Gastronomie Vegetarische Buddha-Bowl im neuen Bistro

Krefeld · An der Stephanstraße haben zwei ehemalige Mitarbeiterinnen des Bioladens „Sonnentau“ eine Gastronomie eröffnet – integriert in dieses Geschäft. Bei „Verbene – eat green“ gibt es Mittagstisch ohne Fisch und Fleisch. Die Zutaten stammen aus den Regalen nebenan.

 Das neue vegetarische Bistro „Verbene eat green“ haben Petra Kaps (M.) und Anja Hönnicke (r.) sozusagen direkt hinter einem der Schaufenster des Biomarkts „Sonnentau“ von Petra Steffens an der Stephanstraße eröffnet.

Das neue vegetarische Bistro „Verbene eat green“ haben Petra Kaps (M.) und Anja Hönnicke (r.) sozusagen direkt hinter einem der Schaufenster des Biomarkts „Sonnentau“ von Petra Steffens an der Stephanstraße eröffnet.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Rote-Bete-Curry mit einem Krönchen aus Hüttenkäse mit Petersilie, Frühlingszwiebeln und einer zitronigen Note, darauf eine kleine Hügelspitze aus einer goldgelb und kross gebratenen Mischung aus Kokosflocken, winzigen Zwiebelstückchen, Knoblauch und Gewürzen wie Kurkuma, Curry und Kreuzkümmel. Von der Theke zieht der Duft seine Bahnen durch die Luft des Biomarkts an der Stephanstraße. Es ist Zeit für den Mittagstisch im Bistro und Café „Verbene – eat green“. Um punkt 12 Uhr geht es los. Dafür haben Anja Hönnicke und Petra Kaps stundenlang geschnippelt und die Kuchen gebacken. Das Gebäck wartet nun in der Auslage auf Nachtischfans oder wird zum Begleiter für den nachmittäglichen Kaffee, Milchkaffee oder Latte.

Dort, wo einst das Gemüse des Bioladens Sonnentau in Regalen und Körben auf Kunden wartete, stehen nun die beiden Krefelderinnen hinter einer Theke. Von den insgesamt acht Tischen haben die Gäste freien Blick auf die Küche beziehungsweise die Köchinnen bei der Arbeit. „Es war uns wichtig, dass alle sehen können, was wir machen“, sagen die beiden.

Was sie machen, das sind vegetarische Gerichte wie zum Beispiel orientalische Linsensuppe, Chili sin Carne (das spanische „sin“ heißt „ohne“), Zucchinispiralen mit zitroniger Möhren-Mandelmus-Sauce oder Spitzkohl-Kartoffel-Auflauf mit Feta. Immer dienstags gibt es die gerade so trendigen Buddha-Bowls, also verschiedene rohe oder gekochte Essens-Komponenten, die hübsch in einer Schüssel arrangiert werden.  „Die Zutaten für alle Rezepte kommen aus diesem Bioladen“, sagt Anja Hönnicke. Das Gemüse-Sortiment ist durch einen entsprechend lizenzierten Großhändler komplett Co2-neutral.

Mit dem Gedanken gespielt, wenigstens einmal in der Woche einen Mittagstisch anzubieten, habe sie schon lange, erzählt Hönnicke, die vor fünf Jahren als Mitarbeiterin in dem Krefelder Bioladen anfing. „Mir sind hier mittags viele Kunden begegnet, die hier hungrig nach etwas für ihre Mittagspause gesucht haben“, blickt die gelernte Bankkauffrau (53) zurück und meint damit Alternativen zur Dönermeile am Ostwall. Auch Menschen, die sie mit langen Einkaufszetteln fragten, wie man denn die eine oder andere Zutat zubereitet, seien für sie ein Anstoß für die eigene Gastronomie gewesen.

Die Speisekarte soll einen
Gegenpol zum Fastfood bieten

Als Petra Kaps im vergangenen Januar zum Sonnentau-Team stieß, wurde aus den Gedankenspielen mehr. Kaps ist gelernte Diätassistentin und in ihr fand Hönnicke die gleiche Begeisterung für das Thema. „Wir möchten, dass es einen Gegenpol zum Fastfood gibt. Mir persönlich ist es wichtig, etwas Gesundes anzubieten“, sagt die gebürtige Hamburgerin Kaps. Keine Zusatzstoffe, keine Fertigprodukte, das ist das Credo. „Wir wollten Slowfood, das aber wegen der kurzen Mittagspause der Leute in drei Minuten auf dem Tisch steht“, sagt Anja Hönnicke, die wie Kaps drei Kinder hat. Das machte dann zusammen sechs Test-Esser für die Gerichte, die das Duo gerne auf die Wochenkarten nehmen wollte.

Ob wirklich Interesse für dieses Angebot bestand, testete die Vegetarierin Hönnicke zunächst als „One-Woman-Show“. Anfang Januar ging es los mit einer einfachen Kochplatte, auf der sie im Bioladen einmal in der Woche warmes Essen zubereitete. Als klar war, es läuft, begann die Planung. Gemeinsam entwickelten die beiden Frauen die Gestaltung ihrer Küche, beantragten die nötigen Genehmigungen und gingen dann kürzlich unter dem Namen „Verbene – eat green“ an den Start.

„Eat green“ heißt „Iss grün“. „Das erklärt sich ja von selbst“, so Hönnicke. Die Verbene wählten die beiden, weil sie wegen der vegetarischen Küche eine Pflanze im Namen haben wollten. Und weil sie eine schöne Blume sei und es fast wie das italienische „va bene“ (für „in Ordnung“, „gut“) klinge und damit nach italienischer Lebensart. Passenderweise gibt es im Bistro je nach Jahreszeit Eistee oder warmen Tee aus der Zitronenverbene. „Der war daraufhin im Laden prompt ausverkauft“, erzählt Petra Steffens, Chefin des „Sonnentau“, die sich „über die ganz andere Lebendigkeit im Geschäft durch das Café“ freut.

Im Schnitt gehen 25 bis 30 Tellergerichte pro Tag über die Theke. In den kommenden Jahren zu wachsen, das können sich Hönnicke und Kaps vorstellen. „Aber die Grenze wäre für mich erreicht, wenn ich nicht mehr alles selbst mit meinen Händen machen könnte, sondern auf Vorgefertigtes zurückgreifen müsste“, schränkt Hönnicke ein. Und Kaps ergänzt: „Ich würde auf das Arbeiten in der Küche und den gleichzeitigen Kontakt und Austausch mit den Gästen nicht verzichten wollen.“

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