Prozession Die Tamilen-Gemeinde feiert ein farbenfrohes Fest mit Prozession

Kempener Feld. · Wegen einer Erweiterung des Mies-van-der-Rohe-Buisnessparks sorgen sich die Gläubigen um ihren Tempel.

 Beim Tempelfest wird gefeiert, dass die Göttin Sri Nagapoosani Ambaal heraustritt, um die Menschen zu segnen.

Beim Tempelfest wird gefeiert, dass die Göttin Sri Nagapoosani Ambaal heraustritt, um die Menschen zu segnen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Der Duft von süßen Früchten wird vom Wind durch die Straßen getragen. Die Klänge von Trommeln und Blasinstrumenten sind zu hören, begleitet von Gesang. Dieser wiederholt sich, während der kleine Tempel der Göttin Sri Nagapoosani Ambaal durch die Straßen rund um den Tempel getragen wird. Seine Farbenpracht gleicht der eines Regenbogens. Er ist geschmückt mit Getreideehren, Kokosnüssen und großen Blättern. Seine Kuppel zieren bunte Fähnchen. Unter einer Stoffbahn sitzt das Abbild der Göttin der Tamilen-Religion. Es scheint, als befände man sich in einer anderen Welt.

Die Tempelprozession ist der Höhepunkt des Hindufestes, das am 16. Juli sein Ende findet. Es wird gefeiert, dass die Göttin aus ihrem Tempel hinaustritt und jeden der Anwesenden segnet, der den Weg zu ihr findet. Die Gläubigen sind in bunte und glitzernde Gewänder gehüllt, oft mit Blumen im Haar und auffälligem Schmuck an Ohren und Händen.

Seit 16 Jahren ist der hinduistische Tempel ein Teil der Stadt

Die Tempelprozession wird von Männern mit Trommeln und Blasinstrumenten begleitet. Der Göttin werden Früchte wie beispielsweise Kokosnüsse und Bananen dargeboten, als Opfergaben für die Wünsche der Gläubigen. Die Kokosnüsse werden ihr auch vor die Füße geworfen. Während der Prozession tragen zahlreiche Frauen Schalen mit Feuer vor sich her. Andere halten vasenähnliche Gefäße, gefüllt mit Blumen und Blättern, über ihren Köpfen in die Höhe. Viele der Prozessionsteilnehmer sind barfuß unterwegs.

Dieser Anblick wirkt wie das Sinnbild eines fröhlichen Festes, doch steht auch eine gewisse Trauer über allem. Denn es könnte das letzte Fest sein, dass die Gläubigen in diesem Tempel feiern können. Bis 2021 sollen sie dort raus. Das Grundstück, auf dem die Halle steht, ist im Besitz des Mies-van-der-Rohe-Business-Parks. Das Gelände soll nun aber erweitert werden, das bedeutet: Der Tempel muss weichen. Das stellt die Tamilen-Gemeinde jedoch auch vor ein anderes Problem. Nach ihrem Glauben darf ein Tempel nur alle zwölf Jahre zerstört, renoviert oder umgesetzt werden. Erst 2015 ist der Tempel restauriert worden, wodurch eigentlich erst 2027 etwas Derartiges unternommen werden dürfte.

Der Tempel ist die Heimat
der Tamilen-Gemeinde

Das Fest ist ein Rausch der Blüten, Farben und Gerüche. Durch die Prozession wird mit Hilfe der Göttin der Bereich rund um den Tempel gesegnet, wie auch die Menschen die mitgehen. Seit Anfang des Monats feiern die Hinduisten ihr Fest, dass jeden Tag von einem anderen Programm begleitet wird. Den Auftakt machte die Puja („Verehrung“) des Ganesha. Damit soll der Tempel von den bösen Geistern befreit werden. An den weiteren zehn Festtagen werden die zehn Manifestationen der Göttin dargestellt und angebetet. Bei der Prozession kann jeder teilnehmen und jeder gesegnet werden.

Während des Festes am Sonntag ist jedoch klar geworden, dass die Tamilen-Gemeinde mit ihren Sorgen nicht alleine dasteht. Von Seiten der Stadt Krefeld, durch die Bürgermeistern Karin Meincke und der Integrationsbeauftragen, wurde versichert, dass man gemeinsam nach einer Lösung suchen wolle. Dass der Hinduismus ein fester Bestandteil des Krefelder Stadtlebens geworden ist, wird auch dadurch deutlich, dass zahlreiche Krefelder bei der Sonntagsprozession anwesend waren. Und der Tempel ist ein Ort, „an dem die Gläubigen immer ihre Wurzeln wiederfinden können“, so Meincke.

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