Hilfe Andrea Arndt ist die neue Leiterin der Telefonseelsorge

Krefeld · 56-Jährige koordiniert Dutzende Mitarbeiter für Krefeld, Mönchengladbach und Viersen.

  Andrea Arndt ist eine von vier hauptamtlichen Mitarbeitern.

 Andrea Arndt ist eine von vier hauptamtlichen Mitarbeitern.

Foto: Furchheim

„Zum ersten Mal eine Frau und evangelisch“, kommentiert Andrea Arndt ihre neue Position als Leiterin der Ökumenischen Telefonseelsorge (TS) Krefeld-Mönchengladbach-Rheydt-Viersen. Seit dem 1. Juli leitet die 56-Jährige die TS mit Sitz in Krefeld. Arndt ist Diplom-Sozialpädagogin, Supervisorin, systemische Familien- und Paartherapeutin. Seit mehr als vier Jahren lebt sie in Krefeld und arbeitete als Studierendenberaterin der Fachhochschule für die öffentliche Verwaltung NRW in Duisburg. Bevor sie nach Krefeld kam, war sie in der Telefonseelsorge Stuttgart beschäftigt. Arndt ist als Leiterin in der TS Nachfolgerin von Dieter Mokros, der im Januar unerwartet verstarb.

„Mir war schon mit 15 Jahren klar, dass ich mit Menschen arbeiten möchte“, sagt Arndt. Sie hat zunächst eine Ausbildung zur Erzieherin in einer Kindertagesstätte in Darmstadt absolviert und danach viele Jahre größtenteils in kirchlichen Kitas, auch in Leitungsfunktionen, gearbeitet. Mit Ende 30 bildete Arndt sich weiter. „Da absolvierte ich meine erste Fortbildung in Systemischer Therapie. Seitdem habe ich kontinuierlich diesen Weg verfolgt.“ Sie studierte an der Fachhochschule Fulda extern Sozialpädagogik und schloss mit dem Diplom ab. Zudem machte sie die Weiterbildungen zur Systemischen Familien- und Paartherapeutin und Supervisorin. „Während dieser gesamten Ausbildungszeit war ich weiterhin voll berufstätig“, sagt sie.

Anrufe können
Ehrenamtliche auch belasten

Warum der Wechsel in die Telefonseelsorge? „Die Arbeit mit den Ehrenamtlichen, die sich in der Seelsorge engagieren, lässt viel Spielraum für persönliche Begegnungen“, sagt die neue Leiterin. „Telefonseelsorge ist professionell, aber sie hat auch ihre Grenzen.“ Viele Nöte von Menschen kämen in den Telefonanrufen zum Ausdruck, so Arndt. Traurige Dinge, auch belastende, nicht so schnell behebbare, herausfordernde Lebenssituationen. Auch existentielle Themen. Und sie können ganz unterschiedliche ausgeprägt sein: Psychische Erkrankungen, Einsamkeit, krisenhafte Lebensphasen. „Bei den Telefonanrufen erfährt man viel“, sagt Arndt. „In den Telefonaten kann man auch gesellschaftliche Themen abgebildet sehen.“ So sei beispielsweise die Toleranz der Menschen und ihre Neugier auf das Unbekannte so häufig gedeckelt von ihren Ängsten. Vielen Menschen fehle inzwischen das Gefühl, „hier an dieser Stelle, an diesem Platz in der Gesellschaft, fühle ich mich aufgehoben“. Ein weiteres Thema, das immer prominenter werde, sei die Einsamkeit. „Bei der Flexibilität, die im Berufsleben in den vergangenen Jahren verlangt wurde, blieb häufig das soziale Netz auf der Strecke“, erklärt Andrea Arndt. „So haben die Menschen, wenn sie in Ruhestand gehen, kaum noch soziale Kontakte, auf die sie zurückgreifen können.“

Auch 70 Ehrenamtliche
kümmern sich um Anrufer

Neben den vier hauptamtlichen Mitarbeitenden sind etwa 70Frauen und Männer ehrenamtlich aktiv in der ökumenischen Telefonseelsorge. „Ich schätze sehr, dass sich Menschen für ein Ehrenamt zur Verfügung stellen und sich engagieren“, erklärt Arndt. „Ich würde mich freuen, wenn die Ehrenamtlichen auch in Zukunft hier in der Arbeit in der Telefonseelsorge etwas finden, was ihr Leben bereichert. Außerdem bietet wir auch Fortbildungen an.“ Die Telefonseelsorge sucht weitere Ehrenamtliche. Im September beginnt das Auswahlverfahren für den neuen Ausbildungskurs.

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