Investitionskosten für PV-Anlagen 40 Millionen Euro für Strom von den Dächern der Stadt

Der Anteil an Photovoltaik-Anlagen auf Privatdächern in Krefeld soll stark erweitert werden. Bisher liegt die Stadt mit einem Anteil von 51,4 Prozent bei mit regenerativer Energie ausgestatteten Häusern deutlich unter dem Landesschnitt (57,8 Prozent).

 Eine Photovoltaik-Anlage auf einem Privathaus am Neuburgshof.

Eine Photovoltaik-Anlage auf einem Privathaus am Neuburgshof.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Der Umwelt- und Klimaausschuss hatte daher im Juni den Prüfauftrag beschlossen, inwieweit bei Neubauten und Dachsanierungen solche Anlagen verpflichtend gemacht werden können (siehe Kasten). Aber auch die Stadt Krefeld selbst will bei ihren eigenen Gebäuden mit gutem Beispiel vorangehen.

Schon im Februar hatte das Zentrale Gebäudemanagement (ZGM) der Stadt vom Klimaausschuss deshalb den Auftrag erhalten, den personellen, finanziellen und organisatorischen Ressourcenbedarf zur Errichtung von PV-Anlagen auf städtischen Gebäuden mit geeigneten Dächern bis zum Jahr 2025 zu ermitteln. Der Antrag basiert auf den Zielen des Konzeptes „KrefeldKlima 2030“. Im Betriebsausschuss für das Zentrale Gebäudemanagemt wurden jetzt erste Ergebnisse vorgelegt.

Gebäudemanagement betreut
225 Liegenschaften in der Stadt

Das Zentrale Gebäudemanagement der Stadt Krefeld betreut aktuell 225 Liegenschaften mit 737 Gebäuden. Darüber hinaus werden Dienstleistungen für 649 Gebäude, die in der Zuständigkeit anderer Fachbereiche liegen, wahrgenommen. Da nicht alle Gebäude für die Errichtung von PV-Anlagen geeignet sind, ist in einer Kostenschätzung zunächst auf die 225 Liegenschaften abgestellt worden, die im Eigentum des ZGM liegen.

Die Projekte sollen möglichst bis Ende 2025 umgesetzt werden, wobei in diesem Jahr aufgrund der noch erforderlichen Abstimmungen und Vorbereitungen sowie der Beschaffung der Finanzmittel nur wenige PV-Anlagen umgesetzt werden dürften. „Bislang steht hier nur die Errichtung einer PV-Anlage auf dem Gymnasium am Moltkeplatz zur Disposition“, lassen die Fachleute wissen.

Der gesamte Finanzaufwand ist ihren Ermittlungen nach sehr groß. In einer ersten Kalkulation wird er auf etwa 40 Millionen Euro geschätzt. Dieser Kalkulationsansatz entspricht 180 000 Euro pro Liegenschaft und basiert auf Durchschnittswerten.

„Ein Finanzvolumen in dieser Größenordnung ausschließlich für die Errichtung von PV-Anlagen zu binden, würde andere Handlungsfelder innerhalb der Stadt Krefeld erheblich einschränken. Diese Mittelbindung würde faktisch dazu führen, dass vorgesehene Projekte oder Instandhaltungen zurückgestellt werden müssten“, hält das ZGM nüchtern fest. Aus diesem Grunde wurde nach alternativen Realisierungs- und Finanzierungsmodellen gesucht. „Hier bieten sich Modelle wie Energieeinspar-Contracting (ESC) oder PPP (Public-Private-Partnership) an.“

Die Vorbereitung einer Ausschreibung für ein Energieeinspar-Contracting, das ein externer Energiedienstleister umsetzt (z. B. Planung, Baukoordination und Betriebsführung), ist sehr umfangreich. „Da die Datengrundlagen für eine solche Schärfenbetrachtung noch nicht vorliegen, kann zu diesen Modellen zum aktuellen Zeitpunkt noch keine konkrete Aussage getroffen werden“, sagt das ZGM.

CO2-Emissionen werden um
200 Tonnen im Jahr reduziert

Derzeit bereitet das Energiemanagement aber die Bildung von Gebäudepools vor, die als Ausschreibungsgrundlage dienen sollen. Die ersten könnten nach erfolgreicher Ausschreibung und Vergabe bereits 2022 in ein Contracting überführt werden. Aktuell wird eine Ausschreibung für die Beratungsleistungen zur Begleitung der Ausschreibungen vorbereitet.

Auch eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung des Gebäudemanagements liegt zu verschiedenen Objekten vor. Darin wird festgestellt, dass der Betrieb der PV-Anlagen durch das ZGM selbst die wirtschaftlichste Lösung darstellt. Betrachtet wurden zum Beispiel die Turnhalle und Gebäude des Maria-Sibylla-Merian-Gymnasiums (349 Module), das Berufskolleg Kaufmannsschule (1255) und die Freiherr-vom-Stein-Realschule (1394).

Das Gebäudemanagement hat für eine weitergehende Betrachtung fünf zusätzliche Objekte ausgewählt: Gesamtschule Robert-Jungk, Hannah-Arendt Gymnasium,  Gymnasium Fabritianum, Sollbrüggenschule und die Gesamtschule Uerdingen (Nebenstandort).

Die höchsten Kapitalflüsse am Ende der Betriebszeit von 20 Jahren liefern demnach die Anlagen auf der Gesamtschule Robert-Jungk sowie dem Hannah-Arendt Gymnasium. Die Anlagen des Nebenstandortes der Gesamtschule Uerdingen sowie des Gymnasiums Fabritianum weisen insbesondere aufgrund der hohen Investitionskosten und der verhältnismäßig geringen erreichbaren Stromersparnis die längste Amortisationszeit auf.

Durch die Inbetriebnahme von Photovoltaikanlagen auf diesen Gebäuden ist es laut ZGM möglich, die CO2-Emissionen um ca. 200 Tonnen pro Jahr zu reduzieren. Bezogen auf die Betriebszeit von 20 Jahren beträgt dieser Wert ca. 4000 Tonnen. Aufgrund der hohen installierten Anlagenleistung tragen das Gymnasium Fabritianum sowie die Gesamtschule Robert-Jungk am meisten zur CO2-Ersparnis bei.

Fördermöglichkeiten werden derzeit geprüft – unter anderem beim  Ministerium für Umwelt des Landes NRW.

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