Corona-Pandemie An Weihnachten muss niemand alleine bleiben

Krefeld · Im Altenheim St. Josef wird nach negativen Schnelltests gemeinsam gefeiert und die Senioren dürfen auch zu ihren Familien nach Hause.

 Heimleiterin Beate van Tintelen und Bewohner Erwin Demmer — die Pandemie macht den Alltag etwas schwerer.

Heimleiterin Beate van Tintelen und Bewohner Erwin Demmer — die Pandemie macht den Alltag etwas schwerer.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Distanz während der Corona-Pandemie kann zum Verlust sozialer Teilhabe und zur Verschlechterung des Gesundheitszustandes älterer Menschen führen. Damit dies nicht geschieht, stehen an den Feiertagen im Altenheim St. Josef an der Tannenstraße das Personal und Fachleute parat, die für die Senioren da sind.

Einrichtungsleiterin Beate van Tintelen weiß, dass es kein Fest wie gewohnt werden wird. Sie vertritt die Region Krefeld-Meerbusch im Pflegenetzwerk Deutschland. Dies ist eine bundesweite Plattform für den Erfahrungsaustausch von Menschen, die in der Pflege arbeiten. „Der Austausch mit den Kollegen ist wertvoll. So beispielsweise mit denjenigen in Solingen, wo die Fallzahlen deutlich höher sind als in Krefeld. Dort sind Besucher nur dreimal pro Woche gestattet. Sie berichten, was dann geschehen muss“, erklärt van Tintelen.

Anders herum: „Wir gehören zu den ersten Heimen, deren Bewohner geimpft werden. Da kann von uns gelernt werden.“ Der Dialog sei dringend notwendig. Denn manche Allgemeinverordnung zu Corona komme und müsse am selben Tag umgesetzt werden. Manches stehe auch zuallererst in der Presse.

„Umarmen verboten“ ist eine Überschrift der Pandemie. „Den Senioren fehlt der Körperkontakt. Aber sie verstehen es und sagen: ,Es ist nicht schön, aber trotzdem gut`.“ Bei Dementen, für die der physische Kontakt überaus wichtig sei, gebe es das volle Schutzprogramm mit Kittel, Handschuhen, Maske und Visier. „Es ist ganz furchtbar, aber die einzige Möglichkeit zum Schutz.“ 

Derzeit ist die Situation im Altenheim St. Josef – dort leben Menschen im Alter zwischen 75 und 101 Jahren – relativ entspannt. „Es sind zwei Besuche mit jeweils zwei Personen pro Tag erlaubt“, berichtet die Leiterin. „Bewohner entscheiden, welche Personen zu Besuch kommen dürfen. Sie dürfen Weihnachten auch nach Hause. Wir appellieren an die Verwandten, dass es bei einem Haushalt mit maximal vier Personen zusätzlich bleibt.“ Es müsse vertraut werden, kontrollieren könne man nicht, heißt es weiter. Das Pflegepersonal geht davon aus, dass keine Verwandten die Senioren infizieren möchten. Nach der Rückkehr über Nacht steht ein Schnelltest und eine freiwillige zweitägige Quarantäne an. Der Schnelltest wird von pensionierten Pflegekräften gemacht. „Die Senioren verstehen es aber auch, wenn der Besuch zum Fest verschoben wird.“

Im Heim bleiben die Bereiche strikt getrennt. „Bisher gab es eine Corona-Infektion, die die Frau aus dem Krankenhaus mitgebracht hat“, berichtet die Leiterin. Mitarbeiter des Sozialen Dienstes helfen während der Feiertage. In Gruppenräumen treffen sich Bewohner mit Negativ-Schnelltest zur Weihnachtsfeier mit Musik und besonders leckerem Essen. Aus der ersten Welle ist Bewohnern auch die Video-Telefonie geläufig. Da gibt es Sichtkontakt mit anderen. Ordensschwester Erentrud vom Kloster nebenan wird zu den Weihnachtstagen vermehrt da sein. Die Messe aus der Kapelle mit Pfarrer Heinz Herpers wird übertragen und er steht auch als Seelsorger parat, wenn der Druck auf der Seele zu groß werden sollte. Trotz allem kann sich Beate van Tintelen vorstellen, dass in den Zimmern so manch eine heimliche Träne vergossen wird.

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