Schulstart in Zeiten von Corona In der ersten Stunde wird der Corona-Kodex gepaukt

Krefeld · Für mindestens 3400 Schüler beginnt wieder die Schule. Zum Neustart geht es auch darum, ihnen verbindliche Verhaltensregeln an die Hand zu geben – unter anderem für 100 Zehntklässler an der Realschule Horkesgath.

 Schulleiterin Ute Eißing-Schroers in einem der für den provisorischen Unterricht der Realschule Horkesgath vorbereiteten Klassenzimmer. Vorläufig werden hier Kleingruppen der Jahrgangsstufe 10 mit höchstens 14 Schülern unterrichtet.

Schulleiterin Ute Eißing-Schroers in einem der für den provisorischen Unterricht der Realschule Horkesgath vorbereiteten Klassenzimmer. Vorläufig werden hier Kleingruppen der Jahrgangsstufe 10 mit höchstens 14 Schülern unterrichtet.

Foto: Andreas Bischof

Es geht wieder los für tausende von Schülern am Donnerstag in den Abschlussklassen der weiterführenden Krefelder Schulen. Laut Schulamt sind es 3400, die an den Real-, Gesamtschulen und Berufskollegs am Unterricht teilnehmen müssen. Dazu könnten 2000 Schüler an den Gymnasien stoßen, die sich freiwillig auf das Abitur vorbereiten dürfen.

Realschule Horkesgath Unter die Muss-Regelung fallen auch 100 Zehntklässler der Realschule Horkesgath. Sie stehen kurz vor dem mittleren Schulabschluss (Fachoberschulreife), können diesen aus aktuellen Gründen aber nicht bei einer gewohnt zentralen Prüfung erlangen, sondern individuell durch Leistungen beim jeweiligen Fachlehrer. Starten sollen diese Prüfungen am 12. Mai im Fach Deutsch. Doch auch das ist wie vieles in diesen Tagen nur eine Momentaufnahme und damit die größte Schwierigkeit für Ute Eißing-Schroers und ihr Kollegium. „Wir planen derzeit auf Sichtweite, das haben wir so gelernt. Wir versuchen, vorausschauend unterwegs zu sein.“ Gerade in einer Schule, die pädagogisch verbindlich unterwegs sein möchte, ist das ein unbefriedigender Ansatz.

Grundsätzlich aber sieht Ute Eißing-Schroers ihr Haus in der aktuellen Situation in einer komfortablen Situation. „Uns kommen die Sanierungsarbeiten am Horkesgath zugute.“ Sechs neue Toilettenanlagen gibt es, vier davon sind bereits komplett fertig. Ordentliches Händewaschen, das sei also kein Problem. „Und wir hatten das Glück gehabt, dass in der Schule die Grundreinigung in der schulfreien Zeit weiter stattgefunden hat.“ Zudem sei die Lage deshalb noch entspannt, weil von rund 850 Schülern erstmal nur ein kleiner Teil an den Start gehen wird. Auch wenn die vier zehnten Klassen jeweils in zwei Gruppen getrennt werden, um die Abstandsregelung von 1,50 Metern im Klassenraum einzuhalten. Bis zu 14 Schüler werden die Gruppen groß. „Wir haben im Moment den Luxus, dass wir die großen Klassenräume für 32 Schüler dafür nutzen können“, sagt die Schulleiterin. Denn es gebe durchaus auch Räume für 20 Schüler. Wie es weitergehe, wenn im nächsten Schritt die Neuntklässler kommen, die mit der erfolgreichen Versetzung auch den Hauptschulabschluss erhalten, werde sich zeigen. Und erst Recht, wenn alle Schüler wieder an Bord sein sollen. Die Frage, wann das sein wird, löst allerdings nur Schulterzucken aus.

Verbindliche sind die Regeln, die ab sofort in der Realschule Horkesgath gelten, der so genannte Corona-Kodex, der in der ersten Stunde auf dem Schulhof verinnerlicht wird, bevor es zum Blockunterricht von zwei mal 90 Minuten in die Klassenräume geht: Dabei lernen die Schüler nicht nur alles über die Abstandsregeln, sie erfahren auch: Der Mund- und Nasenschutz muss nicht im Klassenraum getragen werden, aber auf dem Weg dort hin. „Auf den Fluren ist es viel problematischer als in den Klassenräumen, weil es dort sehr eng ist.“ Die Wege der einzelnen Gruppen in die Klassen sollen über fünf verschiedene Zugänge entzerrt werden. Auch werde es keine Pausenklingel geben. Die Lehrkräfte entscheiden individuell und nach Absprache untereinander, wann es auf den Schulhof geht. Dort gibt es freilich keine Probleme: Er ist riesengroß.

Gymnasium am Stadtpark Auch das Gymnasium am Stadtpark in Uerdingen wird am Donnerstag für Abiturienten öffnen, die sich auf freiwilliger Basis auf die anstehenden Prüfungen vorbereiten und mit ihren Lehrern Themen oder mögliche Unklarheiten erörtern möchten. Anja Rinnen, Leiterin der Schule, rechnet mit knapp 80 Schülern, die diese Möglichkeit nutzen möchten. Es habe nur wenige Absagen gegeben. In den letzten Tagen seien alle möglichen Maßnahmen getroffen worden. Die Räume seien grundgereinigt und desinfiziert worden, es gebe Wasser und Seife.

Zudem sei ein Plan erarbeitet worden, wer wann welchen Kurs besucht. Alle Schüler seien aufgeteilt worden, sodass eine Unterrichtseinheit nur noch von zwölf Schülern besucht werde. Zudem gebe es Sitzpläne. Das Ziel sei, dass sich möglichst wenige Menschen in einem Raum befinden. Um die Schüler geordnet zu den jeweiligen Räumen zu leiten, werde nur ein Eingang geöffnet. Das erweiterte Leitungsteam der Schule werde sich draußen positionieren, um das zu begleiten. Zudem seien überall Zettel mit entsprechenden Benimmregeln – zum Beispiel zur Handhygiene – platziert worden. Zwei Lehrer der Schule, die zur Sicherheit keinen persönlichen Unterricht geben, würden ihre Kurse über das Internet per Video anbieten. Dieser Unterricht sei auch bereits für die unteren Stufen angeboten worden.

Gesamtschule Uerdingen Die Gesamtschule Uerdingen hat ein Video veröffentlicht, um deutlich zu machen, wie der Ablauf geplant ist. Zu sehen ist etwa, dass sich die Schüler auf dem Schulhof in Gruppen mit Abstand aufstellen, um geordnet in einer Reihe hintereinander zum Kursraum zu gelangen. Auf einen Desinfektionsmittel-Spender wird mit einem Schild mit einem roten Pfeil hingewiesen. In einem Klassenraum wird gezeigt, wie sich die Schüler an die mit Abstand aufgestellten Tische setzen sollen. Von vorne nach hinten, so dass es keine näheren Kontakte gibt. „Es ist eine schwere Zeit, aber zusammen schaffen wir das“, ist die Nachricht am Ende des Videos, das auf der Internetseite der Schule mit einem Standort an der Uerdinger Straße 783 zu sehen ist.

 Am Donnerstag werden die meisten der 145 Schüler der Jahrgangsstufe zehn erwartet, erklärt der stellvertretende Leiter der Schule, Dirk Wellesen. Eine Handvoll habe von der Möglichkeit einer schriftlichen Erklärung gebrauch gemacht, um dem Präsenzunterricht – etwa aufgrund von entsprechenden Vorerkrankungen – fern zu bleiben. Für sie gibt es Lehrangebote für zu Hause, heißt es in einer Information der Schule. Die entsprechende Lernplattform der Schule – die auch für andere Stufen zur Verfügung steht – sei mit hohem Einsatz mehrerer Lehrer weiter ausgebaut worden, so Wellesen.

Seit Mitte letzter Woche habe man sich über die Abläufe in der Schule Gedanken gemacht. Fächer wie Mathe, Englisch und Deutsch sollen zum Beispiel tageweise aufgeteilt auf mehrere Kurse und Räume unterrichtet werden. Für jeden Kurs und jeden Schüler wird es auf dem Boden auf dem Schulhof Markierungen geben, „damit die Abstände eingehalten werden“, heißt es in der Info der Schule. Zudem werde es gestaffelte Pausenzeiten geben, damit höchstens 30 Schüler gleichzeitig draußen sind.

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