Kunst : Kunst im Industrie-Denkmal
Krefeld Wegen der Corona-Regeln sind die eigenen Räume zu klein: 29 Künstler der GKK stellen im Mies-van-der-Rohe-Businesspark aus.
29 Künstler und damit mehr als die Hälfte aus der Gemeinschaft Krefelder Künstler (GKK) stellen zum ersten Mal gemeinsam an einem fremden Ort aus. Dieser besitzt selbst einen musealen Charakter. Es ist das Café Ludwig im Ludwig Mies-van-der-Rohe-Business-Park. Es befindet sich wiederum im früheren Herstellungsort für Herrenfutterstoffe, dem HE-Gebäude. Und so trägt die Gastausstellung auch den Titel: „Gestern Herrenfutterstoffe — heute Raum für Kunst und Kultur.“
Die Künstler freuen sich über die Möglichkeit, dort auszustellen: „Der Ausstellungsort kam überraschend und wurde von allen Beteiligten mit großem Enthusiasmus aufgenommen und realisiert“, berichtet GKK-Vorsitzende Edith Stefelmanns. „In unserem städtischen Haus an der St.-Anton-Straße sind die Räume für Ausstellungen in der Corona-Zeit zu klein. Deshalb haben wir alle Veranstaltungen in diesem Jahr abgesagt. Es könnten nur jeweils zwei Personen in einem Raum sein.“ Nun im HE-Gebäude zu sein, sei ein wunderbares Angebot.
Hausherr Wolf Reinhard Leendertz berichtet, dass das HE-Gebäude für das Jubiläum 100 Jahre Bauhaus fit gemacht worden sei, es zu Corona-Zeiten jedoch kaum ein Konzept dafür gab. „Wenn wir es jetzt zur Verfügung stellen, können wir Krefeld etwas zurückgeben.“ Marketing-Chef Matthias Berghaus erklärt: „Wir freuen uns, hier jetzt langsam Fahrt aufnehmen zu können. Im Bauhaus-Jahr haben wir die Rekonstruktion der Kantine, wie sie vor 80 Jahren existierte, durchgeführt.“ Selbst der Blick durch die Fenster sei originalgetreu, erklärt er.
Die Firmengebäude für die Vereinigten Seidenwebereien AG (VerSeidAG) in Krefeld von 1931 waren die letzten von Ludwig Mies van der Rohe realisierten Projekte in Deutschland vor seiner Auswanderung in die USA. Mit dem kubischen, weißen Baukörper und den langgestreckten Fensterfronten steht das HE-Gebäude bis heute für eine funktionale Industriearchitektur im Geist der Moderne.
Der lichte große Raum, der in Grau-Weiß gehalten ist, ist für großformatige Arbeiten geradezu geschaffen. „Es ist super schön, dieses Gebäude für die bildende Kunst schnell und unkompliziert zu bekommen“, findet auch Gabriele König, die Fachbereichsleiterin Kultur der Stadt. „Menschen brauchen Kunst und Kunst braucht Menschen.“ Für diese Gastausstellung wurde kein bestimmtes Thema vorgegeben. Großformate boten sich an. Es sind rund 50 Skulpturen, Fotografien, Installationen, Holzschnitte und Öl- und Acryl-Gemälde zu sehen, die direkt neben dem Café zur Geltung kommen.