Prozess in Krefeld Rentnermord erneut vor Gericht

Krefeld · Marko S. soll bei der Tat gegen Hans Werner L. als Auftraggeber eine wichtige Rolle gespielt haben. Nach dem 54-Jährigen war lange gefahndet worden. Ihm wird gemeinschaftlicher Raub mit Todesfolge vorgeworfen.

In diesem Haus an der Drießendorfer Straße war der Rentner Hans Werner L. bei einem Raub ums Leben gekommen.

In diesem Haus an der Drießendorfer Straße war der Rentner Hans Werner L. bei einem Raub ums Leben gekommen.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

In einem der spektakulärsten Kriminalfälle der vergangenen Jahre in Krefeld gibt es seit Donnerstag eine Fortsetzung vor dem Landgericht: Dem Angeklagten Marko S. (54) wird vorgeworfen, im Oktober 2016 an dem Raub beteiligt gewesen zu sein, bei dem der Rentner Hans Werner L. (79) ums Leben kam. Fünf Täter waren deshalb bereits im Januar verurteilt worden.

Zur Sache und zur Person machte der Angeklagte keine Aussage

Der Prozess gegen Marko S. konnte erst jetzt beginnen, da der Mann untergetaucht war und erst im Mai in Solingen festgenommen werden konnte: Er hatte sich dort bei Verwandten versteckt. Staatsanwältin Anna Stelmaszczyk wirft ihm vor, gemeinsam mit seiner schon verurteilten Frau Iwona die Tat vorbereitet zu haben: Beide hätten erfahren, dass sich in der Wohnung des Rentners wertvolle Antiquitäten befinden und daraufhin beschlossen, diese um jeden Preis an sich zu bringen. Während der Tat soll Marko S. im Auto vor dem Haus an der Drießendorfer Straße gewartet haben. Die Beute soll dann in dem Wagen abtransportiert worden sein. Laut Anklage soll der 54-Jährig später versucht haben, die erbeuteten Gegenstände zu verkaufen.

Zur Sache und zur Person machte der Angeklagte, der in Polen zur Welt kam, keine Angaben. Er erklärte nur, seine Staatsangehörigkeit sei „ungeklärt“.

Sehr viel redseliger war Mariusz F. (44): Der im Januar zu zehn Jahren Haft verurteilte polnische Mittäter stellte als Zeuge den Angeklagten und dessen Frau als „Auftraggeber“ des Verbrechens dar. Er habe sie als regelmäßige Kunden eines Kiosks an der Neuen Linner Straße kennengelernt, in dem er gearbeitet habe. Später habe man sich oft getroffen und gemeinsam Drogen und Alkohol konsumiert.

Bei einem Treffen in einer Spielhalle hätten ihm der Angeklagte und seine Frau 25 000 Euro geboten, wenn er ihnen Zugang zur Wohnung des Rentners verschaffe. Zudem habe er das Opfer fesseln und im Bad einschließen sollen. An dem Gespräche habe Iwona G. den größten Anteil gehabt.

Zeuge: „Der Tod des alten
Mannes war nicht beabsichtigt“

Der Zeuge bestätigte zudem seine frühere Aussage vor dem Ermittlungsrichter. „Der Tod des alten Mannes war nicht beabsichtigt.“ Der 79-Jährige war mit Klebeband an Armen und Beinen gefesselt worden. Es wurde ihm auch um den Kopf gewickelt, nur die Nasenöffnung blieb frei. Dennoch erstickte der Rentner. Wann die Täter dies bemerkt hatten, dazu hat der Zeuge in der Vergangenheit unterschiedliche Angaben gemacht.

Was genau am Tattag in der Wohnung passiert ist, wer welche Rolle übernommen hatte, dazu sagte Mariusz F. vor Gericht immer wieder: „Ich möchte auf diese Frage nicht antworten.“ Er bestätigte aber, dass der Angeklagte in einem Opel Zafira vor dem Haus des Rentners gewartet habe – und Iwona G. habe die Wohnung erst nach der Überwältigung des Rentners betreten, um die Beutestücke auszusuchen.

Er selbst, so der Zeuge, habe das graue Panzerklebeband mitgeführt, mit dem Hans Werner L. gefesselt wurde. Wer es ihm gegeben, wer ihn an dem Morgen abgeholte hatte, wisse er nicht mehr. Er sei betrunken gewesen, erzählte Mariusz F., denn in der Nacht zuvor habe man in der Wohnung des Angeklagten gemeinsam mit anderen Mittätern eine Party gefeiert. Nur Johann S. (27), der später als „Bote“ an der Wohnung des Opfers klingelte, sei nicht dabei gewesen.

Die versprochenen 25 000 Euro hat Mariusz F. nie gesehen: In einem Telefonat am Weihnachtstag 2016, das von der Polizei abgehört wurde, erkundigte er sich beim Angeklagten nach den „Geschenken“. Ebenfalls als Zeuge sollte Przemyslaw F. (37), Bruder von Mariusz F., befragt werden. Er machte aber von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern. Im eigenen Verfahren hatte er erklärt, vom Tod des Rentners erst nach der Tat erfahren zu haben.Der Prozess wird am 19. November fortgesetzt.

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