Nahverkehr in Krefeld On-Demand-Busse könnten in Krefeld bald starten

Krefeld · Die Stadtwerke in Krefeld bereiten ein neues Angebot vor, das den Nahverkehr mit Elektro-Kleinbussen stärken soll. Duisburg hat bereits gezeigt, wie das funktionieren kann. Die ersten Infos im Überblick.

 In Duisburg stehen die Busse auf Bestellung an bestimmten Tagen zur Verfügung.

In Duisburg stehen die Busse auf Bestellung an bestimmten Tagen zur Verfügung.

Foto: Daniel Tomczak/DVV

In Duisburg fahren Sie schon: Kleinbusse, die zu Randzeiten den Öffentlichen Nahverkehr ergänzen sollen. In Krefeld wollen die Stadtwerke (SWK) nun mit einem ähnlichen Angebot nachziehen – das aber entscheidende Unterschiede aufweisen soll. Und es könnte schon bald starten. Das bestätigten die Stadtwerke unserer Redaktion. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum „Bus on demand“:

Wie soll das Angebot funktionieren? Bei den neuen Kleinbus-Angeboten gibt es keinen festen Fahrplan. Fahrgäste buchen und bezahlen per App. In Duisburg funktioniert das ähnlich wie bei einem Taxi: Der Kunde legt den Startpunkt und das Ziel fest, ohne sich um Haltestellen oder Fahrpläne kümmern zu müssen. Weitere Fahrgäste mit einer ähnlichen Strecke können zusteigen. Das lässt den Preis für die Kunden beim Angebot in Duisburg sinken, erklärt Thomas Kehler, Pressesprecher der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV). In Krefeld verfolgen die SWK eine anderes Konzept: Bei dem Angebot soll es sogenannte „virtuelle Haltestellen“ geben. Bedeutet: Haltepunkte im Stadtgebiet, die zwar ähnlich wie handelsübliche Haltestellen funktionieren, aber ohne Smartphone nicht als solche zu erkennen sind. Die Punkte werden stattdessen per App angezeigt – und sie werden nur durch einen der neuen Kleinbusse bedient, wenn sich ein potenzieller Fahrgast per App angemeldet hat, erklärt SWK-Sprecherin Dorothee Winkmann. Der Bauausschuss beschäftigt sich am Dienstag mit dem Thema.

Was kostet das? Seit Februar hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) neue Tarife für „On-Demand-Verkehre“ festgelegt – also für Angebote, die sich nach den Bestellungen der Kunden richten. Nach diesem Tarif werden sich laut Vorlage für den Bauausschuss die SWK richten. „Je weiter Sie fahren, desto teurer wird es“, fasst Thomas Kehler von der Verkehrsgesellschaft aus Duisburg das Prinzip zusammen. Heißt: Wer bis zu zwei Kilometer mitfährt, zahlt ohne Vergünstigungen 3,20 Euro, bis fünf Kilometer 5,90 Euro und so weiter. Der Höchstbetrag liegt in Duisburg bei 15,20 Euro für bis zu 20 Kilometer. Auch in Krefeld werden die Kosten über den Ticket-Preisen des ÖPNV und unter den üblichen Taxi-Preisen liegen. Allerdings ist im Gegensatz zum Angebot in Duisburg zunächst nicht geplant, Vergünstigungen für Fahrgemeinschaften anzubieten, erklärt SWK-Sprecherin Winkmann.

Wann geht es los? Wann die Kleinbusse in Krefeld starten werden, steht noch nicht fest. Wenn alles so läuft, wie die Stadtwerke es sich wünschen, könnte das Projekt in naher Zukunft Formen annehmen. Man könne von einer schnellen Umsetzung sprechen, wenn das Angebot im Sommer startet, erklärt Pressesprecherin Dorothee Winkmann. Zuvor müsse noch der Ausschuss für Stadtplanung und Stadtsanierung die Einführung des Angebots beschließen. Und die Bezirksregierung müsse den Stadtwerken noch eine Konzession für die Erweiterung des Linienbetriebs erteilen.

Wo und wann soll das Angebot verfügbar sein? Im Gegensatz zum Beispiel Duisburg sollen die Kleinbusse nicht nur in einem begrenzten Gebiet unterwegs sein. Laut SWK-Sprecherin sind Haltepunkte für die gesamte Stadt geplant. Damit betrete man auch bei der Genehmigung des Angebots „Neuland“. Laut Vorlage sollen die Busse der SWK täglich zwischen 20 und 4 Uhr verfügbar sein. Auch in diesem Bereich würden die Krefelder einen Schritt weiter gehen als die Kollegen in Duisburg: Dort sind die Busse nur freitags und samstags zwischen 18 und 2 Uhr im Einsatz. Ein Testlauf hat laut der dortigen Verkehrsgesellschaft gezeigt, dass das Angebot vor allem zu diesen Zeiten genutzt wird.

Was soll das bringen? Wie in Duisburg werden die Kleinbusse in Krefeld als Ergänzung zum Öffentlichen Nahverkehr gesehen. Ein Ziel sei es, bisher in Randzeiten vom ÖPNV abgeschnittene Stadtteile und Viertel zu erreichen, so SWK-Sprecherin Dorothee Winkmann. Das könne ökologische und ökonomische Vorteile bringen, sagt Thomas Kehler, Sprecher der Duisburger Verkehrsgesellschaft. Man könne sich zum Beispiel teure Diesel-Busse sparen, die zu Randzeiten ohne Fahrgäste stur ihre Strecke abfahren.

Wie viele Kleinbusse sollen in Krefeld unterwegs sein? Wie viele Kleinbusse in Krefeld zum Start durch die Stadt fahren sollen, konnten die Stadtwerke auf Anfrage noch nicht sagen. In der entsprechenden Vorlage für die Ausschüsse ist aber beschrieben, welchen Hersteller die Stadtwerke ins Auge gefasst haben. Demnach sind Elektrofahrzeuge der London Electric Vehicle Company (LEVC) angedacht. Laut „SWK-Recherchen zurzeit der einzige Elektrofahrzeug-Hersteller mit mehr als vier Fahrgastplätzen auf dem Markt“, heißt es in der Vorlage für den Bauausschuss. Die Kleinbusse sollen bis zu sechs Fahrgäste befördern können. Auch eine Rampe für einen Rollstuhlplatz soll vorhanden sein.

Welche finanziellen Auswirkungen hat das Vorhaben für die Stadt? Laut Vorlage keine: „Aus der Erhöhung der Fahrleistung ergibt sich kein direkter Effekt auf den Haushalt der Stadt Krefeld, „da die Verluste der SWK MOBIL GmbH im SWK-Konzern ausgeglichen werden“, heißt es dort.

Welches Fazit hat Duisburg gezogen? Die Duisburger Verkehrsgesellschaft hat nach einem Jahr eine positive Bilanz gezogen. 18 000 Nutzer hatten sich demnach innerhalb der ersten zwölf Monate nach dem Start im September 2017 die entsprechende App heruntergeladen. Im Schnitt würden die Busse am Wochenende zwischen 50 und 100 Mal genutzt, bilanzierte das Unternehmen aus der Nachbarstadt.

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