Tierschutz Junger Verein kümmert sich um Stadttauben

Krefeld · Taubenschläge sollen die Zahl der Vögel in Krefeld und damit auch den Ärger durch Verschmutzungen verringern. Zudem werden verletzte Tiere gepflegt.

 Alica Rebecca Gebel, Anna Luisa Schulz und Klara Liebisch-Resewitz (v.l.) – hier auf dem Neumarkt – stellten das Engagement des Vereins zum Schutz der Stadttauben vor.

Alica Rebecca Gebel, Anna Luisa Schulz und Klara Liebisch-Resewitz (v.l.) – hier auf dem Neumarkt – stellten das Engagement des Vereins zum Schutz der Stadttauben vor.

Foto: Andreas Bischof

Stadttauben sind bei vielen Menschen nicht besonders beliebt. Vor allem Ladeninhaber und Gastronomen, aber auch Hausbesitzer und Denkmalschützer ärgern sich über den Schmutz und die Schäden, die von den Vögel verursacht werden – so zum Beispiel rund um den Neumarkt. Um so überraschender kommt da in Krefeld die Neugründung eines Vereins, der es sich vor allem zur Aufgabe gemacht hat, verletzte und kranke Stadttauben gesund zu pflegen. In der Bezirksvertretung Mitte haben die Vorsitzende Anna Luisa Schulz, ihre Stellvertreterin Alica Rebecca Gebel und Beirats-Mitglied Klara Liebisch-Resewitz das Konzept jetzt vorgestellt.

Wie die junge Vorsitzende, von Hause aus Biologin, berichtet, kümmern sich derzeit 13 Aktive darum, das Problem „Mensch und Stadttaube“ zu lösen. „Dafür haben wir schon positive Resonanz von Bürgern bekommen.“ Wie Klara Liebisch-Resewitz ergänzt, wolle man das Leid lindern, das speziell bei den Tauben gut sichtbar sei. Verletzungen und falsche Ernährung – die Tiere fressen Abfälle und sogar Zigarettenkippen – sorgen bei ihnen für große Not. Jahrelang hatten sich deshalb bereits junge Menschen in Eigeninitiative um verletzte Krefelder Stadttauben, ausgebüxte Zuchttauben und gestrandete Brieftauben gekümmert. Bis dann im Vorjahr der Entschluss gefasst wurde, durch einen offiziellen Verein mehr Anerkennung zu erlangen.

Schon 2018 hatte sich das Krefelder Stadtmarketing und der Kaufhof am Neumarkt mit Vorschlägen des Naturschutzbundes (Nabu) befasst, der seit Jahren für eigens eingerichtete und betreute Taubenschläge wirbt. In diesem Zusammenhang lernten sich auch Alica Gebel (sie ist Studentin, Jägerin und Falknerin in der Ausbildung) und Anna Luisa Schulz als aktive Taubenschützerinnen kennen.

Maßnahmen wie Netze und Spikes an Gebäuden sowie der Einsatz von Gift oder Falken führen aus Sicht der beiden Frauen nur zu einer Verdrängung der Vögel und zu kurzfristigen Effekten: „Die Tiere suchen sich dann andere Orte.“ Taubenschläge dagegen hätten viele Vorteile: Die bequemen Vögel, die zunächst mit Futter angelockt werden, nähmen diese gerne als Schlafstätte an, paarten sich dort und brüteten auf ihren Eiern. Durch das regelmäßige Einsammeln der Eier und den Austausch durch Gips-Attrappen

könne eine Population von 500 auf 200 Tiere verringert werden, ohne diesen weh zu tun. Weiterer Vorteil: Der Kot der Vögel bleibe vor allem auf den Bereich rund um die Taubenhäuser beschränkt – und ärgert so weder Passanten noch Gebäudebesitzer.

Ein erstes Referenzobjekt kann der Verein schon im Chempark vorweisen. Dort hat die Firma Chemion Logistik vor einiger Zeit ein Taubenhaus aufgestellt. Seit im Juni 2019 die Taubenfreunde die Betreuung übernommen haben, sei die Population schon deutlich gesunken, berichtet Liebisch-Resewitz. Außerdem hätten die Tiere zuvor überall in den Logistik-Hallen gebrütet und dort für viel Dreck gesorgt. Damit sei es jetzt weitgehend vorbei.

Ziel des Vereins ist es, solche betreuten Taubenschläge an mehreren Brennpunkten der Innenstadt einzusetzen. Dafür geeignet wären zum Beispiel Flachdächer. Nun werden geeignete Objekte und auch Sponsoren für die Arbeit gesucht. Unter anderem am Neumarkt, der sich bei Tauben einer besonders großen Beliebtheit erfreut, könnte ein solches Vogelhaus platziert werden.

Die Politiker zeigten sich in der Bezirksvertretung sehr angetan von dem Konzept. Das alles klinge logisch und vernünftig, erklärte für die SPD Anke Drießen-Seeger: „Eine eierlegende Wollmilchsau.“ Für die CDU ergänzte Stefanie Neukirchner, die nach eigenem Bekunden aus einer Familie von Brieftaubenzüchtern stammt: „Ich finde ihr Engagement hervorragend.“

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