Kommentar Ein fester Partner muss her

Meinung | Krefeld · Dass es nun im Stadtrat kein klares Mehrheitsbündnis mehr gibt, ist kein Grund zur Panik. Das Rathaus verfällt gewiss nicht in lähmende Agonie. Schließlich gibt es genügend Beispiele, dass sich auch mit wechselnden Mehrheiten zumindest eine gewisse Zeit lang vernünftig regieren lässt, siehe Skandinavien.

 Alexander Schulte.

Alexander Schulte.

Foto: Sergej Lepke

Allerdings bedarf es dafür einiger Voraussetzungen. Die wichtigste: Das Klima zwischen den Parteien darf nicht grundlegend gestört sein. Der Vorsatz, das Wohl der Stadt an die erste Stelle zu setzen, muss ernsthaft von einer klaren Mehrheit getragen werden. Auf den ersten Blick sind die Voraussetzungen in Krefeld dafür so schlecht nicht. Schließlich haben CDU und SPD jahrelang zusammengearbeitet. Doch mit dem Schwenk der SPD zu den Grünen haben sich die Vorzeichen grundlegend geändert. Die machtverwöhnte CDU fühlte sich schon vor der Wahl ausgebootet, als ihre Stadtdirektorin plötzlich abserviert wurde. Seit der Wahl leitete sie unverkennbar einen schärferen Konfrontationskurs ein. Als Mehrheitsbeschaffer von Fall zu Fall bleiben somit FDP und Linke. Das Problem: Rot-Grün kann nicht zwischen diesen extremen Polen changieren, mal die Liberalen und mal die Sozialisten einspannen, je nach Sachfrage. Schnell würden sich beide Interimspartner verweigern – mit Verweis auf das „Fremdgehen“ mit dem verhassten anderen. Und das heißt: SPD, Grüne und OB haben ein Problem. Schon um den Haushalt im Mai durchzubringen, werden sie einige Kröten schlucken müssen. Danach suchen sie sich besser einen festen „Dritten“.