Krefeld Pinguine „Robert, du bist ein Krefelder“

Krefeld · Robert Müller war Torhüter für die Pinguine, seine Geschichte bewegt noch heute — zehn Jahre nach seinem Tod.

 Robert Müller beim Meisterjubel nach dem Sieg gegen die Kölner Haie.

Robert Müller beim Meisterjubel nach dem Sieg gegen die Kölner Haie.

Foto: Ja/Strücken, Lothar

„Robert, du bist ein Krefelder“ schallte es am 24.November 2008 von den Rängen im König-Palast. Robert Müller saß als Ersatztorhüter auf der Bank der Kölner Haie. Es waren noch fünf Minuten zu spielen, die Pinguine lagen klar mit 6:0 vorne, als Haie-Trainer Clayton Beddoes Müller zwischen die Pfosten beorderte. Unter tosendem Applaus, Gänsehautatmosphäre und der ein oder anderen Träne im Auge feierten die Krefelder Fans die Rückkehr ihres Meistertorwarts von 2003. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass es das letzte Spiel im Leben von Müller gewesen sein sollte.

Am 21.Mai 2009 starb der Rosenheimer an den Folgen seiner schweren Krankheit — heute vor zehn Jahren. Sein Weggefährte Franz-David Fritzmeier erinnert sich an die Zeit und Müller. „Er war ein absoluter Familienmensch und eine ehrliche Haut. Wir kannten uns, seitdem wir fünf Jahre alt waren“, sagt der ehemalige Spieler und Trainer der Pinguine.

In der Krefelder Eishockey-Geschichte wird Müller für immer seinen festen Platz haben. 213 Spiele absolvierte er für die Pinguine. Unvergessen die Playoffs 2003 als der Torhüter die vielleicht besten Spiele seiner Karriere bestritt und die Pinguine zum Deutschen Meister machte. Sein ehemaliger Mitspieler Andreas Raubal sagt rückblickend: „Robert hat viele gute Spiele gemacht, aber das dritte Halbfinale in Berlin, das wir 1:0 gewonnen haben, da ist er über sich hinausgewachsen und war unüberwindbar.“ Wenige Tage später stand in Köln das entscheidende fünfte Finalspiel an. Müller ließ die Haie verzweifeln und kassierte beim 3:1-Sieg nur einen Gegentreffer. Für den damaligen Kölner Trainer Hans Zach war Müller der entscheidende Faktor. „Er hat das Finale mit überragenden Paraden gewonnen. Die Krefelder Meisterschaft war zu 90 Prozent Verdienst von Robert Müller.“ Fritzmeier sagt: „Damals war Robert Müller einer der besten Torhüter in Deutschland. Sein Spielstil war modern, er hat versucht, das Spiel immer schnell zu machen. Ich kann mich an Szenen erinnern, da ist Alexander Selivanov (ehem. Spieler der Pinguine, Anm. d. Red.) schon losgesprintet, wenn Robert den Puck gerade erst in der Fanghand hatte.“

Müller verließ die Pinguine im Sommer 2006 und wechselte zurück nach Mannheim. Im November 2006 brach er im Training beim Deutschland-Cup zusammen. In der Heidelberger Uniklinik wurde er eingehend untersucht und die niederschmetternde Diagnose lautete: unheilbarer Hirntumor. Müller wurde umgehend operiert und kämpfte sich zurück.

Über Duisburg fand er im Herbst 2007 den Weg nach Köln. Er hielt überragend, erreichte mit den Haien das Finale, unterlag jedoch den Eisbären Berlin. Im August 2008 folgte die zweite OP, wieder kämpfte sich Müller zurück, so dass er noch zu zwei Kurzeinsätzen für die Kölner kam. Der Rosenheimer wurde von den eigenen und gegnerischen Fans gleichermaßen gefeiert und geschätzt. Auf die Reaktionen der Fans angesprochen, sagte Müller nach seinem letzten Spiel sichtlich ergriffen: „Irgendetwas muss ich in meinem Leben richtig gemacht haben.“

Auch wenn seit seinem Tod bereits zehn Jahre vergangen sind, bleibt er nicht nur in Krefeld unvergessen. Im Lied der Pinguine, das vor jedem Heimspiel läuft und auf dem dazugehörigen Video Momente der Krefelder Eishockey-Geschichte zu sehen sind, ist der Jubel bei den Bildern von Müller am größten. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hat die Fair Play Trophy nach dem Torhüter benannt. In der Nationalmannschaft wird kein anderer Akteur mehr mit der Rückennummer 80 auflaufen. Eine besondere Ehre folgte zur Eishockey-WM 2017, die in Köln und in Paris stattfand. Erstmals zeigte das offizielle Logo der WM einen Spieler. Es war Müller in typischer Pose, so wie viele Eishockey-Fans ihn für immer in Erinnerung halten werden.

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