Stadtplanung Krefeld: Auf dem Joseph-Beuys-Platz plätschert jetzt das Wasser

Krefeld · Der umgestaltete Platz vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum ist eröffnet worden. Kritik gibt es an fehlendem Grün. Laut OB Meyer soll hier aber keine „grüne Oase“, sondern ein „Ort des Aufenthalts“ sein.

 Zwölf Wasserfontänen gibt es vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum.

Zwölf Wasserfontänen gibt es vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Endlich: Die Umbauarbeiten am Joseph-Beuys-Platz vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum sind abgeschlossen. Munter sprudeln die zwölf bodentiefen Fontänen, die wechselnd beleuchtet werden, vor sich hin. An den Tischen gleich gegenüber „Karls Naturkost“ haben die ersten Gäste trotz des unbeständigen Wetters Platz genommen. Oberbürgermeister Frank Meyer, der zur Eröffnung gekommen ist, greift gleich in seinen Begrüßungsworten die oft zu hörende Kritik aus der Bürgerschaft an der „grauen Steinwüste“ auf.

„Der Platz ist nicht als grüne Oase geplant, sondern als lebendiger Ort des Aufenthalts“, sagt er. Man wolle hier für Aufenthaltsqualität sorgen. „Wasser zieht die Leute immer an“, ist sich Meyer sicher. Zudem wolle man dem Museum einen repräsentativen Eingangsbereich verschaffen, der auch für eine Erweiterung des Museums nach draußen sorgt. Denn wie dessen Leiterin Katia Baudin ankündigt, wird sich das Museum zum Platz hin mit neuen Angeboten öffnen.

Außengastronomie soll
für Leben sorgen

Was dem Platz-Besucher sofort auffällt, ist die neue Außengastronomie. „Karls Naturkost“ bietet dieses „Mini-Marktcafé“, wie Claire Neidhardt vom Krefelder Stadtmarketing berichtet, von dienstags bis samstags bis zum Ende der Herbstferien an.

Weitere Angebote dieser Art werden 2021 folgen: Nach Auskunft von Hauseigentümerin Gisela Reuter wird das ehemalige Cupcake-Café an der Ecke zur Marktstraße mit neuem Namen, Konzept und Betreibern eröffnen. Auch Außengastronomie sei geplant.

Zurück auf den Platz: Akkordeon-Spieler Wolfgang Eichler sorgt für musikalische Unterstützung bei der Eröffnung. Auch in Zukunft sollen Straßenmusikanten für eine Belebung des Beuys-Platzes sorgen, kündigt Neidhardt an. Sie hofft darauf, dass sich noch weitere Musiker bei ihr melden. „Der Platz lebt davon, dass ihn Bürgerinnen und Bürger auch nutzen“, betont auch Gabriele König, Leiterin des Fachbereichs Kultur bei der Stadt Krefeld.

Dezernent Marcus Beyer lässt derweil die lange Planungsgeschichte Revue passieren. 2012 sei der politische Anstoß zur Umgestaltung erfolgt, 2013 habe das Krefelder Büro Kraft.Raum den Umgestaltungswettbewerb gewonnen. Im Gestaltungsentwurf enthalten sei eine „gewebte“ Struktur mit auf dem Platz verlaufenden Edelstahlbändern, die an die Krefelder Vergangenheit als Samt- und Seidenstadt erinnern sollen. Später wurde das Konzept von der Stadtverwaltung selbst nochmals angepasst.

6000 Quadratmeter groß ist die Fläche, berichtet Andreas Horster, Vorstand des Kommunalbetriebs Krefeld (KBK). Man sei mit den Arbeiten im Zeit- und Kostenrahmen geblieben. Der Platz ist vom Museum bis zu den Häuserzeilen niveaugleich mit Betonpflaster mit Basalt-Oberfläche gestaltet. Eine Fahrbahn mit einem Bordstein als Stolperfalle gibt es nicht mehr.

Grün findet sich vor dem Museumseingang tatsächlich wenig. Die imposante Platane dort konnte erhalten werden, eine zusätzliche Wurzelbelüftung und Bewässerung soll sie lebendig halten. Dass die Baumscheibe drumherum mit grobem Split versehen ist, soll nach Auskunft von Horster ebenfalls viel Wasser und Sauerstoff hindurch lassen. „Außerdem wächst Rasen nur schlecht unter der Platane“, sagt er. Eine zweiter, kleinerer Baum werde noch gepflanzt. Die Arbeiten am Museumsgarten neben dem Gebäude – dort befindet sich auch das Denkmal für Kaiser Wilhelm – sollen in drei bis vier Wochen abgeschlossen sein.

„Ich bin sehr froh, dass der Platz existiert“, sagt Museumsleiterin Katia Baudin. „Er lädt ein, ins Museums zu gehen.“ Umgekehrt soll die Kunst aber auch auf den Platz wandern, so etwa mit dem nächsten „Kunstimpuls“ am ersten Donnerstag im Oktober. In den Herbstferien sind Workshops für Kinder in und vor dem Museum geplant.

Außerdem gibt es ab sofort freitags um 12.30 Uhr Kurz-Führungen um das Gebäude herum. Sie sollen einen anderen Blick auf die Architektur und die dekorativen Elemente des Denkmals eröffnen, das von 1894 bis 1897 nach Plänen von Hugo Koch im Stil des Eklektizismus erbaut wurde. Thomas Jansen machte mit der ersten Führung für die Gäste der Platzeröffnung am Freitag den Anfang. So wie er und seine Kolleginnen sollen sich alle Museumsguides, aber auch die Gäste dabei überdimensionale Ringe umhängen. Wer an der Führung teilnehmen möchte, muss sich beim Krefelder Stadtmarketing anmelden ([email protected]).

Und was sagen die ersten Besucherinnen vom neu gestalteten Platz? Cordelia Hirsch und Bettina Köhler sitzen beim Kaffee vor dem Naturkostladen. „Urbanität und Bäume schließen sich nicht aus“, meint Köhler mit Blick auf das wenige Grün. Die Stadt habe doch etwas gegen graue Schottergärten, mache hier aber auch nichts anderes. Die häufig kritisierte Sperrung für den Durchgangsverkehr und das ruhige Sitzen auf dem Platz finden die beiden Frauen dagegen „ganz wunderbar“.

Anwohnerin Gisela Reuter sieht das ähnlich. Sie ist froh, dass die jahre lange Baustellenzeit (vor dem Platz wurde schon das Museum umgebaut) endlich vorbei ist. Der Platz sei schön geworden, auch die Info-Stele am Rand gefällt ihr. „Ein bisschen mehr Grün“ hätte aber auch ihr gefallen.

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