Gastronomie Mit Heizpilzen durch den Winter

Krefeld · Gastronomie fordert „Terrassenstärkungs-Pakt“. In Krefeld dürfen die Tische auch im Herbst draußen bleiben.

Krefeld: Mit Heizpilzen durch den Winter in der Gastronomie
Foto: dpa/Daniel Karmann

Wer eine Terrrasse hat, ist derzeit klar im Vorteil. Das gilt besonders für die gebeutelte Gastronomie in Corona-Zeiten. Noch spielt das Wetter den Unternehmen in die Hände. Die Außenterrassen sind allesamt recht gut besucht. „Ohne Außengastronomie ist die Lage für die Betriebe bedrohlich“, sagt Toni Arabatzis, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) für Krefeld. Doch der bange Blick richtet sich Richtung Herbst: Bei zehn Grad Außentemperatur ist die Kaffee-Runde draußen nicht mehr so gemütlich. Aber, so Arabatzis: „Die Leute werden auch im Winter draußen sitzen wollen, weil viele innen Angst vor einer Ansteckung haben.“

In Krefeld rennen die Gastronomen offene Türen ein

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga NRW hat daher „Terrassen-Stärkungspakete“ für Herbst und Winter gefordert: „Liebe Kommunen in NRW: Helft uns und macht alles möglich, was rechtlich drin ist!“ In Krefeld haben die Gastronomen offene Türen eingerannt. Schon Ende Juni hatte der Rat beschlossen, auf Sondernutzungsgebühren für die Gastronomie und den Einzelhandel zu verzichten. „Es liegt im öffentlichen Interesse, dass das Leben in der Krefelder Innenstadt wieder aktiviert und stabilisiert wird“, hieß es von Seiten der Stadt. Dafür verzichtet sie in diesem Jahr auf Einnahmen in Höhe von 125 000 Euro aus Sondernutzungsgebühren für die Außengastronomie.

Gleichzeitig war festgelegt worden, dass Außenflächen und Terrassen dort, wo es rechtlich und aus Sicherheitsgründen möglich ist, erweitert werden können. Davon haben die Gastwirte reichtlich Gebrauch gemacht – und dürfen das auch bis Ende des Jahres. „Alles, was jetzt genehmigt ist, gilt bis 31. Dezember“, sagt ein Stadtsprecher. In Krefeld gibt es nach Informationen der Stadt deutlich über 100 Betriebe mit Außengastronomie.

Und damit es nicht nur den Platz, sondern auch angenehme Temperaturen gibt, sind Heizpilze in den Fokus gerückt. Zuletzt vor allem aus Umweltgründen in der Versenkung verschwunden, sollen sie nun ein Stückchen dazu beitragen, die Gastronomie zu retten. Das wird durchaus kontrovers diskutiert – und sie sind in manchen Städten sogar verboten. Nicht so in Krefeld: „Es gibt kein Verbot von gasbetriebenen Heizpilzen, sie wurden hier bereits gemehmigt“, sagt ein Stadtsprecher. Allerdings müsse die Aufstellung solcher Heizpilze innerhalb einer Außengastronomie gesondert beantragt werden. Arabatzis sagt: „Die Stadt hat das alles insgesamt sehr gut und kulant geregelt.“

Dennoch fürchtet er, dass auf die Branche eine Insolvenzwelle zurollen könnte. „Das Veranstaltungsgeschäft ist im Keller, die Hotels haben starke Einbußen ohne das Messegeschäft in Düsseldorf.“ Auch viele Karnevalsveranstaltungen seien abgesagt worden. „Ein paar Firmen haben für kleinere Weihnachtsfeiern gebucht. Aber viele größere Feiern sind bereits abgesagt worden.“ Er fügt hinzu: „Ich kenne auch keinen Gastronomen, der derzeit eine öffentliche Silvesterparty planen würde.“ Allen sei das Risiko zu hoch, dass es zu Infektionen komme. Für Unternehmer sei es derzeit sehr schwer, zu planen. Wenn aktuell eine Feier mit 50 Personen möglich sei, könne das bald schon wieder per Erlass anders geregelt werden.

Ein wenig Hoffnung setzen die Gastronomen auf Filter- und Klimaanlagen. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart hatte eine entsprechende Förderung in die Diskussion gebracht. Arabatzis betont, man sei derzeit im Gespräch mit dem Tüv, der solche Anlagen zertifiziere. Erste Betriebe hätten dies schon gemacht. Er sagt aber auch: „Wir werden mit dem Virus leben müssen. Natürlich müssen wir uns schützen, aber wir brauchen auch wieder ein Stück Normalität.“ Das sei aber seine private Meinung.

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