und Gesundheit (kann) zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund noch nicht ermittelter Ursache nicht erfolgen“. Da in der Nachbarschaft rund um den Stadtteil Unternehmen ansässig seien, die in der Zuständigkeit sowohl der Bezirksregierung als auch der Stadt liegen, „ermitteln beide Behörden in ihrer eigenen Zuständigkeit“. Plenker vom Fachbereich Umwelt versprach im Ausschuss: „Wir werden unserer Grundpflicht nachkommen und, sobald wir die Verursacher des Geruchs ausgemacht haben, auf sie zugehen.“

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