Krefeld glänzt als Modellkommune

Die SWK nehmen das dritte geförderte Mini-Blockheizkraftwerk in Betrieb. Es versorgt ein Mehrfamilienhaus in Oppum mit Strom und Wärme.

Krefeld glänzt als Modellkommune
Foto: Dirk Jochmann

Oppum. Krefeld ist eine von sechs Modellkommunen in Nordrhein-Westfalen (NRW), die die innovative Nutzung der Kraft-Wärmekopplung (KWK) vorantreiben und deshalb vom Landesumweltministerium mit insgesamt 2,5 Millionen Euro gefördert werden. „Nachdem wir Ende 2016 ein Mehrfamilienhaus an der Vulkanstraße und das Stadtbad Fischeln mit effizienten Mini-Blockheizkraftwerken (BHKW) ausgestattet haben, präsentieren wir jetzt das dritte Projekt“, sagt der Vorstandssprecher der Stadtwerke Krefeld, Carsten Liedtke.

Die Stadtwerke haben in einem 24-Parteien-Haus der katholischen Kirchengemeinde St. Augustinus an der Bischofstraße in Oppum ein Mini-BHKW installiert, das im Keller mit Hilfe von zwei modernen Brennstoffzellen Strom erzeugt. Außerdem ist auf dem Dach eine 50 Quadratmeter große Solarthermieanlage für die Warmwassererzeugung errichtet worden. „Hocheffiziente und klimafreundliche KWK-Anlagen und erneuerbare Energien spielen eine wichtige Rolle, um die Energiewende zum Erfolg zu führen“, sagt Liedtke.

Seiner Meinung nach spielt sich zukünftig ein Großteil der Energieerzeugung in kleinen städtischen Anlagen und Verteilernetzen ab. Damit könne man die Engpässe regionaler Lieferanten wie Amprion und Co. vermeiden — etwa zu Zeiten, wenn Wind und Sonne keine Energie liefern. Umso besser, wenn Krefeld dabei mit gutem Beispiel vorangehe.

SWK-Projektleiter Andreas Küpper erklärt das Prinzip: „Bei konventionellen BHKW wird der Brennstoff wie Erdgas verbrannt und der Strom nach einem elektromagnetischen Prinzip in Generatoren erzeugt. Dagegen produzieren die beiden Brennstoffzellen Elektrizität durch eine elektrochemische Reaktion, indem Erdgas umweltschonend direkt in elektrische Energie umgewandelt wird. Die dabei entstehende Wärme wird im Haus zur Warmwasseraufbereitung und zum Heizen des Gebäudes genutzt.“

Carsten Liedtke, Vorstandssprecher der Stadtwerke Krefeld

Die beiden Brennstoffzellen haben jeweils eine elektrische Leistung von 1,5 Kilowatt. Der elektrische Wirkungsgrad beträgt 60 Prozent, bei gleichzeitiger Wärmeauskopplung bis zu 85 Prozent. Schon nach den ersten Wochen nach Inbetriebnahme der Zellen steht fest, dass der Strombedarf des Mehrfamilienhauses zu zwei Dritteln aus dem Mini-BHKW gedeckt wird. Das ist für die Mieter finanziell attraktiv.

Die Stadtwerke geben den KWK-Strom günstig an die Mieter weiter, weil im Gegensatz zum öffentlichen Stromnetz Transportkosten, Steuern und Umlagen beim externen Strombezug entfallen. „Bei einem typischen Haushalt mit einem Verbrauch von 3000 Kilowattstunden bedeutet das eine Ersparnis von bis zu 100 Euro im Jahr“, rechnet Liedtke vor. 19 der 24 Parteien im Haus hätten sich bereits für den Mieterstromvertrag entschieden. Ganz nebenbei würden mit diesem Prinzip auch 50 Prozent Kohlendioxid im Vergleich zum Strommix aus der Steckdose eingespart.

Liedtke kündigt noch für dieses Jahr das vierte und letzte Projekt innerhalb der Modellkommune am Quartelkämpchen in Linn an. „Wir verfügen dann über die Erfahrung von vier individuellen High-Tech-Lösungen, auf die wir jederzeit zurückgreifen können. Beigeordneter Thomas Visser sieht aus energetischer Sicht allein schon für die städtischen Gebäude einen hohen Bedarf an solchen Anlagen. Der muss allerdings erst noch ermittelt werden.

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