Karneval Leute mit Doktorhut kann die FDP gut gebrauchen

Krefeld · Der Krefelder Bundestagsabgeordnete Otto Fricke ist als 55. Mitglied in den Kreis der Doctores humoris causa aufgenommen worden.

 Otto Fricke wurde im Stadtwaldhaus in die Reihe der Doctores aufgenommen.

Otto Fricke wurde im Stadtwaldhaus in die Reihe der Doctores aufgenommen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Das Aufnahmeprocedere dauerte viereinhalb Stunden. So lange nahm sich die GKG Uzvögel Zeit, um am Dienstagabend im proppenvollen Stadtwaldhaus – darunter das Krefelder Prinzenpaar – ihr jüngstes Mitglied Otto Fricke zu promovieren.

Doch zunächst einmal dominierten Büttenreden und komödiantische Auftritte der Doctores und Doctoressas. Durch das abwechslungsreiche Programm führte mit Comedian Volker Diefes einer der ihren. Die Stimmung im Saal war ausgelassen – nicht zuletzt auch dank gelungener Musikeinlagen verschiedener „hauseigener“ Gruppen wie der United Flamingos und von Diefes und seiner Band Jeck United.

Erst nach mehr als drei Stunden wurde es „ernst“, als Kerstin Abraham als Doctoressa des Jahres 2019 die Laudatio für ihren Nachfolger anstimmte. „Darf man Politkern überhaupt noch vertrauen? Genießen sie noch Ansehen in der Bevölkerung?“, zweifelte sie am Image des Kandidaten, der von sich sagt, er sei ein Mann der Zahlen. „Damit bewegt sich Otto Fricke als NRW-Landesschatzmeister doch in einem ganz kleinen beschränkten Raum.“

Eine Gefahr sei darüber hinaus die Eitelkeit, die sich an der Teilnahme von Talkshows zeige – als Gast oder auch als Moderator im Nordbahnhof. Andererseits seien FDP-Politikern in den letzten Jahren einige Doktor-Titel wegen Schummelei bei der Doktorarbeit abhandengekommen. Daher bestehe Nachholbedarf. Der Krefelder mit Uerdinger Wurzeln könne mit seiner Promotion zumindest eine Lücke schließen. Für ihn spreche, dass er zwar lange, aber ohne zu schummeln studiert und eine Ehrenrunde am Krefelder Gymnasium Fabritianum gedreht habe.

Positiv sei zudem, wenn Fricke als Lakritz-Liebhaber, Niederlande-Fan und FDP-Bundespolitiker im Finanzausschuss Karneval und Brauchtum vom Niederrhein ins politische Berlin bringe. „Das könnten die dort gut gebrauchen“, so Abraham.

„Gehe bitte nicht ins Dschungelcamp“

Umgekehrt habe sich Fricke dank exzellenter Netzwerke Verdienste erworben und dazu beigetragen, dass kürzlich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Krefeld zu Gast war. Als Arbeitstier, Frühaufsteher und Menschenfänger empfehle sich der Kandidat damit als Repräsentant in Berlin und für den Titel der Narrenakademiker. Abrahams Appell: „Gehe bitte nicht ins Dschungelcamp – werde lieber OB-Kandidat in Krefeld.“

Frickes Antwort kam in seiner frei gehaltenen Bewerbungsrede prompt. „Kleine Zahlen können durchaus schön sein, zum Beispiel bei der Stromrechnung“, betonte er mit einem Seitenhieb auf die SWK-Chefin. Großen Wert legte er auf Abgrenzung zum SPD-Bundesvorsitzenden Norbert Walter-Borjans. Der sei zwar auch Uerdinger und habe zu allem Unglück ebenfalls das Fabritianum besucht, aber bei einem anderen Mathelehrer. Überhaupt habe er mit der SPD, der Partei des Islam, nichts zu tun. „Alles dort is‘ lahm.“ Auch die anderen Parteien bekommen ihr Fett weg. Er nimmt allerdings auch die eigene Partei und deren Mitglieder wie Christian Lindner bundesweit und Joachim Heitmann lokal auf den Arm. Als Pluspunkte für sich macht er seinen Frohsinn und seine Weitsicht geltend. Dass er hält, was er verspricht, beweist er mit einem Auszug aus dem Protokoll des Bundestags. Dieses bestätigt, dass er dort den neuen Titel des Dr. humoris causa genannt hat. „Wenn das nicht für meine Bewerbung reicht, weiß ich es auch nicht.“

Es hat geholfen. In der abschließenden Abstimmung stimmten die Doctores – wie immer nicht einstimmig – der Aufnahme in ihre Reihen zu und verpassten ihrem neuen Mitglied Talar und Doktorhut.

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