Krefeld in der Gastro-Krise
Aufgabe, Neueröffnung oder Wechsel: In der Gastro-Szene ist viel Bewegung. Die Energiekosten spielen eine Rolle.
Krefeld. Mit hohem Tempo dreht sich das Karussell in der Krefelder Gastronomie-Szene. Darunter fällt auch die Adresse Moerser Straße 40 mit zwei bekannten Häusern und einer gemeinsamen Pächterin: Das Restaurant im Haus Blumenthal ist seit etwa drei Monaten geschlossen. Der Odeon-Tanzpalast, unmittelbar nebenan, läuft nach wie vor gut und wartet ebenfalls auf einen neuen Betreiber. "Wir wollen jetzt unseren Ruhestand genießen", sagt Rainer Heithecker, Ehemann der jetzigen Doppel-Pächterin Ingrid Heithecker.
Der oder die neuen Pächter werden ab sofort gesucht, auch wenn der Vertrag von Ingrid Heithecker bis Juli läuft. Rainer Heithecker betont: "Wir würden es auch über den Juli hinaus machen, wenn bis dahin niemand gefunden worden ist. Das Odeon liegt uns am Herzen." Die Gäste wissen von den Abschiedsplänen der Heitheckers. "Sie würden es begrüßen, wenn der neue Betreiber den Tanzpalast ähnlich wie jetzt weiterführt", sagt Heithecker. Unabhängig von der Betreiber-Frage steht das komplette Haus zum Verkauf - für 1,89 Millionen Euro.
Ob ein Traditionshaus in Hüls, eine Gaststätte in Gartenstadt, eine Disko in der City oder ein kleines Hotel mitten in Bockum - die Angebote von gastronomischen Objekten in Krefeld häufen sich derzeit, vor allem auf den entsprechenden Internetplattformen: 27 Läden sind auf einen einzigen Klick zu finden. Der absolute Hit ist eine provisionsfreie Gastronomiefläche in Innenstadtlage mit einer Gesamtfläche von 380Quadratmetern, die für zehn Euro im Monat an einen Pächter gebracht werden soll.
Keine Frage: Die Gastronomie steckt bis zum Hals in der Krise. "Hartz IV, Kurzarbeit, alle haben weniger Geld im Portemonnaie, das wirkt sich aus", sagt Gleumes-Inhaber Georg Mäurers. Und sein Noch-Pächter von Herbst Pitt, Vucko Filipovic, sieht vor allem für Traditionsgaststätten schwarz: "Die jungen Leute gehen mit Bier- und Wodkaflaschen über die Straße, die setzen sich nicht mehr in ein Brauhaus wie Herbst Pitt."
Obwohl sein "Herzblut" an dem Haus hängt, will Filipovic nicht zurück: "Die einzigen, die daran verdienen, sind die Stadtwerke." Für Strom, Gas, Wasser habe er bis zu 5500 Euro im Monat bezahlt. 1,9Millionen Euro sind vor gut drei Jahren vom Eigentümer in das 148 Jahre alte Herbst Pitt gesteckt worden - doch die Energie gehe nach wie vor durch die denkmalgeschützten Fenster. Selbst Eishockey-Profis sei es zu kalt geworden.
Die hohen Energiekosten treffen allerdings viele Gastronomiebetriebe in alter Bausubstanz: Da ist mehr in Küchen- und Kühltechnik investiert worden als in Wärmedämmung. Vor über elf Jahren kam der in Kroatien aufgewachsene Montenegriner nach Krefeld und kauft das Haus an der Marktstraße/Ecke Nauenweg, in dem er das "Montenegro" betreibt - "durchaus erfolgreich". Aber dennoch hat er die Immobilie zum Verkauf inseriert - für 1,1Millionen Euro.
Geschlossen ist die Tür der Taverna Toni direkt gegenüber, an der Wiedenhofstraße 64, neben dem Limericks. Tausende Krefelder kennen die Taverna vom stets umlagerten Souvlaki-Stand beim Folklore-Wochenende. Ob und wie es weitergeht, ist noch offen. Beteiligt war die Gaststätte an der Außengastronomie auf dem Platz an der Alten Kirche.
Wenn alles klappt, wird an der Wiedenhofstraße 71, in den Räumen des ehemaligen "La Betulla", wieder ein Restaurant eröffnen, diesmal mit srilankischer Küche. Zum 1.Mai könnte der Verkauf über die Bühne gegangen sein.
Nichts geändert hat sich an der Situation der Gaststätte Lus Bell an der Nieper Straße. Lomberg Immobilien führt zurzeit "eine Menge Gespräche".
Der Schütenhof an der Uerdinger Straße, gegenüber St. Gertrudis, steht seit über einem Jahr zum Verkauf. "Jetzt, zum Frühjahr hin, sind mehr Interessenten gekommen", sagt Mano Pooth für die Eigentümer-Familie. Er hofft, dass es bald zu einem Abschluss kommt. Und auch für "Et Bröckske", das einer Kernsanierung bedarf, gibt es einen Funken Hoffnung. Die Unter-Schutz-Stellung des 1952 erbauten "Rhenania"-Stammhauses ist übrigens eingeleitet.
