Meinung Schluss mit der Laberei zum Klimawandel

Krefeld · Meinung Die Forderung nach Straßensperrungen und die mutlose Reaktion der Parteien.

 Friday for Future fordert zugunsten des Klimas von der Politik Vorschläge für die Sperrung von Straßen in der Krefelder Innenstadt – hier der Ostwall.

Friday for Future fordert zugunsten des Klimas von der Politik Vorschläge für die Sperrung von Straßen in der Krefelder Innenstadt – hier der Ostwall.

Foto: Andreas Bischof

Die Klimaschützer von „Fridays for Future“ handeln sich derzeit viele Absagen von politischen Parteien ein: SPD, CDU und FDP wollen ihrer Forderung nach Vorschlägen für kurzfristige Sperrungen von innerstädtischen Straßen für den Autoverkehr partout nicht folgen. Und die Parteien wissen ihre Ablehnung auch wortgewaltig zu begründen.

Die SPD betrachtet solche Sperrungen etwa als ein Ziel, das allenfalls „mittelfristige“ angesteuert werden solle – ohne allerdings zu verraten, was unter „mittelfristig“ zu verstehen ist. Stattdessen verweisen die Sozialdemokraten auf den Spätsommer, wenn das Mobilitäts- und das Klimakonzept möglicherweise verabschiedet werden könnten. Lange genug hat die Arbeit daran ja gedauert.

Die FDP wendet sich gegen das „Strangulieren“ des Individualverkehrs und schlägt vor, für sichere Fahrradstraßen zu sorgen und den Öffentlichen Personennahverkehr attraktiver zu machen. Beides ist gut und schön, doch in der Krefelder Vergangenheit sträflich vernachlässigt worden. Auf schnelle Abhilfe ist da aktuell kaum zu hoffen – zumal die FDP keine konkreten Vorschläge zur Umsetzung macht.

Die CDU schließlich hält fest, die Sperrung von Straßen in der Innenstadt gehe an der Lebenswirklichkeit der Menschen vorbei. Daher habe man schon im vergangenen Sommer im Rat den „Klimanotfall“ angelehnt. Scheinbar niemand denke an die Anwohner, die Gewebetreibenden und die Kunden, die darauf angewiesen seien, zur Wohnung oder zum Geschäft zu kommen. Und auch die CDU verweist auf eine Verbesserung bei Bussen und Bahnen – aber ähnlich unkonkret wie die Kollegen von den Liberalen.

Nein, das Ganze ist kein Ruhmesblatt für große Teile der Krefelder Politik. Seltsam mutlos werden mutige Forderungen von Fridays for Future abgelehnt. Dabei handeln die Klimaschützer nur konsequent, nehmen den vom Stadtrat mehrheitlich verabschiedeten „Krefelder Klimanotfall“ und den darin enthaltenen 20-Punkte-Plan beim Wort. Straßensperrungen sind ein Teil dieses Planes. Es sollte sich also niemand wundern, wenn FFF jetzt durchzusetzen versucht, dass dieser Punkt auch umgesetzt wird.

Langsam sollte es sich bis in den letzten Winkel herumgesprochen haben, dass sich die Klimabewegung durch Versprechungen auf Verbesserungen in einer fernen Zukunft, durch endlos debattierte Konzepte und durch bloße Ankündigungen nicht beruhigen lässt. Und mit Recht: Das Tempo, mit dem in Krefeld auf die Herausforderungen des Klimawandels reagiert wird, ist einfach viel zu langsam. Bäume sterben, Feuchtgebiete trocknen aus, Insekten verschwinden – der Klimawandel hat in unsere Lebenswirklichkeit längst konkret eingegriffen. Doch die wichtigen Akteure in der Krefelder Politik tun so, als habe man noch endlos Zeit, um Verbesserungen zu erreichen.

Diese Zeit haben wir nicht. Schluss also mit der Laberei: Wer gegen Sperrungen von Straßen mit all ihren Vor- und Nachteilen ist, der sollte jetzt endlich kurzfristige andere Maßnahmen beschließen. Mehr Fahrradstraßen? Bessere Bus- und Bahnverbindungen? Sehr gerne. Aber sofort und nicht nach dem üblichen Krefelder Muster in fünf oder mehr Jahren.

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