Mariannenschule Krefeld So funktioniert integrative Schulsozialarbeit

Krefeld · Über die „Integrative Schulsozialarbeit“ an der Mariannenschule in Krefeld berichten Miriam Fassbender und Didem Günel.

 Didem Günel, Sozialarbeiterin der Mariannenschule (links), und Schulleiterin Miriam Fassbender.

Didem Günel, Sozialarbeiterin der Mariannenschule (links), und Schulleiterin Miriam Fassbender.

Foto: ja/Stadt Krefeld

Seit dem 1. Juli 2020 konnten über die Integrationspauschale insgesamt fünf Stellen „Integrative Schulsozialarbeit“ an vier Grundschulen sowie einer Förderschule in Krefeld geschaffen werden. Die neu eingesetzten Sozialarbeiter kümmern sich vorwiegend um Kinder sowie deren Eltern, die einen Flucht-/Migrationshintergrund oder einen ungeklärten Aufenthaltsstatus besitzen. Am Beispiel der Mariannenschule berichten im Interview Schulleiterin Miriam Fassbender und Schulsozialarbeiterin Didem Günel über die bisherigen Erfahrungen.

Wie ist der Bedarf an integrativer Schulsozialarbeit an der Mariannenschule?

Miriam Fassbender: Die Grundschule Mariannenstraße liegt in der Innenstadt und wird von circa 300 Schülern aus unterschiedlichen Herkunftsländern besucht. Seit der Flüchtlingswelle 2015 steigt der Anteil an Kindern und Familien ohne deutsche Sprachkenntnisse kontinuierlich an. Ein Großteil der Kinder hat vor der Einschulung keine Kindertageseinrichtung besucht. Das Wohngebiet um die Schule herum ist gekennzeichnet durch schwierige soziale Bedingungen: Migrationsproblematiken, geringe Deutschkenntnisse, Arbeitslosigkeit, finanzielle Probleme, Konfrontation mit Situationsanalyse und einem vorurteilsfreien Blickwinkel in erzieherischen und pädagogischen Gesprächen. Leider erschwert die Pandemie unsere Arbeit und somit sind größere Projekte momentan nicht möglich. Es ist zu beobachten, dass viele Eltern wenig Vertrauen in Staat und Behörden haben. Dies hängt womöglich mit wenig demokratischen Strukturen in den Herkunftsländern und daraus resultierendem Misstrauen zusammen. Umso wichtiger ist es, Bewusstsein für unseren Rechts- und Sozialstaat zu schaffen.

Frau Günel, was bewirkt die integrative Schulsozialarbeit kurzfristig in Zeiten von Corona, aber auch langfristig hinsichtlich der Zielsetzung Integration?

Didem Günel: Jeden Tag ist es möglich, etwas im Leben der Kinder zu bewegen, sie in ihrer Person zu stärken und Mut zu machen. Als Krefelderin mit türkischem Migrationshintergrund kann ich das soziale Leben mit verschiedenen Kulturbrillen betrachten, wahrnehmen und bestenfalls vermitteln. Der Fokus meiner Arbeit liegt auf der Alltags- und Lebenswelt der Kinder und ihren Familien. So versuche ich mich an ihrem sozialen Leben zu orientieren und erst einmal die Strukturen und das Familiensystem zu verstehen. Langfristige Ziele sind unter anderem, Bildungsbenachteiligung zu vermeiden, positive Lebensbedingungen zu schaffen und die Kinder bei ihrer Identitätsentwicklung und Persönlichkeitsbildung zu fördern. Wichtig dabei ist, die Heterogenität der Schüler zu erkennen und die Vielfalt als Ressource zu wertschätzen und zu nutzen.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Schulsozialarbeit und den Lehrkräften, und wie ist die Akzeptanz im Kollegium?

Fassbender: Die Schulsozialarbeit im Rahmen der Landesschulsozialarbeit ist bereits seit vielen Jahren ein fester Bestandteil an der Mariannenschule und wird seitens der Lehrer, Kinder und Eltern sehr geschätzt und genutzt. Die integrative Schulsozialarbeit komplettiert und erweitert das bestehende Angebot und vergrößert somit das schulische Angebot Mariannenschule.

Günel: Seit August arbeite ich an der Mariannenschule mit Lehrkräften und Erziehern des offenen Ganztags in Trägerschaft des SKF. Wir arbeiten alle für und mit der gleichen Zielgruppe. Aus diesem Grund ist es für den Ort Lebensraum Schule bedeutsam und notwendig, unsere Kompetenzen, Fähigkeiten und Ressourcen zu bündeln. Als kommunale Schulsozialarbeiterin diene ich als Brücke zwischen Jugendhilfe, Schule, Eltern und Kindern. Mit der Zeit kommen immer mehr Kooperationspartner hinzu, insbesondere aus dem Sozialraum. Vom Kollegium bekomme ich positives Feedback. Eine Klassenlehrerin sagte nach guter Zusammenarbeit: „Didem, es ist toll, durch Deine Brille schauen zu dürfen. Du nimmst die Situation ganz anders wahr als wir.“

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