Umweltschutz in Krefeld Nabu ärgert sich über stockende Umsetzung von Naturschutzprojekten

Krefeld · Seit der Gründung des Kommunalbetriebes stocken Projekte im Umweltbereich laut Krefelder Naturschützer. Sie wünschen sich mehr Personal für diese dringlichen Aufgaben.

 Michael Müller (l.) und Klaus Kosmol, Sprecher der Nabu-Ortsgruppe Krefeld, drängen darauf, dass zum Beispiel die geplanten Blühflächen in Krefeld endlich von der Stadt angelegt werden.

Michael Müller (l.) und Klaus Kosmol, Sprecher der Nabu-Ortsgruppe Krefeld, drängen darauf, dass zum Beispiel die geplanten Blühflächen in Krefeld endlich von der Stadt angelegt werden.

Foto: Andreas Bischof

Die Naturschutzarbeit in Krefeld und verschiedene konkrete Projekte drohen wegen Personalmangels im Fachbereich Umwelt- und Verbraucherschutz zu versanden. Das ist die große Sorge von Michael Müller und Klaus Kosmol. Die beiden Leiter der Krefelder Ortsgruppe des Naturschutzbunds (Nabu) Deutschland haben in den vergangenen Jahren so manches Vorhaben in der Stadt angestoßen und mit geplant, wie beispielsweise das Anlegen von Blühflächen zum Erhalt der Insektenvielfalt. „Das ist jetzt schon zwei Jahre her, aber geschehen ist nichts“, sagt Müller. Aus dem Stegreif zählen sie noch neun weitere wichtige Punkte und Projekte auf, wo sich nichts tun würde. Deshalb haben sie jetzt einen sogenannten Brandbrief an den Oberbürgermeister geschrieben, in dem sie ihre Sorgen schildern und den Verwaltungschef bitten, den „Personalbestand und die Ausstattung des zuständigen Fachbereichs den bestehenden Erfordernissen anzupassen“.

„Klaffende Lücke“ durch
Gründung des Kommunalbetriebs

Mit der Umstrukturierung der Verwaltung und der Gründung des Kommunalbetriebes Krefeld (KBK) sei in der Verwaltung eine klaffende Lücke entstanden. „Die Mitarbeiter scheinen seit geraumer Zeit am Kapazitätslimit zu arbeiten. Für die früher übliche Eigeninitiative der Mitarbeiter scheint es keinen Spielraum mehr zu geben“, sagen Müller und Kosmol. Vieles bliebe liegen, „anderes verzögere sich unzumutbar“. Dabei ist den Naturschützern sehr wohl bewusst, dass vier der engagierten Mitarbeiter aus der Vergangenheit in den Ruhestand gegangen sind, die Stelle des Umweltdezernenten derzeit kommissarisch ausgeübt wird und die neue Bereichsleiterin nach ihrer Einarbeitungszeit jetzt in Mutterschaftsurlaub ist. Umso wichtiger sei die personelle Aufstockung des Fachbereichs bei einer so grünen Stadt wie Krefeld, dem Klimawandel und dem fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt (Biodiversität).

Von zehn geplanten Blühflächen keine einzige bislang umgesetzt

Als Beispiel für den Stillstand bei Naturschutzprojekten führt Müller die vor zwei Jahren im Umweltausschuss beschlossenen zehn öffentlichen Blühflächen an. „Die Anzahl wurde in diesem Jahr auf drei reduziert – keine davon ist bisher realisiert.“ Die Stadt danach befragt, antwortet unserer Redaktion: „Aufgrund des niederschlagsarmen Frühjahrs und der Erfordernis, eine Bodenaufarbeitung (Melioration) an den ausgewählten Standorten miteinzuplanen, konnte die Maßnahme nicht mehr vor Sommerbeginn umgesetzt werden. Personelle Engpässe haben dazu geführt, dass abgestimmte Projekte wie die Umsetzung von förderfähigen ELER- und FÖNA-Maßnahmenumsetzungen des Landschaftsplans (Gehölzpflegearbeiten und Amphibienschutzmaßnahmen) neben fristgebunden Maßnahmen im Vertragsnaturschutz (Kulturlandschaftsprogramm) mit den Landwirten primär bearbeitet werden mussten und die Umsetzung der Blühwiesen vorerst zurückgestellt wurde“, erklärt Stadtsprecher Manuel Kölker.

Die Stadt plane nun, die Maßnahme im Stadtpark Fischeln mit einer geeigneten – die auch für einen späteren Aussaatzeitpunkt geeignet ist – ab Oktober umzusetzen, sofern die Witterung es erlaubt, inklusive eines erforderlichen Bewässerungskonzeptes. Weitere Standorte für Blühwiesen, die noch geprüft und abgestimmt würden für die Umsetzung ab 2021, seien der Schönwasserpark und die Wiese „Baum des Jahres“ an der Bundesstraße 7.

Naturschützer vermissen
ein Biodiversitätskonzept

Während das Klimaschutzkonzept der Stadt vor kurzem verabschiedet wurde, vermissen die Nabu-Sprecher ein weiterführendes Biodiversitätskonzept für die Stadt. Kölker verweist in seiner Antwort darauf, dass im Klimaschutzkonzept auch die Fortschreibung der Grün- und Freiraumplanung unter Berücksichtigung des Klimawandels enthalten sei. Das Biodiversitätskonzept könne Teil dieser Fortschreibung werden.

„Große Worte“, die Nabu-Vertreter wünschen sich jedoch konkretes Handeln.

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