Musik Fahrender Schallplattenladen machte Halt in Linn

Lange Schlangen bildeten sich am Samstag vor dem Mint-Vinyl-Bus. An Bord befinden sich rund 3500 gebrauchte und neue Langspielplatten.

 Andreas Zellerkoff und Sascha Wichnewski (l.) stöbern in dem Schallplatten-Fundus auf der Suche nach Schätzen. Rechts im Hintergrund: Bus-Inhaber Michael Lohrmann.

Andreas Zellerkoff und Sascha Wichnewski (l.) stöbern in dem Schallplatten-Fundus auf der Suche nach Schätzen. Rechts im Hintergrund: Bus-Inhaber Michael Lohrmann.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Fangemeinde ist groß, die Schlange vor dem gelben amerikanischen Schulbus an der Hafenstraße in Linn entsprechend lang. Die Besucher nehmen gerne weite Anfahrten auf sich, denn das auffällige Gefährt von Michael Lohrmann wurde vor einigen Jahren aufwändig zu einem fahrenden Schallplatten-Laden umgebaut. An Bord befinden sich rund 3500 gebrauchte und neue LPs sowie eine HiFi-Anlage, um vor Ort in die begehrten Platten reinhören zu können. Die meisten Besucher kommen, um Schallplatten-Schätze zu heben.

„Vinylfans leben oft in Orten, die keinen Schallplattenladen mehr haben oder vielleicht nie einen hatten. Sie sind daher oftmals gezwungen, ihre Tonträger über das Internet zu bestellen, was spätestens bei Gebrauchtware zum Qualitätsproblem werden kann“, berichtet Lohrmann. „Diesen Fans bringt der Mint-Vinyl- Bus die Schallplatten in ihren Ort, quasi nach Hause. Ähnlich wie ein Bücherbus Literatur in Kleinstädte transportiert.“

Übrigens ist Mint hier die Bezeichnung für Neuware, die noch nicht abgespielt, oftmals noch verschweißt ist. „Die Preise der LPs liegen zwischen drei Euro für Wham beispielsweise und 400 Euro für die britische Erstpressung von Beware, einem Titel der US-amerikanischen Punkband Misfits.“ Und noch eine Info: Klassik und Schlager wird der Interessent im Bücherbus nicht finden.

Das wissen die Leute. Vor dem fahrbaren Plattenladen wird nicht nur gewartet, sondern auch gefachsimpelt. Oberbürgermeister Frank Meyer ist auch dabei, hält bereits einige Platten unter dem Arm.

Heinz Kugelmann gerät ins Schwärmen: „Bei einer Schallplatte ist das Hörgefühl ganz anders. Wenn ich Zeit für mich habe, lege ich sie auf. Nach 45 Minuten drehe ich sie um. Meine Frau hört Die Ärzte, ich Pink Floyd oder Led Zeppelin, mein Sohn ACDC.“ Kugelmann hatte 80 Platten von früher im Keller aufbewahrt. „Irgendwann habe ich mir zunächst zum Geburtstag einen einfachen Plattenspieler schenken lassen. Da ich bei meinem Hörgenuss geblieben bin, kam dann ein guter ins Haus.“ Mittlerweile ist seine Sammlung auf 300 Tonträger angewachsen. Und der Sohn höre auch LP.

Michael Perlmann und Tim Esters sind aus Köln angereist. „Wir wollen sehen, ob wir Schnäppchen machen können.“ Lohrmann kennen beide bereits. „Ich mag Progressive und Space Rock in der Freizeit zum Entspannen. Bei einer Schallplatte habe ich etwas in der Hand, ich mag das haptische und genieße bewusster. Ich bin nicht der Streaming-Freund.“ Der Kölner ist auf der Suche nach Pink Floyds Darkside of the Moon.

85 Kilometer ist Theo Visser aus der Nähe von Emmerich nach Krefeld zum Vinyl-Bus gefahren. „Das Gefährt ist inzwischen bekannt. Ich suche nichts Bestimmtes, vielleicht finde ich etwas bei Blues und Jazz.“

Andreas Zellerhoff legt zu Hause Heavy Metal und Electronic Music auf. „Platten sind Kult“, findet er. „Sie klingen besser. CD höre ich im Auto.“ Er ist auf der Suche nach Mike Oldfield Tube lents Orchestra.

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