Brauchtum Mit gebrochenem Zeh ins närrische Getümmel

Krefeld · Das Prinzenpaar Dirk I. und Marita I. ist kurz vor der Hochzeit des Karnevals im Dauerstress. Die Prinzessin muss wegen einer Blessur besonders tapfer sein.

 Ein seltenes Bild in diesen Tagen: Dirk und Marita Mosinski privat bei der Entspannung im heimischen Garten vor den anstehenden „tollen Tagen“.

Ein seltenes Bild in diesen Tagen: Dirk und Marita Mosinski privat bei der Entspannung im heimischen Garten vor den anstehenden „tollen Tagen“.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Seit drei Monaten schwingt das Prinzenpaar sein närrisches Zepter. Und die drei tollen Tage mit dem Rosenmontagszug als Krönung der Session sind nicht mehr fern. Dirk I. und Marita I. Mosinski leben und erleben die Zeit als jecke Oberhäupter in vollen Zügen: Gänsehautmomente, Knochenbrüche und Schokoriegel inklusive. Einiges gestalten sie anders als ihre Vorgänger.

Das Prinzentaxi steht vor der Haustür, gut gefüllte Kästen einer Krefelder Brauerei befinden sich im Hausflur, viele Blumensträuße leuchten im Essbereich und die Lieblings-Schokolade liegt in einer Schale. Hier ist die Besucherin bei Prinzens. Noch tragen die Tollitäten Jeans und Pulli. Aber ab 15 Uhr sind sie gebucht, dann beginnt der Zug an diesem Tag durch die Kinder- und Altenheime in vollem Ornat.

Für Ihre Lieblichkeit gehören die Besuche bei den Kleinen zu den ganz besonderen Momenten ihrer Amtszeit. „Wir waren jetzt im Kinderzentrum Stups, für das wir auch sammeln. Wenn die Mädchen und Jungen strahlen, geht mir das Herz auf. Durch das Lächeln bekommen wir so viel zurück.“

Seine Tollität hatte seinen besonderen Gänsehautmoment beim Regimentsappell der Prinzengarde. „Als 150 Gardisten samt Spielmannszug im Stadtwald aufmarschierten, sagte Christian Cosman, mein Präsident, auf der Treppe zu mir: ,Das machen die Kameraden nur für dich`.“

Dirk I. findet: „Jeder Aufzug ist für uns einzigartig. Das kommt nie wieder. Wir genießen jede kleine und große Bühne. Es sind emotionale Momente.“ Wobei die auch äußerst schmerzhaft sein können, wie Prinzessin Marita I. berichtet: „Bei einem Aufzug haben gleich zwei Männer auf der Bühne auf meinen Fuß getreten. Nun ist der kleine Zeh gebrochen und wird mit einem Tape stabilisiert. Ich ziehe jetzt andere, bequemere Schuhe an und weiter geht`s. Das sieht keiner unter dem langen Rock.“

Schlimmer verlief der Sturz für den Adjutanten des Prinzen. „Jörg Ludewig ist vor dem Raphaelsheim gestürzt und hat sich den Ellenbogen gebrochen. Für ihn springt mein Freund Georg Kewitz ein, der 15 Jahre in Spanien gelebt hat, bei uns wohnt und sogleich Gardist der Prinzengarde wurde.“

Die Adjutanten von Prinzen- und Westgarde sind für die Tollitäten sehr wichtig: Oftmals sind Dirk I. und Marita I. richtig froh, wenn sie sich als lebendiges Bollwerk vor sie stellen. „So kommt niemand an uns ran. Viele Leute betteln um Orden und Bützchen, krallen sich an die Bänder des Ornates“, berichtet der Prinz. „Wir haben keine Berührungsängste, aber zu nah geht nicht.“

Die beiden pflegen ihr närrisches Motto: „All you need is Spaß“. Wenn sie in ihre prächtige Kleidung schlüpfen, ziehen sie auch die „Prinzenrolle“ über. „Sonst könnte ich nicht authentisch `rüberkommen“, erklärt Dirk I. „Am Samstag hatten wir 18 Aufzüge. Wahnsinn. Es geht nur Bus rein und Bus raus. Schlafen können wir nach Aschermittwoch.“

Zwar hat sich die Stimme von Marita I. schon zweimal verabschiedet, gegen drohende Erkältungen haben sie aber ein besonderes Getränk, das schon wie Apotheke riecht: „Wir mischen Ingwer, Pfeffer, Zwiebelsud, Kurkuma und füllen mit Wodka auf. Davon trinken wir ein Schnapsglas voll. Da unsere Nachfolger bekannt und sehr nett sind, geben wir ihnen das Rezept weiter“, versprechen die beiden. Sie erzählen aber auch, dass sie in den drei Monaten beide je fünf Kilo abgenommen haben, trotz Lieblings-Schokoriegel.

Sie seien als erstes Krefelder Prinzenpaar besonders viel außerhalb der Stadt unterwegs, berichten sie: „Wir haben den Öscher Sturm in Aachen mitgemacht, waren mit der Prinzengarde bei der Großen Wache in Köln dabei, beim Prinzenfrühstück in Neuss, der Prinzenproklamation in Mönchengladbach, im Landtag in Düsseldorf oder dem Mötzestammtisch in Köln. Dort überall wird die Samt- und Seidenstadt von uns vertreten.“

Stets trägt Seine Tollität die Mütze mit den bunten Federn. Auch das ist neu. „Die Farben stehen für die Karnevalsvereine der Stadt. Alle sollen sich darin wiederfinden.“

Das Prinzenpaar besucht
alle Karnevalszüge

Die Karnevalszüge sind nun die Krönung der Session. Sie besuchen alle: Uerdingen, Oppum und Hüls, was besonders Marita I. als Hülserin freut. „Der Rosenmontag ist unter Top-Tag als Prinzenpaar der Stadt Krefeld. Das ist eine andere Nummer, als nur als Prinzengardist – wie bisher - auf dem Wagen mitzufahren.“

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