Menschen Handball-Profi setzt auf Zweitjob

Krefeld · Krefelder Bastian Roscheck trainiert bis zu zweimal am Tag mit seinem Verein SC DHfK Leipzig. Zusätzlich arbeitet er an seinem künftigen beruflichen Standbein.

 Handballprofi Bastian Roscheck jobbt am Flughafen für seine künftige berufliche Zukunft.

Handballprofi Bastian Roscheck jobbt am Flughafen für seine künftige berufliche Zukunft.

Foto: picture alliance/dpa/dpa

Nur Handball reicht Profi Bastian Roscheck nicht. Halbe Sachen sind eigentlich nicht so sein Ding. Doch der Krefelder Handballer Bastian Roscheck setzt ab 1. September nicht ausschließlich auf seinen Profi-Job beim Bundesliga Topklub SC DHfK Leipzig. Zusätzlich arbeitet der 29-Jährige dann beim Logistik-Unternehmen DHL am Flughafen Leipzig/Halle in der Personalabteilung, will dort erste Berufserfahrung sammeln.

Der vierfache Nationalspieler freut sich auf die Aufgabe: „Natürlich ist eine solche Zweiteilung eher untypisch für Spieler der 1. Bundesliga. Doch ich bin ein Mensch, der während der Saison schlecht vom Handball abschalten kann. Mir gefällt es, mich in einem völlig anderen Umfeld zu bewegen und dann eben nicht über den Sport nachzudenken. Andere Profis hauen sich zur Ablenkung vor die Playstation oder gehen Golf spielen. Doch das war noch nie so mein Ding.“

Der gebürtige Krefelder, der einst am MSM-Gymnasium sein Abitur baute, sieht sich sowieso schon in der zweiten Hälfte seiner Karriere: „Natürlich möchte ich noch ein paar Jahre Handball spielen, vielleicht mir noch den Traum erfüllen, einmal im Ausland zu spielen. Doch ich kann mir nicht vorstellen, später meine Brötchen weiter mit dem Handball zu verdienen. Ich möchte in meinem weiteren beruflichen Leben noch etwas schaffen und da passt das Angebot der DHL jetzt genau.“

Zunächst zehn Stunden in der Woche will Roscheck, der erfolgreich sein Masterstudium der Wirtschaftspsychologie abgeschlossen hat, sich um die Personalentwicklung und Weiterbildung am Leipziger DHL-Standort kümmern: „Zehn Stunden sind aufs erste gesehen natürlich nicht viel. Aber sie erfordern trotzdem einen großen Organisationsaufwand, denn wir trainieren bis zu zwei Mal am Tag. Der Sport hat bei diesem Modell Vorrang. Aber ich bin froh, dass ich diese Chance zum Berufseinstieg überhaupt nutzen kann.“

Als Abwehrchef der Leipziger Handballer ist Roscheck nach wie vor erste Wahl, spielt dort bereits seit sieben Jahren, eine Verweildauer, die beim Handball eher untypisch ist: „Hier in Sachsen fühle ich mich wohl, die Vertragsgespräche haben immer gepasst, ich habe den Aufstieg in die 1. Liga mitgemacht und bin ein wenig stolz, mit dafür gesorgt zu haben den Klub im vorderen Mittelfeld der Bundesliga platziert zu haben.

In der Jugend ging er für
den TV Oppum auf Torejagd

Noch sind die Klubs in seiner über 20-jährigen Handball-Karriere an einer Hand abzuzählen. In der Jugend ging er für den TV Oppum und die HSG Düsseldorf auf Torjagd, wurde dort 2010 Deutscher Meister. Auch die Drähte in ihre Geburtsstadt haben Roscheck und seine Ehefrau Linda nie abgebrochen. Immer, wenn es der Handball und zukünftig der Job es erlauben, besuchen sie mit den Töchtern Frieda und Tilda die Großeltern.

Auch den Krefelder Handball hat Roscheck im Blick, verfolgt die Entwicklung beim TV Oppum, wo er das Handballspielen lernte und sein alter Freund, Gerrit Held, noch heute spielt. Leider verpasst der Wahl-Leipziger am Samstag das ungewöhnliche Kräftemessen beim Saisonauftakt zwischen seinem TV Oppum und der HSG Krefeld: „Das wäre eine große emotionale Sache für mich geworden. Schade, aber ich muss trainieren. Doch ich habe mich sehr über den Aufstieg der HSG Krefeld in die 2. Liga gefreut. Leider war das Jahr danach sehr schwierig. Da sind einige Dinge unglücklich gelaufen, aber ich glaube, mit der neuen Mannschaft kann der Klub etwas entwickeln. Die Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern passt. Und mit Oliver Milde und Oliver Krechel hat der Klub zwei Top-Handballer verpflichtet, die eine Menge Erfahrung aus dem Profibereich mitbringen.“

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