Haustier-Betreuung Die Huta ist eine Tagesstätte für Hunde

Krefeld · Auf einem Gelände im Krefelder Norden tollen bis zu 20 Hunde über eine Sandfläche. Julia Thiele und Kirsten Müller kümmern sich fünf Tage die Woche um die Tiere, deren Besitzer arbeiten müssen oder ihren Vierbeinern das Spielen im Rudel gönnen wollen.

 In der Huta, also Hundetagesstätte, an der Niedieckstraße betreuen Julia Thiele (l.) und ihre Mitarbeiterin Kirsten Müller alles vom acht Wochen bis 13 Jahre alten Vierbeiner.

In der Huta, also Hundetagesstätte, an der Niedieckstraße betreuen Julia Thiele (l.) und ihre Mitarbeiterin Kirsten Müller alles vom acht Wochen bis 13 Jahre alten Vierbeiner.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Lucky gibt einen kehligen Laut von sich. Von ganz weit unten kommt das wohlige Grunzen des Mischlings. Denn Amira hat sich Lucky zum Spielen ausgeguckt. Schnappt zur Schau nach Luckys Ohr oder Hals. Die beiden rempeln, rollen, rangeln. Im Eifer torkeln sie auch gegen die Beine von Julia Thiele, die in der Hundetagesstätte – als Pendant zur Kita Huta genannt – sozusagen als „Hundegärtnerin“ alle im Auge behält. Bis zu 20 Tiere sind hier in der Woche tagsüber unter Aufsicht der 38-jährigen Firmengründerin und ihrer Mitarbeiterin Kirsten Müller im Rudel unterwegs.

Auf einer 1500 Quadratmeter großen Fläche an der Niedieckstraße können die Vierbeiner herumtollen, deren Frauchen und Herrchen meist in der Zeit arbeiten gehen. „Aber wir haben auch Hunde hier, deren Besitzer ihnen zwei-, dreimal die Woche das Spielen im Rudel gönnen wollen“, erzählt Thiele, die eigentlich Mediengestalterin gelernt hat, dann Tierpsychologie im Bereich Hunde studierte, selbst doppeltes Frauchen ist und in Düsseldorf auch einen Gassi-Service angeboten hat.

Wird gedrängelt oder geknurrt, geht eine der Frauen dazwischen

Pinsel, Pepe und Einstein schnuppern gerade hier an einem Zweig, da in einer Ecke des Freigeländes oder eben aneinander herum. Wird gedrängelt oder geknurrt, geht eine der beiden Frauen dazwischen. „Wir intervenieren früh, mit Stimme oder Körperkontakt. Die Tiere lernen bei uns direkt, dass Mobbing nicht erlaubt ist“, sagt Julia Thiele. Deswegen werden die Vierbeiner auch in der Zeit, in der sie in der Huta sind, nicht gefüttert. „Das ist nicht gut im Rudel“, sagt die Krefelderin Kirsten Müller (30), die Bürokauffrau gelernt hat, erst als Praktikantin, dann als Minijobberin bei der Huta anfing und ihren Schein zur Betreuung von Hunden machte, der nach Paragraph 11 des Tierschutzgesetztes vorgeschrieben ist. Nur die jungen Hunde, die noch mittags etwas zu fressen brauchten, bekommen etwas.

Und jung sind ihre Schützlinge schon mal häufiger: Der Jüngste in den vergangenen Jahren war ein zehn Wochen alter Rüde – ihr Ältester ein 13 Jahre alter Mischling, der von Tierschützern in Griechenland gerettet und nach Deutschland vermittelt wurde. Derzeit gebe es „drei Omis auf der einen und einen zehn Monate alten pubertierenden Rüden auf der anderen Seite“.

Nur für Tiere mit
gutem Sozialverhalten

Ob Omi, Opi und rüpeliger Kleiner, ob Weimaraner, Australian Sheperd, Labrador oder Husky-Mischling, alle finden im Rudel ihren Platz. Grundsätzlich werden nur Hunde aufgenommen, die „ein gutes Sozialverhalten“ haben. Dann dürfen die Mädels oder Jungs für einen Tag zur Probe kommen, während der Besitzer auf Abruf bleiben muss, um sein Tier im Zweifelsfall wieder abzuholen.

Apropos abholen: Klara drückt sich gerade dezent in einer weit vom Tor entfernten Ecke herum. „Die kommt jetzt nicht, weil sie abgeholt wird. Die ist einfach so wahnsinnig gerne hier. Aber das tun sie eigentlich alle“, sagt Thiele lachend und sucht nach einer Tüte. „40- bis 60-mal am Tag müssen wir uns bücken“, sagt die Huta-Betreiberin und hakt dieses Thema damit ab. Der Sand macht es leichter, die Hinterlassenschaften rückstandslos einzupacken.

Sieben Lkw-Ladungen Sand sind auf den 1500 Quadratmetern verteilt, die früher zur Zufahrt für ein halbes Dutzend Anlieferungs-Rampen des angrenzenden Firmengebäudes gehörten. Heute sitzt in den Hallen dahinter ein Messebau-Unternehmen. Die Schleusen braucht dort heute niemand mehr. Und die Zufahrt auch nicht.

Der Vermieter hat
ein Herz für Hunde

Durch Zufall hatte Julia Thiele, die für ihre Idee von der Huta vor fünfeinhalb Jahren die eigene Firma gründete, eine Anzeige für das Gelände unweit vom Real- und Bauhaus-Markt an der Mevissenstraße gesehen. Und damit endete vor drei Jahren ihre anhaltende Suche nach einem geeigneten Grundstück, das vom Gewerbeamt und Veterinäramt akzeptiert wird. Zum Beispiel muss es nach den gesetzlichen Auflagen in einem Gewerbegebiet liegen. „Wegen der möglichen Lärmbelästigung“, erläutert sie und ergänzt strahlend: „Der Besitzer der Messebau-Firma hat selbst einen Hund.“

Auf dem von ihm gemieteten Areal liegen ein paar große Reifen und ein paar Hürden für springfreudige Tiere. Aber Spielzeug gibt es nicht. Das könne sonst, wie bei Futter, Ärger unter den Hunden geben. Und so haben in der kleinen, im Winter beheizten Hütte Pinsel, Pepe und Co. auch alle ein eigenes Körbchen. „Hier finden sie Ruhe, wenn es regnet“, erzählt Thiele. Wobei auch da jede Hundeseele anders tickt. „Die meisten wollen bei Regen ’rein, aber es gibt auch welche, die gerade dann draußen sind und durch die Pfützen jagen“, sagt die 38-Jährige. Abends seien die Tiere auf jeden Fall alle „platt von der Bewegung und der Interaktion“.

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