Für alle offen Samtweberei in Krefeld feiert ein Nachbarschaftsfest

Anwohner des Areals veranstalten erstmals in Eigenregie ein Fest für das Viertel – das für alle Interessierte offen steht.

 Sie gehören zu den Mitorganisatoren des Festes in der Shedhalle der Samtweberei (v.l.): Uwe Treufeldt, Stefanie Hohls und Richard Grüll.

Sie gehören zu den Mitorganisatoren des Festes in der Shedhalle der Samtweberei (v.l.): Uwe Treufeldt, Stefanie Hohls und Richard Grüll.

Foto: Andreas Bischof

Es soll ein Fest von einigen Akteuren des Viertels für das ganze Viertel werden. Musik, Tanz und kulinarischen Spezialitäten sollen so viele Interessierte wie möglich am 7. September zum Nachbarschaftsfest in der Alten Samtweberei locken. Das Motto „Nachbarn treffen Nachbarn“ soll eine Einladung sein. Auch wenn die zahlreichen Angebote, die zum Beispiel in der Shedhalle der Alten Samtweberei zu finden sind, immer wieder genutzt werden – es könnten noch mehr „Besucher“ den Hof des Areals erreichen.

Darin sind sich zumindest drei Mitglieder des insgesamt fünfköpfigen Nachbarschaftsfest-Orga-Teams einig. Das Ziel der Veranstaltung, zu der jeder kommen kann, ist schnell formuliert: Sie soll Menschen anlocken, das Areal als öffentlichen Raum präsentieren, zeigen, dass das Tor zur Shedhalle auch an jedem anderen Tag offen ist. Das scheint trotz des Spruches „Ein Platz für Alle“ in Neon-Grün viele noch abzuschrecken, vermutet Uwe Treufeldt, einer der Organisatoren und Mieter in der Samtweberei. Auch Misstrauen und die Angst vor einer möglichen Gentrifizierung des Viertels könnten noch eine Rolle spielen, vermutet er. Ängste, die abgebaut werden sollen.

Shedhalle bietet im Viertel
dauerhafte Angebote

Zu den dauerhaften Angeboten der Shedhalle gehören zum Beispiel ein Repair-Café, ein Bauwagen mit Spielgeräten für Kinder, eine Boule-Bahn, ein Regal, an dem Bücher getauscht werden können, und eine Give-Box zum Geben und Nehmen. Ein Highlight für einige Kinder und Jugendliche ist ein markierter Straßen-Fußballplatz mit Kleinfeldtoren. Den besuchen zum Beispiel regelmäßig 14-Jährige, um noch Jüngeren das Spiel mit dem Ball näherzubringen, erklärt Richard Grüll, ein weiterer Mieter und Organisator.

Warum er mit seiner Frau ein Haus in Fischeln gegen eine Wohnung in der alten Samtweberei in der Innenstadt eingetauscht hat? Die Kinder seien ausgezogen, das Paar brauche kein „Haus zum Staubsaugen“. Zudem genieße er, so vieles fußläufig erreichen zu können. Und die Nachbarschaft der Samtweberei sei gemeinschaftlich. „Die älteste Mieterin ist 90 Jahre, der jüngste noch embryonal“, sagt Grüll, der jeden seiner Nachbarn, die in den mehr als 30 Mietwohnungen leben, zu kennen scheint. „Letztendlich leben hier vier Generationen“, ergänzt Uwe Treufeldt. Man helfe sich und tausche sich aus, was auch zur Samtweberei-Idee gehört. Regelmäßig gibt es Treffen, bei denen Projekte und Anregungen besprochen werden.

Denn: Mieter der alten Samtweberei leisten sogenannte Viertelstunden, um Ideen zu verwirklichen, die das Gemeinwohl im Bezirk stärken sollen. Ein Projekt von mehr als 100 zwischen 2014 und 2019 ist etwa die Give-Box in der Shedhalle. In das Regal kann jeder etwas legen, was nicht mehr gebraucht wird oder sich etwas nehmen, was andere dort abgelegt haben. Ein anderes Projekt sind Mülleimer, die mit amüsanten Sprüchen Aufmerksamkeit erregen sollen. Erst diesen Sommer ist eine größere Sitz-Gruppe aus Holz am Gehweg der Lewerentzstraße errichtet worden, die zum Verweilen einladen will.

Auch Stefanie Hohls hat sich verpflichtet, einen gewissen Teil ihrer Arbeitskraft in das Viertel zu investieren – neben der Organisation des Nachbarschaftsfestes hat sie sich zuletzt auch um ein Chorkonzert im sogenannten Nachbarschaftszimmer (vorher Café Lentz) gekümmert. Die Künstlerin hat sich einen Atelier-Raum im Pionierhaus eingerichtet, in dem unter anderem auch junge Start-up-Unternehmer untergekommen sind. Es sei gar nicht so einfach, in Krefeld Räume für Kreative zu finden, sagt sie. Außerdem gefalle ihr die Atmosphäre im Haus.

Doch zurück zum Fest: Die neuen Organisatoren mussten sich nicht nur über ein abwechslungsreiches Programm Gedanken machen, sondern sich auch um Genehmigungen, Elektrik und andere Voraussetzungen kümmern. Eine neue Erfahrung für die Mieter.

Anwohner haben auch ein Programm zusammengestellt

Beim Programm gibt es viele Akteure aus dem Viertel zu sehen: Unter anderem treten die Künstler-Gruppe 21 Monkeys, Kita-Gruppen und eine Schulband auf. Ein Mieter der Samtweberei wird seine Lieder mit der Gitarre begleiten. In einer Werkstatt können sich Kinder kreativ austoben und es gibt Spiele wie einen Wurfbaum. Auch die kulinarischen Angebote sind hausgemacht oder kommen aus der Nachbarschaft: Die Albert-Schweizer-Schule wird „Deftiges aus dem Orient“ anbieten, die Kita St. Josef Waffeln und die „Gärtner der Samtweberei“ kochen eine Gemüsesuppe, mit Zutaten aus dem eigenen Garten. Der Eintritt ist frei, jeder ist willkommen. „Wir wollen Menschen hier herholen“, betonen die drei Organisatoren. Auf die Begegnungen freuen sie sich.

Das Nachbarschaftsfest der alten Samtweberei an der Lewerentzstraße 104 beginnt um 13 und endet um 19 Uhr.

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