Stadtplanung in Krefeld Beuys-Platz zwischen toll und peinlich

Krefeld · Über den umgestalteten Platz vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum wird kontrovers diskutiert.

 Der Joseph-Beuys-Platz/Karlsplatz nach der Umgestaltung. Optisch dominiert wird er durch eine mächtige alte Platane. Fünf weitere Bäume umrahmen das Museum selbst. Bis zum 23. Oktober gibt es auf dem Platz nun dienstags bis samstags ein „Marktcafé“. Immer freitags um 12.30 Uhr werden Führungen ums Musem angeboten.

Der Joseph-Beuys-Platz/Karlsplatz nach der Umgestaltung. Optisch dominiert wird er durch eine mächtige alte Platane. Fünf weitere Bäume umrahmen das Museum selbst. Bis zum 23. Oktober gibt es auf dem Platz nun dienstags bis samstags ein „Marktcafé“. Immer freitags um 12.30 Uhr werden Führungen ums Musem angeboten.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Seit der Eröffnung des umgestalteten Joseph-Beuys-Platzes am Kaiser-Wilhelm-Museum reißen die Diskussionen nicht ab. Allein auf der Facebook-Seite der Westdeutschen Zeitung sind dazu 119 Kommentare abgegeben worden. Vielfach wird Kritik an fehlendem Grün und an viel grauem Beton geübt. Es gibt aber auch Krefelder, die das neu gestaltete, 6000 Quaratmeter große Areal ausdrücklich loben.

Ganz fertig ist es noch nicht, da am nördlichen „Museumsgarten“ mit dem Kaiser-Denkmal noch gearbeitet wird. Außerdem wird erst in zwei bis drei Wochen die Fahrbahn auf der dem Museum gegenüber liegenden Platz-Seite für den Verkehr freigegeben. Dort gibt es dann eine Einbahnstraße, die aus Richtung Marktstraße/Westwall in Richtung Evertstraße in Schrittgeschwindigkeit befahren werden darf. Die Fahrbahn vor dem Museumseingang darf nur für Anlieferungen befahren werden, bleibt sonst aber gesperrt.

Doch was sagen die Krefelder über den neuen Platz? Hier einige der Stimmen, die uns über Facebook erreichten:

Dieter Peschken betont: „Das ist ein urbaner Platz und sollte kein Kleingartengelände werden. Der Platz ist nicht zubetoniert, das sind Steine. Genau solche Wasserspiele gibt es in La Valletta auf Malta auch. Und in der Nähe steht ein Klavier, das jeder bespielen darf. Urbanes Ambiente, in einer kleinen Stadt.“

Frank Tisserand erklärt: „Krefelder würden vermutlich auch den Roten Platz, den Alexanderplatz oder den Place der la Bastille wegen fehlender Bäume geschmacklos finden.“

Einen anderen Standpunkt vertritt Sabine Duwe: „Man kann nicht Mal sagen: Sie wussten nicht, was sie tun! Denn leider weiß so ziemlich jeder heutzutage, dass so eine große Fläche nicht versiegelt werden sollte. In vielen Städten ist es Eigenheimbesitzern bereits verboten. Wie kann es sein, dass bei uns die Stadtplaner so etwas durch bekommen?“ Es gehe nicht um einen Gemüseanbau auf dem Platz, sondern um das unvernünftige Versiegeln öffentlicher Plätze. „Gerade im Hinblick auf die heißen Sommer braucht es Bäume und Schattenplätze in den Städten. Und das ist nur ein Grund, warum ich diese Umsetzung eines längst überholten (Aussage der zuständigen Dame der Stadt) Planes für eine vertane Chance und eine große Dummheit halte.“

Ähnlich äußert sich Nina Alwis: „Ich halte den Platz für eine Schandtat. Aus ökologischer und gestalterischer Sicht. Es ist mir schleierhaft, wieso die Grünen dem zugestimmt haben, aber gleichzeitig (m.E. völlig richtig) sich gegen private Schottergärten aussprechen.“ Der Platz vor der Fabrik Heeder sei zum Glück vor der „Öde der Schottergarten-Mentalität“ entworfen worden und sei ein gelungenes Beispiel, dass Menschen, die ihn beleben, eben nicht das einzige sind, was die Gestaltung begründet.

Für Rebekka Reuter ist der Platz „an peinlicher Phantasielosigkeit kaum zu überbieten“. Einen Platz zu gestalten, um ihm dann das Etikett „Kunst“ zu verpassen, nur weil er sich vor einem Kunstmuseum befindet, könne sie nicht nachvollziehen. Auch habe Gestaltung noch lange nichts mit Kunst zu tun. Es gebe so viele Städte mit gut angelegten Plätzen. „Der Standort ist sicher gut, um mehr daraus zu machen, aber die Annahme, es fehlen nur die Menschen, macht den Platz selbst nicht zum guten Platz. Ich mag Freiräume sehr, aber diese Tatsache reicht nicht für ein besonders Prädikat.“

 Völlig anders sieht es Ulrike Oppel: „Der Platz ist eine Hommage an das Ursprüngliche, an den Anfang. Toll.“ Zumindest sei der Platz interpretierfähig, „das alleine finde ich schon befreiend“. Es brauche nur Menschen. Im Vergleich zum Platz vor der Fabrik Heeder sei die Stadtmitte etwas Anderes und vor dem Kunstmuseum noch mal etwas Anderes. „Der neue Platz vor dem Museum ist wunderschön, frei atmen, und Leere fordert heraus zu gestalten. Der Bürger steht hier im Mittelpunkt. Natürlich provoziert Kunst auch, und auch das finde ich super!“

 Für Hans-Dieter Poppe ist der neue Platz „öde und einfaltslos“. Sabine Höntzsch fragt: „6000 Quadratmeter versiegelter Fläche brauchen wir in Krefeld? Alle Krefelder Parteien haben für diesen „Müll“ gestimmt.“ Und Kerstin Onyeagusi erklärt: „Das ist kein Ort, wo ich mich wohl fühle. Er wirkt leblos und abweisend. Da können auch die Springbrunnen nichts ändern. Schade. Kein Ort der Begegnung. Erde, Blumenbeete, Farbtupfer für das Auge. Da hat es mir vorher noch tausend Mal besser gefallen.“

Stella Nelleßen ist „grundsätzlich immer dafür, Veränderungen vorzunehmen zur Verbesserung. Und da tut sich ja einiges. Aber ein bisschen mehr Wärme wäre schon netter. Der Platz wirkt sehr kühl.“

 Laut Christoph Tölke  könne man es eben nicht allen recht machen. „Schön, dass der Platz endlich fertig ist. Die ersten schönen Geschäfte sind auch schon da.“ Wichtig sei, dass die Fläche sinnvoll genutzt werde. „Ich könnte mir beispielsweise einige Skulpturen dort vorstellen, wo sie den Betrieb von Veranstaltungen nicht behindern. Objekte aus der Sammlung oder Objekte, die Planungen an anderen Orten in der Stadt im Wege stehen. Oder vielleicht eine Aufstellung neuer Werke zeitgenössischer Künstler. Das schafft Identität und lenkt den Besucher in unser Museum.“

 „Das Problem bei solchen Projekten ist doch die endlos lange Planungszeit“, meint Stefan Rettenbacher. Bei diesem Projekt sei 2012/13 mit der Planung begonnen worden. „Damals hatten wir noch keine drei Dürre-Sommer und keine Diskussion über Steingärten.“ Die Prozesse dauerten viel zu lange und erlaubten zu wenig Flexibilität.

Barbara Krause sieht es anders: „Sehr, sehr schön. Erinnert mich an Barcelona, Lissabon . . .“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort