Krefelder Stadtwaldhaus ausverkauft Glühwein-Cabarett nach Corona-Pause

Krefeld · „Was habe ich Euch vermisst“, begrüßt Podio-Chef und Moderator Rüdiger Höfken am Sonntagabend die rund 200 Gäste im Stadtwaldhaus. Nach drei Jahren Corona-Abstinenz und „Kulturentzug“ präsentiert das Krefelder Wohnzimmertheater endlich sein 19. Weihnachtsspecial.

Auch Showeinlagen gab es beim Glühwein-Cabarett im Stadtwaldhaus. Foto: Dirk Jochmann

Auch Showeinlagen gab es beim Glühwein-Cabarett im Stadtwaldhaus. Foto: Dirk Jochmann

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

„Sogar die Künstler sind uns treu geblieben“, freut sich Höfken und stellt mit Serhat Dogan, Jacqueline Feldmann und Axel Pätz ausgewählte Komiker mit abwechslungsreichem komödiantischem Ansatz vor. „Mein letzter eigener Auftritt als Comedian liegt drei Jahre zurück“, berichtet er. Im Autokino auf dem Sprödentalplatz: „Eigentlich bekloppt, kein Lachen, kein Beifall.“ Doch mit der Premiere des Glühwein-Cabaretts kündigt er wieder echte Lachtränen und Applaus an, den er vom Publikum prompt erhält.

Humorvolles Spiel mit
landestypischen Unterschieden

Höfkens Replik auf 2019: „Corona war zuvor nur als mexikanisches Bier bekannt, Angela Merkel unsere Bundeskanzlerin. Die Deutschen stürzten sich auf Klopapier und Hefe (‚Kacken und backen‘), die Franzosen bunkerten Rotwein, Käse und Kondome.“ Das belustigte Publikum war bestens eingestimmt und begrüßte Comedian Serhat Dogan, der sich als „glücklicher Türke aus Bodenhaltung“ vorstellte und seine frühen Erinnerungen in Deutschland aus seinem Tagebuch vortrug. Zunächst habe er trotz einiger Deutschkenntnisse in Bayern und Sachsen kein Wort verstanden. Dennoch habe er hier schon vor vielen Jahren sein Glück gefunden, etwa als Fahrschüler im Dauerstau um Köln. In der Türkei wisse jeder Mann von Geburt an, worauf es beim Autofahren ankomme. Nie den Fuß vom Gaspedal nehmen und sich nicht von Nebensächlichkeiten wie rote Ampeln und Fußgänger aufhalten lassen. Als unfreiwilliger Sextourist habe er die Unterschiede zur Türkei erlebt. Es habe fünf Minuten gedauert, bis eine Frau ihn fragte: „Willst Du mit mir schlafen? Kostet 100 Euro.“ In seiner Heimat sei Kennenlernen zwar auch kein Problem. „Da treffen sich die Eltern – fertig.“ Allerdings brauche man zwei Jahre, bevor man mit der Frau schlafen könne. Anbahnung, Verlobung, Hochzeit mit 1000 Gästen und eine Nacht lang tanzen. „Kostet 10000 Euro.“ Nach einem wahren Gag-Feuerwerk verabschiedete er sich mit einem urkomischen Strip und rockte den Saal mit Disko auf Türkisch. Mit ersten Freudentränen beim begeisterten Publikum.

Energiegeladenes Gespräch
mit dem Publikum

Beim Glühwein-Cabarett macht es traditionell die perfekte Mischung aus Profis und Talenten. Zur zweiten Gruppe gehört Jacqueline Feldmann, kurz Jacky. Sie stand nach der Schule wie viele junge Menschen vor der Frage, was tun? „Plötzlich Zukunft, konnte ja keiner wissen.“ Die Beteiligung an der Miss Sauerland endete mit dem achten Platz und Mitleidsapplaus. Also besser etwas Handfestes wie einen Schreibtischjob beim Finanzamt. Doch kaum hatte sie die Beamtenurkunde in Händen, verzichtete sie auf finanzielle Sicherheit und wurde Comedienne. Zum Leidwesen ihrer Mutter. Den Spagat zwischen den Generationen geht sie auf der Bühne mit viel Sympathie und Energie per Stand-Up-Comedy im Gespräch mit dem Publikum an. Den jungen Zuhörern dient sie gerne als Identifikationsfigur, den älteren gibt sie einen Einblick in das Innenleben einer jungen Frau.

Den furiosen Schluss setzte Kabarettist Axel Pätz mit scharfsinnigen Analysen auf musikalische Art an Klavier und Akkordeon. Der scharfzüngige Chansonier wartet mit geschliffenen Sätzen und Wortwitz auf – lyrisch, hintergründig und stets pointiert, mit ausgeprägter Mimik und Bühnenpräsenz. Der Norddeutsche frönt schrägen Ideen mit überraschenden Wendungen. Makaber sein Lied vom selbstfahrenden E-Auto, das eine Frau überfahren hat. Erbaulich und urkomisch seine Parodie auf den Rollator. In „Chill mal“ verrät er mit tiefschwarzem Humor, wie man Attacken von pubertierenden Jugendlichen begegnet. Zum Schluss bietet er die Schuldigen für alles Leid der Welt – die Chinesen. Frohe Weihnachten.

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