Gastronomie in Krefeld Gastronomen sauer wegen Bewertungen

Krefeld · Gäste, die nie im Lokal waren, schreiben Kommentare im Internet. Antonios Arabatzis, Gleumes-Chef, sagt, was das für Krefelder Gaststätten bedeutet.

 Antonios Arabatzis ist Wirt und Eigentümer des Gleumes an der Sternstraße 12.

Antonios Arabatzis ist Wirt und Eigentümer des Gleumes an der Sternstraße 12.

Foto: Andreas Bischof

Regelmäßig schaut Antonios Arabatzis, Chef der Brauerei Gleumes, im Internet, was dort über sein und andere Lokale in der Stadt steht. Und regelmäßig ist er genervt von dem, was Menschen dort in die Kommentarspalten schreiben. Arabatzis spricht von ungerechtfertigten Bewertungen bis hin zu Beleidigungen oder Drohungen. „Und das geht gar nicht“, sagt Arabatzis. Der Gastronom vertritt als Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Krefeld nicht nur seinen Laden, sondern auch viele andere Kollegen. Sie sind ähnlich sauer wegen der problematischen Kommentare. Schließlich schaden diese dem Geschäft.

Einige Gäste wollen sich einen Vorteil verschaffen

Arabatzis verweist auf eine Umfrage des Dehoga in Nordrhein-Westfalen, an der sich etwa 550 Gastronomen und Hoteliers beteiligten. Mehr als zwei Drittel der Unternehmer kritisieren, von Fake-Gästen bewertet worden zu sein. Von Fake-Gästen spricht der Dehoga, wenn Menschen Bewertungen vornehmen, ohne zuvor Gast gewesen zu sein. Etwa die Hälfte beklagt zudem, dass Gäste mit einer schlechten Bewertung gedroht hätten, um eine Vergünstigung zu erhalten. „Die Missbrauchsquote ist bei uns in Krefeld ähnlich“, sagt Arabatzis.

So eine mutmaßlich falsche Bewertung kann für Gastronomen problematisch sein. Schließlich sieht jeder, der den Namen des Betriebs im Internet sucht, was da geschrieben steht. Harte Kritik ist freilich schlecht für die Reputation. Er kenne eine Bewertung, in der es hieß, der Wirt sei besoffen durchs Lokal gelaufen, sagt Arabatzis. Kurz lacht er auf, weil er das so absurd findet. „Ich kenne diesen Wirt und weiß, dass diese Bewertung Blödsinn ist.“

Auch er selber habe persönliche Anfeindungen auf einer großen Bewertungsplattform gegen sich erlebt, sagt Arabatzis. Er sei zum Anwalt gegangen und habe gefragt, was man dagegen tun könne. Die ernüchternde Antwort: Tendenziell nichts. Das Problem ist, dass die Kommentarschreiber erstmal ausfindig gemacht werden müssen. Zudem muss im Einzelfall geklärt werden, was noch freie Meinungsäußerung ist oder wo Verleumdung beginnt. Viel Aufwand pro Kommentar, meinen die Gastronomen.

Sie wünschen sich daher Veränderungen im Bewertungssystem. Eine Mehrheit will, dass Gäste erst dann bewerten dürfen, wenn sie tatsächlich Gast waren. Einige wünschen sich zusätzlich, dass ältere Kommentare gelöscht werden. Gleiches gilt für Einträge, die vor einem Betreiberwechsel entstanden sind. Ob und wie sich solche Regelungen umsetzen lassen, ist fraglich.

Bislang suchen er und seine Kollegen daher das Gespräch, so Arabatzis. Viele versuchen, Kontakt mit den Absendern von Negativ-Bewertungen aufzunehmen und auf die Kritik einzugehen. Lieber ist es Arabatzis noch, wenn sich unzufriedene Gäste gleich im Lokal melden. „Überall, wo Menschen arbeiten, kann es zu Fehlern kommen“, sagt der Gleumes-Chef. Sei das Essen mal nicht passend, sollten Gäste das gleich sagen und würden etwa einen Gutschein bekommen. Konstruktive Kritik sei gewünscht.

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