Bauprojekt Krefelder Moschee braucht noch vier Millionen

Krefeld · Am 3. Oktober beginnen die Bauarbeiten am Deutschen Ring. 2023/24 soll das Gebetshaus fertig sein.

 So wird die neue Moschee mit Begegnungszentrum am Deutschen Ring/Gladbacher Straße aussehen.

So wird die neue Moschee mit Begegnungszentrum am Deutschen Ring/Gladbacher Straße aussehen.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Das Datum ist nicht zufällig gewählt: Am 3. Oktober, 14 Uhr, ist an der Ecke Deutscher Ring/Gladbacher Straße der feierliche erste Spatenstich für Krefelds größte Moschee. „Dann ist Tag der offenen Moschee und Tag der Deutsche Einheit. Beides hat mit uns zu tun“, sagt Halide Özkurt, stellvertretende Vorsitzende der Türkisch-Islamischen Gemeinde Krefeld mit Sitz an der Saumstraße. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden Ibrahim Öztürk, dem Projektbeauftragten Veysel Arsoy und Imam Yüksel Bayalan informiert sie über den Stand der Planungen.

Seit mehr als einem Jahr liegt die Baugenehmigung für das Projekt vor. Und viele potenzielle Spender, die zur Finanzierung beitragen wollen, warten schon sehnlichst darauf, dass es endlich losgeht, berichten Özkurt und Arsoy. Erst dann werde ihr Geld auch fließen. Einige hundertausend Euro seien bisher eingegangen.

Die Finanzierung des Fünf-Millionen-Euro-Projekts steht aber noch lange nicht: Gut vier Millionen Euro fehlen. „Dabei haben wir schon eine halbe Million Euro ausgelegt“, seufzt Ibrahim Öztürk. Allein der Kauf des 2500 Quadratmeter großen Grundstücks hat etwa 350 000 Euro gekostet.

Die Finanzierung steht
bislang noch nicht

Geld aus der Türkei oder vom Ditib-Dachverband, wie immer wieder gemutmaßt, gebe es nicht, so Arsoy. Und auch die Banken finanzierten keine Moschee. Finanzielle Unterstützung erhofft man sich aber von der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Denn da Moschee und Begegnungszentrum als KfW-Effizienzhaus mit Solarthermie und Wärme-Rückgewinnung geplant sind, könnte es einen Kredit von rund 200 000 Euro geben.

Erste Erdarbeiten auf dem Grundstück haben bereits stattgefunden. Grund: Der Kampfmittelräumdienst muss prüfen, ob Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden stecken. Dafür musste die Fläche freigeräumt werden. Mit den eigentlichen Erdarbeiten geht’s dann im Oktober los. Ab März/April soll der Rohbau errichtet werden. Auf die eineinhalbjährige Bauphase folgt der Innenausbau. „Etwa 2023/24 wird alles schlüsselfertig sein“, so Arsoy.

Die Moschee entlang des Deutschen Rings mit Ausrichtung nach Mekka und das benachbarte Begegnungszentrum haben eine Nutzfläche von 3650 Quadratmetern. Der Gebetsraum kann 560 Personen fassen, ein Mehrzweckraum 125 Personen. Zum Konzept gehören acht Seminarräume, drei Ladenlokale, ein Café-Restaurant, eine öffentliche Bibliothek und weitere Räume in einer Größe von 245 Quadratmeter im zweiten Obergeschoss. Sie können angemietet werden, etwa für eine Büronutzung – nicht nur von Muslimen. Laut Arsoy sollen die Vermietungen zur späteren Finanzierung des Gebäudeunterhalts sorgen. „Anfragen für eine Nutzung haben wir schon.“ Auch die VHS habe Interesse gezeigt, Sprachkurse im Begegnungszentrum anzubieten.

Eine Tiefgarage mit 53 Plätzen (davon vier mit Ladestation für Elektroautos) und zehn Ladestationen für E-Räder im Hof sind ebenfalls eingeplant. Der 1100 Quadratmeter große Innenhof wird eine direkte Verbindung zur „Krefelder Promenade“ bekommen. Das 38 Meter hohe Minarett wird „still“ sein, ein Gebetsruf wird von dort aus nicht erfolgen.

Dass es in Krefeld noch viele Vorbehalte gegen das Projekt gibt, weiß die 450-Personen-Gemeinde. „Es ist nicht immer leicht, das auszuhalten“, bekennt Halide Özkurt mit Blick auf gehässige Facebook-Kommentare. Mit Offenheit und Transparenz wolle man Bedenken zerstreuen. Für die junge, in Deutschland aufgewachsene und dem Land verbundene Generation der Muslime sei es aber auch Zeit, „aus dem Hinterhof herauszukommen“, sagt Veysel Arsoy.

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