Neue Chefin im Präsidium Christine Frücht sieht sich als „Polizistin aus Berufung“

Krefeld · Entspannt, aufmerksam und zugewandt – so präsentierte sich Krefelds neue Polizeipräsidentin Christine Frücht am Freitag im ersten Kennenlernen-Gespräch mit Medienvertretern. „Es ist eine fantastische Aussicht, hier arbeiten zu dürfen“, sagte die 52-Jährige. Sie habe sich schlau gemacht und von vielen Seiten nur Gutes über die Krefelder Polizei gehört.

 Freut sich auf ihre Arbeit: Krefelds neue Polizeipräsidentin Christine Frücht.

Freut sich auf ihre Arbeit: Krefelds neue Polizeipräsidentin Christine Frücht.

Foto: abi/Andreas Bischof

„Ich glaube, dass die Behörde super aufgestellt ist. Es gibt stabile Strukturen, fast wie in einem familiären Verein.“

Kampf gegen Kindesmissbrauch war jahrelang ihr Schwerpunkt

Bei kritischen Fragen hielt sich Frücht mit Einschätzungen allerdings noch zurück. So blieb die These, wonach der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) mit Blick auf die Drogenszene und viele andere Aufgaben zu schlecht besetzt ist und dies zulasten der Polizei geht, ungeklärt im Raum stehen. Sie müsse zunächst viele Gespräche führen und Hintergründe verstehen, bevor sie dazu Stellung beziehen könne, sagte Frücht. „Als Polizeipräsidentin werde ich aber alles dafür tun, dass die Menschen in Krefeld nicht nur sicher sind, sondern sich auch sicher fühlen.“

Der Lebenslauf der gebürtigen Essenerin ist durchaus ungewöhnlich. Nach dem Abitur entschied sie sich für ein Wirtschaftsstudium und arbeitete als Diplom-Ökonomin zunächst bei einer Bank, bevor sie 1997 Polizistin wurde.

„Eigentlich wollte ich schon nach dem Abi zur Polizei, aber damals fehlte die Möglichkeit, dies mit einem Studium zu verbinden“, erzählte Frücht. Also ging sie den Umweg über die Ökonomie. „Aber die Arbeit bei der Polizei ist für mich eine Berufung.“

Vor dem Wechsel nach Krefeld übte Frücht verschiedene Leitungsfunktionen aus, zuletzt im Innenministerium in Düsseldorf. Schwerpunkt dieser Tätigkeiten war die Bekämpfung von Kindesmissbrauch und Kinderpornografie. „Eine Lehre daraus ist, dass wir mehr miteinander reden müssen.“ Wenn es in Schule, Kita oder Nachbarschaft einen Verdacht auf Missbrauch gebe, sollten wir den Kontakt suchen, um die Dinge zu klären, sagte Krefelds erste Polizeipräsidentin.

Frücht folgt auf den im Frühjahr nach Münster gewechselten Rainer Furth, der zwölf Jahre lang Krefelds Polizeipräsident war. In Münster ist der 63-Jährige jüngst überraschend von seinen Aufgaben entbunden worden. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat sich öffentlich zu den Gründen nicht geäußert. „Es ist manchmal besser für alle Beteiligten, wenn die Gründe für einen solchen Vorgang intern bleiben“, so Reul vor wenigen Tagen. Spekuliert wird, dass Furths eher autoritärer Führungsstil zu seinem frühzeitigen Ausscheiden  geführt haben könnte.

Mit Frücht an der Spitze dürfte sich die Tonlage im Polizeipräsidium am Nordwall verändern. Sie betonte, dass sie gegenüber allen Beschäftigten bei der Polizei eine Sorgfaltspflicht habe und sehr darauf achten werden, „dass die Kolleginnen und Kollegen alles haben, was sie für ihre Arbeit brauchen“.

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