Sport Hubert Houben: Ein Krefelder war mal der schnellste Mann der Welt

Kliedbruch · Am Sonntag, 10. November, findet zum zweiten Mal der Martins-Crosslauf auf der Hubert-Houben-Kampfbahn statt. Die Leichtathletik-Abteilung bei Preussen besteht seit 100 Jahren.

 Der „Bolt der 20er Jahre“ — Hubert Houben von den Preussen sprintete der Weltelite davon.

Der „Bolt der 20er Jahre“ — Hubert Houben von den Preussen sprintete der Weltelite davon.

Foto: Preussen-Archiv

Man stelle sich mal vor; der Welt bis vor kurzem schnellster Sprinter Usain Bolt würde im Trikot von Preussen Leichtathletik laufen. So etwas gab es vor fast 100 Jahren: der damals „schnellste Mann auf der Welt“ war tatsächlich ein Krefelder Sprinter. Hubert Houben lief die 100 Meter auf Gras- oder Aschenbahn in der damals phänomenalen Zeit von 10,3 Sekunden.

Die gesamte Weltelite ließ er hinter sich. Man hockte damals noch in den heute zitierten „Startlöchern“, die mit kleinen Schaufeln hinter der Startline in die Bahn gegraben wurden. Die „Spikes“ waren schwer und sahen geradezu abenteuerlich im Gegensatz zu heute aus. Der Krefelder Sprinter (geb. 1898 in Goch, später Journalist, gestorben am 9. November 1956 in Krefeld) war tatsächlich eine Zeit lang der „Bolt der 20er Jahre“.

Vergessen ist Houben in Krefeld nicht, die am Appellweg gelegene, sehr idyllische, aber sanierungsbedürftige Anlage nebst Tribüne trägt seinen Namen. Und dort feiert man dieser Tage das 100-jährige Bestehen der Leichtathletik bei den Preussen, die sich vor zehn Jahhren aus dem Hauptverein KTSV Preussen abgespalten hatte, weil sie sich von der Fußballabteilung „stark eingeschränkt fühlte“, wie sich der jetzige zweite Vorsitzende Christoph Staufenbiel erinnert.

Verein sammelt in seiner Geschichte viele Medaillen

Über viele Jahrzehnte spielte Preussen Krefeld in der Top-Leichtathletik eine führende Rolle. Die Gründung war ein Jahr nach dem 1. Weltkrieg, als sich Fußballfreunde in der Sommerpause zu einem anderen Wettkampfsport zusammenfanden. In der Chronik der Preussen wimmelt es nur so von deutschen und internationalen Meistertiteln sowie Olympiateilnehmern. Noch heute sind Kriemhild Limberg (geb. Hausmann), Olympiateilnahme 1960 in Rom (4. Platz) und 1964 in Tokio (7. Platz) im Diskuswerfen, sowie Karl-Heinz Sievers, 1968 in Mexiko (23. Platz) im Marathonlauf, als Mitglieder dem Verein verbunden.

Es folgten erfolgreiche Jahre auf den Langstrecken bis zum Marathonlauf (42,2 km) in den 60ern. Initiator war Karlfried Maluga, der eine Gruppe von Spitzen-Marathonläufern um sich scharte. Kein Wunder, dass die Deutschen Meisterschaften im Marathonlauf am 9. Juli 1967 im Stadtwald ausgetragen wurden und „Kalle“ Sievers mit großem Vorsprung Deutscher Meister sowie die Preussen-Mannschaft (Sievers, Hermann Tonnemann, Oswald Charnietzki) hinter Hamburg Vizemeister wurden. 15 000 Zuschauer haben die Preussen-Läufer damals angefeuert.

Es war der letzte DM-Titel für die Preussen, die dann mit den Umstrukturierungsfolgen zu kämpfen hatten. Überall entstanden moderne Leichtathletik-Anlagen mit Kunststoff-Laufbahnen, halt nur nicht bis heute auf den städtischen Anlagen in Krefeld. Die Anlage am Löschenhofweg (Kunststoff seit den späten 70ern) gehört nicht der Stadt, sondern der Bayer AG. Um so erstaunlicher, dass es mit Brigitte Holzapfel (heute Kurschilgen, Hochsprung-Bundestrainerin) Mitte der 70er Jahre bei den Preussen noch eine erfolgreiche Hochspringerin gab, die die Höhe von 1,95 Meter schaffte. Vor 15 Jahren war Mittel- und Langstreckler Christoph Lohse noch ein herausragender Vertreter. Heute gibt es am Appellweg trotz der unzureichenden Trainingsanlagen dennoch eine große Nachwuchs-Gruppe unter Trainer Marius Reinartz, die die Erfolgsgeschichte fortsetzen will.

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