Lesung Eine verwunschene Nacht mit Janika Hoffmann

Krefeld · Die 24-jährige Autorin nimmt ihre Zuhörer mit in eine fantastische Welt und erzählt im Linner Jagdschloss von Drachen und Freundschaft.

 Janika Hoffmann ist bei der Lesung ganz in ihre fantastischen Geschichten vertieft.

Janika Hoffmann ist bei der Lesung ganz in ihre fantastischen Geschichten vertieft.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Der Ort der Lesung war ein freundlicher: Das Marianne-Rhodius-Zimmer im Jagdschloss von Burg Linn. Die Abendsonne schien in den Raum mit seinen aufgemalten Blumenkränzen und Ölgemälden mit Porträts.

Eine familiäre, intime Atmosphäre bot den Rahmen für Einblicke in Janika Hoffmanns Fantasywelt von Drachen und Menschen. Mit dieser Lesung, die zwei gegensätzliche Welten verband, startete die Reihe „Verwunschene Nacht... Phantastische Lesungen und Festival der Phantasie in Burg Linn“.

Als „alter Hase“ in der Fantasy-Literatur übernahm der Krefelder Autor Bernhard Hennen die Begrüßung und Moderation des Abends. Dabei plauderte er aus dem Nähkästchen, indem er auf seine erste Lesung vor 25 Jahren blickte. „Ich war unglaublich nervös! Werde ich gut lesen? Vielleicht stottern? Werden mich die Leute unterbrechen?“ Noch weitere Sorgen, die sich als unberechtigt herausstellten, fielen ihm ein.

Die Geschichten
werden nachts geschrieben

Dann stellte er in einem lockeren Gespräch Janika Hoffmann (Jahrgang 1995) vor. „Wie bist du zum Schreiben gekommen?“ „Ich war pleite“, lautete die etwas überraschende Antwort der Autorin. „Ich musste die Bücher selber besitzen! Und als Zwölfjährige reichte mein Taschengeld nicht.“ Aus dieser Not heraus, kam sie darauf, sich intensiver mit fantastischen Welten zu beschäftigen, indem sie selber mit dem Schreiben begann – „Das kann ja nicht so schwer sein.“

Mit 16 Jahren ließ sie sich dann von ihren Eltern zu ihrem ersten Verlag fahren: „Den Führerschein hatte ich ja noch nicht.“ Ihr Alltag wird heute – streng genommen – nicht tagsüber vom Bücherschreiben bestimmt. Nach der Arbeit in einer Werbeagentur kommt sie erst abends und in der Nacht zum Schreiben und Lektorieren.

Platz in ihrem Leben haben noch zwei wohl pflegeleichte Schlangen. „So habe ich Inspirationen gleich neben dem Schreibtisch.“ In ihren Büchern geht es um Zusammenhalt und Freundschaft zwischen Menschen und den „hochintelligenten“ Drachen. „Sie können ein Seelenband mit Menschen eingehen. Das ist nicht zerstörbar,“ sagt Hoffmann.

Zweifel und Krisen können in diesen artenübergreifenden Beziehungen aber doch auftreten, wie es ihr vorgetragener Ausschnitt aus dem zweiten Band ihrer Trilogie „Drachenkralle“ deutlich macht. In „Das Feuer der Macht“ schildert sie Knatsch und Missverständnisse zwischen Katharina und einem Drachen in einer Szene mit einem verletzten Wolf.

Bei ihrem Lesen schlüpft sie stimmlich in die Rollen ihrer Protagonisten, so dass sich ein lebendiges kleines Hörspiel entwickelt. Ihr Text ist gut zu verstehen, einfach und überschaubar gestaltet.

Später im Gespräch zwischen dem Publikum und der Autorin schildert sie das Entstehen ihrer Bücher und dass sie selber die Texte noch zwei-, dreimal gründlich überarbeitet. Dabei setzt sie die Vorgaben des Verlags um, für den Kürzen und Streichen zu den bevorzugten Aktionen gehört.

So stehen Adjektive auf der Streichliste ganz weit oben. Schnörkellose Texte bleiben übrig, die nahe an gesprochener Alltagssprache sind. Mit drei gestrichenen Kapiteln hat Hoffmann ein kleines Büchlein zusammengestellt, das Käufer ihrer Bücher als Zugabe und Ergänzung erhalten.

Im Gespräch nach der Lesung wurde auch darüber gesprochen, wie die Autorin bei ihren Fantasiegeschichten vorgeht, ob sie die Linien ihrer Erzählung streng plant. „Ich bin ein Mittelding zwischen Drauflos-Schreiber und Planer. Ich lasse mich auch gerne überraschen. Ich schreibe chronologisch, auch wenn einzelne Szenen schon fertig sind. Einen Flickenteppich von Szenen zusammenzubasteln, macht keinen Spaß“, erklärte die Autorin. Nur den Prolog schreibe sie manchmal erst am Schluss.

Ihre Perspektiven und Wünsche rund um das Bücherschreiben sieht Hoffmann wohl realistisch: „Es ist ein selbst gewähltes Elend. Ich würde gerne hauptberuflich schreiben. Aber es ist unwahrscheinlich, mal vom Schreiben zu leben.“

Schon allein Lesungen gehen ans eigene Budget, darüber klärt Hennen aus eigener Erfahrung auf. Das Spritgeld zahle man selber, übernachtet wird oft im Auto, so sehe für viele die Realität aus.

Daraufhin ermunterte die Museumsleiterin Jennifer Morscheiser das Publikum, mit dem Kauf eines signierten Buchs doch einen winzigen Beitrag zur Förderung junger Autorinnen der Fantasyliteratur zu leisten. Morscheiser startete auch den Vorverkauf der Abonnementkarten für die Reihe der fantastischen Lesungen. Die nächste Lesung ist jedoch noch kostenlos.

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