Fernseh-Zweiteiler Jannis Niewöhner (28) aus Hüls spielt Hauptrolle in "Der Überläufer"

Krefeld · Jannis Niewöhner (28) spielt die Hauptrolle im ARD-Zweiteiler „Der Überläufer“. Den Stoff bezeichnet er als „brandaktuell“.

 Jannis Niewöhner spielt den Wehrmachtssoldaten Walter Proska im Zweiteiler „Der Überläufer“. 

Jannis Niewöhner spielt den Wehrmachtssoldaten Walter Proska im Zweiteiler „Der Überläufer“. 

Foto: obs/ARD Das Erste

Ihn als den deutschen Schauspieler der Stunde zu bezeichnen, ist sicher keine Übertreibung: Gerade erst war Jannis Niewöhner als „Goldmund“ im Kinofilm „Narziss und Goldmund“ zu sehen – und ab Mittwoch spielt der junge Mann aus Hüls die Hauptrolle im Fernseh-Zweiteiler „Der Überläufer“ nach dem postum erschienenen Roman von Siegfried Lenz. Die ARD zeigt das deutsch-polnische Fernsehepos am 8. und 10. April, 20.15 Uhr, mit Blick auf den 75. Jahrestag des Ende des Zweiten Weltkrieges. Schon jetzt ist es über die Mediathek des Senders abrufbar.

Zur Handlung des Films, bei dem Oscar-Preisträger Florian Gallenberger für Regie und Drehbuch verantwortlich war: Im Kriegssommer 1944 ist Wehrmachtssoldat Walter Proska (Niewöhner) auf dem Weg vom Heimaturlaub zurück an die Ostfront. Im Zug begegnet er der jungen Polin Wanda (Malgorzata Mikolajczak), die als Partisanin im Waggon eine Bombe deponiert. Proska kann die Sprengladung zwar beseitigen, doch wenig später fährt der Zug auf eine Mine und explodiert.

Proska überlebt und wird einer Einheit zugeteilt, die in den Sümpfen die Bahnstrecke überwachen soll und sich in einer Waldfestung verschanzt hat. Wanda begegnet er wenig später auf Patrouille wieder und die Beiden verlieben sich. Nach der Stürmung der Waldfestung gerät Proska in russische Gefangenschaft, wo er vor die Wahl gestellt wird: desertieren oder sterben. Der Soldat wird zum Überläufer und überredet in vorderster Front Wehrmachtsoldaten über Lautsprecheransagen, sich zu ergeben.

Nach dem Krieg arbeitet Proska in der sowjetischen Kommandantur in Berlin. Eines Tages steht Willy Stehauf (Rainer Bock) in seinem Büro, der als Kommandant der Waldfestung seine Männer mit menschenverachtenden Spielchen und sinnlosen Befehlen traktierte. Proska erkennt, dass er eine Entscheidung treffen muss.

Gedreht wurde der Zweiteiler im vergangenen Jahr in Polen und Bayern. In einem Interview mit der ARD hat sich Jannis Nienwöhner zur Frage geäußert, ob es schwierig ist, jemanden zu spielen, der so unentschlossen ist. „Natürlich ist es einfacher, eine Figur zu spielen, die klare Ansichten hat und klare Entscheidungen trifft. Das ist bei Walter anders. Die Ereignisse treiben ihn vor sich her und zwingen ihn, sich in jeder Situation neu zu verhalten“, erklärte der 28-Jährige.

Pflichterfüllung und Gehorsam seien in dem Wehrmachtssoldaten tief verwurzelt, aber mit der Zeit werde ihm bewusst, dass sie keine Gewähr dafür seien, auf der Seite der Guten zu stehen. Erst zum Schluss ergreife Proska eindeutig Partei – aber nicht für einen neuen Staat oder eine andere Ideologie, sondern für die Liebe und die Freundschaft. „Das ist eine starke Botschaft, an die ich glaube.“

Der Krefelder Schauspieler ist davon überzeugt, dass die Geschichte des „Getriebenen, der nie zur Ruhe kommt“, brandaktuell ist. Denn der Stoff habe etwas beispielhaftes, wie er in dem ARD-Interview erklärte: „Er zeigt, wie ein Mensch mit sich ringt, sich in einem riesengroßen, unübersichtlichen Chaos richtig zu verhalten und anständig zu bleiben.“

 Jannis Niewöhner ist zwar erst 28 Jahre alt, kann aber schon auf eine lange Karriere zurückblicken. Er spielte bereits als Zehnjähriger im Münsteraner Tatort „Fakten, Fakten“ an der Seite von Jan-Josef Liefers und Axel Prahl. 2006 wurde er durch die Rolle des Tim Carsten in dem Kinofilm „TKKG – Das Geheimnis um die rätselhafte Mind-Machine“ bekannt.

Seine Karriere nahm 2014 so richtig Fahrt auf: Drei Filme („Saphirblau“, „Besser als nix“ und „Doktorspiele“) mit ihm kamen damals in die Kinos. Nach seinen erfolgreichen Auftritten in Jugendfilmen gelang ihm in einer „ernsten“ Rolle endgültig der Durchbruch: Für die Darstellung des aggressiven Timo im Film „4 Könige“ gab es 2015 bei der Berlinale die Auszeichnung als „European Shooting Star“. Mittlerweile listet das Online-Lexikon Wikipedia 32 Kinofilme und 20 Fernsehproduktionen auf, in denen Niewöhner mitspielte.

Der 28-Jährige lebt in Berlin, bekennt sich aber zu seinen Wurzeln in Hüls. Er ist derzeit als Schauspieler vielfach präsent: Erst am 12. März kam „Narziss und Goldmund“ nach dem Roman von Hermann Hesse in die Kinos – der 28-Jährige spielt darin den Goldmund. Regie führte Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky. Bei den Filmfestspielen in Berlin feierte das Drama „Kids Run“ von Barbara Ott Premiere. Auch hier ist Niewöhner in der Hauptrolle zu sehen: Er verkörpert Andi, Mitte 20, aufbrausend, ein Mann aus prekären Verhältnissen und schon Vater von drei Kindern. Bei den Kritikern kam der Streifen sehr gut an. Die Titelrolle übernimmt Niewöhner zudem im Thomas-Mann-Klassiker „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“. Der Film von Detlev Buck soll laut „Bavaria-Film“ 2021 ins Kino kommen.

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