Mobilität : Längere Grünphasen für Fußgänger nicht gewünscht
Krefeld Anders als die Hauptstadt Berlin hält Krefeld in Sachen Fußverkehr an Richtlinien aus den 1960er und 70er Jahren fest.
Die Hauptstadt geht voran: In Berlin ist Anfang des Jahres vom Senat ein neuer Abschnitt im Mobilitätsgesetz beschlossen worden, der das Gehen in der Millionenmetropole attraktiver und sicherer machen soll. Zur „Förderung des umweltfreundlichen, klimaschonenden und gesundheitsfördernden Fußverkehrs“ gehören unter anderem längere Grünphasen an Fußgängerampeln. An breiten Straßen sollen diese so lang werden, dass das Warten auf der Mittelinsel entfällt. Krefeld ist davon weit entfernt: Erst im März war im Ausschuss für Bauen, Wohnen und Mobilität ein Antrag von Bündnis 90/Die Grünen auf Verlängerung der Grünphasen abgelehnt worden.
„Geht man bei Grünbeginn los, erreicht man in Krefeld fast immer das Ende einer Fußgängerfurt“, hieß es in einer Stellungnahme des Kommunalbetriebs Krefeld zu dem Antrag der Grünen. Der KBK empfahl die Ablehnung dieses Antrags, die Verwaltung und der Ausschuss schlossen sich dem an.
Karin Mast von der BUND-Kreisgruppe hatte gegenüber unserer Zeitung vor Wochen von anderen Erfahrungen berichtet. Beim Queren der Untergath in Richtung Haus Korff sei die Ampelschaltung für Fußgänger so, „dass man nur mit schnellen Schritten rüber kommt, wobei die Ampel trotzdem kurz vorher schon auf Rot umsprang“. Eine Frau mit Rollator habe es kaum geschafft und hätte eigentlich auf dem verkehrsumtosten Mittelstreifen stehen bleiben müssen.
Die WZ hat an einigen Ampeln in der Innenstadt den Test gemacht. Paradebeispiel für lange Wartezeiten ist die Überquerung des Ostwalls in Höhe Rheinstraße. Handgestoppte 3:10 Minuten vergehen, bis dies von einer Straßenseite zur anderen gelingt. Denn selbst wer zügig geht, schafft es kaum, die Straße ohne zweite Wartezeit auf der Mittelinsel zu überqueren. Was wiederum dazu führt, dass viele Passanten den zweiten Teil der Fahrbahn bei Rot in Angriff nehmen. Die Stadt kennt dieses Problem schon lange, ändert daran aber nichts. Schon 2016 erklärte sie: „Der Ostwall ist sehr breit, so dass es nirgendwo möglich ist, ihn in einer Grünphase komplett zu überqueren.“
Auch das Überqueren der St.-Anton-Straße ist nicht unproblematisch. In Höhe des Rathauses benötigt der rasch gehende WZ-Reporter dafür elf Sekunden – nach zehn springt die Ampel aber schon wieder auf Rot. Ähnlich sieht die Zeitspanne in Höhe Friedrichstraße aus. Hier entsteht von einer Grünphase zur nächsten eine Wartezeit von 1:10 Minuten. Wer dann weiter in Richtung Seidenweberhaus geht, erlebt eine Überraschung: Satte 50 Grün-Sekunden bleiben, um die Königstraße zu überqueren.