Elternbeiträge Kitabeiträge - Die Eltern sollen ansparen

Krefeld · Personeller Engpass bereitet Probleme. Die Stadt kommt mit den Bescheiden nicht nach.

Kay und Kathrin Nuschm mit Ihren Kindern Berit (links) und Arne (rechts)

Kay und Kathrin Nuschm mit Ihren Kindern Berit (links) und Arne (rechts)

Foto: NN

Die Stadt wird bis 2030 über 60 Prozent ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Ruhestand verabschieden müssen. Und damit jede Menge Wissen. Das ist ein gewaltiger Umbruch, der aufgefangen werden muss. Dabei gehen einige Abteilungen schon heute auf dem Zahnfleisch. Die groben Unregelmäßigkeiten in der Causa Ertürk wurden unter anderem mit eklatanter Unterbesetzung des Fachbereichs 60 begründet. Aktuell müssen tausende Eltern in Krefeld noch monatelang warten, bis sie wissen, welche Ausgaben auf sie zukommen bei den Beiträgen für Kita, Kindertagespflege oder Offene Ganztagsschule. Wenn sich ihr Einkommen verändert hat oder die Kinder erstmals in die Betreuung rutschen. Die Begründung der Stadt: Personalmangel.

Eltern warten vergebens
auf Antworten

Eltern wie Kay Nusch sind mindestens irritierend. Der Bockumer hat einen vierjährigen Sohn im Montessori-Kindergarten Oppum und eine zehn Monate alte Tochter. „Das ist der Grund dafür, dass sich bei uns die Einkommenssituation geändert hat, meine Frau ist in Elternzeit.“ Nusch hat bei der Stadt den entsprechenden Antrag bereits Anfang des Jahres gestellt. „Ich hatte die Steuererklärung 2017 noch abgewartet, um gleich die richtigen Angaben machen zu können.“ Gehört hatte er monatelang nichts, dann mehrfach angerufen. „Ich bin vertröstet worden“, sagt Nusch.

Eher zufällig stieß er dann dieser Tage auf eine Mitteilung auf der städtischen Homepage. „Durch Personalengpässe im Bereich ,Erhebung von Elternbeiträgen für Kindertageseinrichtungen, Kindertagespflege und Offene Ganztagsschulen’ kommt es aktuell zu Verzögerungen bei der Veranlagung und den Bescheiden der monatlich zu zahlenden Elternbeiträge“, heißt es da. Und eine Idee, wie Eltern solange damit umgehen sollen, liefert die Stadt gleich mit: „Daher empfiehlt der Fachbereich Jugendhilfe den Eltern, die monatlichen Beiträge entsprechend der Selbsteinschätzung bei der Elternerklärung möglichst anzusparen, damit die rückwirkende Beitragsforderung beglichen werden kann.“

Schnelle Abhilfe sei nicht in Sicht. Der Fachbereich Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung gehe zwar davon aus, dass die Stellen kurzfristig besetzt werden könnten. „Dennoch wird es durch die Einarbeitungszeit neuer Mitarbeiter einige Zeit in Anspruch nehmen, die Rückstände völlig aufzuarbeiten.“

Beiträge müssen auf einen
Schlag zurückbezahlt werden

Unsicherheiten bei betroffenen Eltern fürchtet die Stadt nicht: „Nach unseren Erfahrungen wissen die meisten Eltern auf Grund der Selbsteinschätzung im Rahmen der Elternerklärung, in welche Einkommensstufe sie voraussichtlich veranlagt werden und in der Folge auch, welchen Beitrag sie zahlen müssen“, heißt es auf Anfrage.

Trotzdem rät Stadt-Sprecherin Irene Ehlers: „Wir können nur dazu raten, die entsprechenden Beträge möglichst anzusparen, da es ansonsten für viele Eltern problematisch sein dürfte, eine rückwirkende Beitragsforderung für mehrere Monate in einer Summe zu begleichen.“

Kay Nusch empfindet das als starkes Stück. Dabei ist seine Situation ja eine gänzlich andere: „In meinem Fall müsste ich Geld zurückbekommen beziehungsweise weniger bezahlen. Schon seit fast einem Jahr. Nun weiß ich nicht, wann ich das Geld bekomme und wie viel.“ Dass Eltern bei der Recherche auf sich allein gestellt sind, kritisiert der Familienvater. „Man findet die Info nur, wenn man gezielt danach sucht.“

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